Nachdem Pepino am Samstag schon wieder zurück nach Hause konnte, weil es ihm schon wieder besser ging, lasse ich ihn dennoch nicht lange alleine. Und so verbringe ich auch diesen Tag bei ihm in der Box nur diesmal zuhause und nicht mehr in der Klinik. „Schätzchen wach auf" höre ich eine Stimme mich aus dem Schlaf holen. Langsam öffne ich meine Augen wieder und blicke zu meiner Mom die an der Boxentüre steht. Ich muss wohl bei Pepino in der Box eingeschlafen sein. „Komm Abendessen" sagt meine Mom mit ruhiger Stimme und verschwindet dann mit einem sanften lächeln wieder. Ich richte mich aus der Ecke hoch und stelle mich neben Pepino hin. Ich streiche ihm über seinen Hals und sage dabei „Ich liebe dich mein Schatz. Sogar mehr als ich diesen Kakao als Kind geliebt habe" ein leichtes Lächeln geht über meine Lippen. Ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange und verlasse dann langsam die Box.
Gerade als ich mich an den Esstisch setze sagt mein Dad „Die Tierärztin hat angerufen, sie kommt später nochmal vorbei." „Alles klar" bringe ich heraus und schnappe mir dann was zu Essen. „Wie geht's ihm?" fragt meine Mom vorsichtig. „Ich glaube es geht ihm schon langsam besser." „Das ist schön zu hören" antwortet mir meine Mom aufmunternd. Ich nicke nur leicht und esse ruhig weiter. „Wie geht's dir eigentlich bei den Turnieren?" fragt mich mein Dad um wohl das Thema etwas zu wechseln. „Ähm gut, gut" sage ich ihm und ich bin mir im Klaren das ich ihn damit gerade angelogen habe. Aber meine Gedanken sind gerade bei Pepino und ich will mich jetzt auf keine Diskussion mit meinem Dad einlassen. Also verschweige ich ihnen lieber mein vorhaben. Immerhin werden sie es noch früh genug erfahren...
Wenig später höre ich dann meine Tierärztin in die Einfahrt fahren und stehe sogleich vom Tisch auf. Mit Catch im Schlepptau gehe ich hinaus zu ihr. „Hey" sage ich kurz. „Hallo, was machst den du hier? Ich dachte deine Eltern hätten gesagt das du in Europa auf Turniersaison bist?" „Ja naja was soll ich sagen. Wenn es um Pepino geht..." „Ja verstehe. Dann sehen wir uns ihn mal wieder an. Wie geht's ihm denn?" fragt sie mich als wir den Weg hinauf zum Stall gehen. „Er frisst wieder und schaut auch allgemein schon wieder aufgeweckter aus." „Okey, alles klar." Ich öffne Pepinos Türe und die Tierärztin geht gleich hinein zu ihm und untersucht ihn. Gespannt wartend sehe ich ihr zu. Als sie dann endlich fertig ist sagt sie „Also es sieht wirklich langsam besser aus. Magengeräusche sind eindeutig zu hören und sein Zahnfleisch wird auch wieder Rosa. Ich gebe ihn nochmal Schmerzmittel aber ich denke er ist wieder am Weg der Besserung." „Oh Gott sei Dank" atme ich erstmal auf. Ich gehe mit ihr nach draußen um nochmals die Schmerzmittel für ihm zu holen und frage sie dabei „Der Tierärztin der Klinik hat gesagt die Kolik käme vom Stress. Aber ich frage mich woher er jetzt Stress haben sollte?" „Naja Pferde bekommen stress, wenn sich etwas ändert aus ihrem direkten Umfeld. Vielleicht ist es für ihn stressig, weil du als seine Bezugsperson nicht mehr da warst." „Meinst du wirklich?" frage ich sie stutzig. „Ja das kann schon vorkommen. Immerhin bist du seit Fohlenalter mit ihm zusammen. Du hast mit ihm schon so viel gemacht und durchgestanden. Du bist ein wichtiger Teil seiner Herde und wenn du fehlst, löst das bei ihm stress aus." Einseitig geschockt und doch auch verständnisvoll versuche ich diese bestätigte Erkenntnis in meinen Kopf zu bekommen. Ich habe ihn und auch die anderen in letzter Zeit wirklich vernachlässigt. Doch leider sollte sich das ja nicht wirklich ändern. Immerhin habe ich jetzt geplant mit Fabio zusammen zu ziehen...
Etwas später am selben Abend sitze ich noch immer bei Pepino in der Box. So viele Gedanken schwirren mir im Kopf herum. Wie soll ich das machen, wenn ich zu Fabio ziehe? Bekommt Pepino dann wieder Stress? Stirbt er meinetwegen dann? Meine Gedanken drohen sich gerade zu erschlagen da steht plötzlich mein Dad an der Boxentüre und schiebt diese langsam auf. „Wie geht's euch?" fragt er ruhig und doch sehe ich dieselbe Besorgnis in seinen Augen die wohl auch ich in mir trage. Naja vielleicht auch nicht genau dieselbe... Während ich wieder aufstehe aus meiner Ecke sage ich „Ich denke es geht ihm schon besser." Mein Dad tritt in die Box ein und streicht Pepino über die Stirn als er sagt „Das ist gut. Du musst wieder gesund werden hörst du. Wir brauchen dich, vor allem Shirin." Mein Dad lächelt mich dabei an und dabei frage ich mich warum in letzter Zeit die Leute immer auf das eine Thema kommen müssen von dem ich Moment nichts hören will. „Übrigens hört dein Handy nicht auf zu Piepen. Vielleicht solltest du mal nachsehen..." fügt mein Dad hinzu und reicht mir mein Handy. „OH ja. Das habe ich total vergessen..." „Ich bin mir sicher er wird es verstehen" gibt mir mein Dad lächelnd zurück. Klar das mein Dad weiß das Fabio mit Sicherheit die ganzen Nachrichten hinterlassen hat. In diesem Moment frage ich mich was genau er und natürlich auch meine Mom davon halten werden, wenn ich ihnen erzähle das ich mit ihm zusammenziehe und statt weiterhin mit Pferden zu trainieren oder auf Turniere zu gehen, bei seinen Rennen dabei bin. Immerhin waren sie es die mich unterstützt haben das ich Pferdetrainerin werden konnte. Ob ich sie wohl damit jetzt enttäusche?
„Okey ich lasse dich mal wieder alleine mit Pepino. Und Ruf Fabio an, der macht sich sicher schon sorgen" holt mich mein Dad aus meinen Gedanken während ich nur auf mein Handy gestarrt habe. Ich nicke meinen Dad noch zu und schon verschwindet er aus der Box. Als ich mein Handy entsperre sind dort unzählige Nachrichten und Anrufe zu sehen. Die meisten von Fabio aber auch ein paar von May, Marcel und Martin. Bei den anderen werde ich mich morgen erst melden aber Fabio rufe ich natürlich jetzt sofort an. Vielleicht schafft er es mir aus meinen Gedanken zu helfen. Via FaceTime sehe ich wenige Sekunden später sein bereits etwas müdes Lächeln. „Hey meine schöne wie geht's euch beiden?" „Es wird. Ja die Tierärztin war heute Abend nochmal da, da und sie glaubt das er wieder auf dem Weg der Besserung ist." „Das ist toll. Und wie geht's dir?" fragt er mich nochmals und ich hatte gehofft das ich es so wie früher bei meinem Dad, überspielen konnte. Aber nichts da, das klappt bei ihm nicht. Leicht lächelnd antworte ich ihm „Ich weiß nicht. Mir schwirrt gerade viel im Kopf herum." „Das glaube ich. Kann ich dir da vielleicht irgendwie helfen?" „Ganz ehrlich...Ich hoffe" gebe ich fast flehend zurück. „Okey dann erzähl mal" antwortet er mir und setzt sich dabei in seinem Bett etwas auf.
Eine ganze Stunde später
„Okey ich lasse dich jetzt mal schlafen. Immerhin musst du morgen eine Rennen fahren. Ich liebe dich gute Nacht" sage ich auch schon sehr müde ins Handy. „Gute Nacht ich liebe dich auch. Und ich kann es kaum erwarten dich übermorgen wieder zu sehen. Schlaf gut." Damit lege ich lächelnd auf und frage mich warum ich ihn nicht eher angerufen habe. Ich hätte mir Stunden des Kopfzerbrechens ersparen können mit einem kleinen Anruf an ihn. Denn er musste mich nur daran erinnern, dass ich jetzt so oft ich will meine Familie zuhause besuchen kann, auch wenn ich bei ihm wohne und mit ihm überall hin mitfahre. Da der Stress meine Familie, Fabio und meine Arbeit unter einen Hut zu bringen ja jetzt wegfällt. Denn meine Arbeit hat am meisten Zeit vereinnahmt und sie war es die mich ja immer an den anderen beiden Dingen gehindert hat. So war die Lösung ja quasi schon da, ich musste sie nur von Fabio hören. Allerdings bei der Sache wie ich meinen Eltern beibringe das ich zu ihm ziehe und mit meiner Arbeit aufhöre konnte er mir nicht helfen... Das muss ich wohl oder übel selbst machen am besten noch bevor Fabio am Montag kommt.
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When your life changes, do you keep going or do you go back?
FanfictionShirin steht an einem wichtigen Punkt in ihrem Leben. Doch plötzlich wird alles was sie sich für die Zukunft vorgenommen hat durcheinander gebracht. Für was wird sie sich entscheiden? Für das Leben auf das sie schon seit Jahren hin gearbeitet hat un...