Kapitel 66

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Als wir dann alle zurück in der Box sind und unsere Motorräder abgestellt haben sehe ich doch auch die ein oder anderen erschöpften Gesichter. „Das war ein mega Ausflug heute" sagt Jack gleich als er sich seinen Helm absetzt. „Ohja das müssen wir auf jeden Fall noch einmal machen, bevor wir wieder abreisen" fügt gleich Joan hinzu. „Aber nur wenn Jack beim nächsten Mal vor mir bleibt" füge ich noch hinzu als ich mich hinsetze. Daraufhin können sich alle ein Lachen nicht verkneifen. Fabio reicht mir eine Wasserflasche und setzt sich dann neben mich hin. „Danke." „Kein Problem. Aber du hast dich heute super geschlagen" gibt Fabio mir als Antwort. „Ja du warst echt gut. Da merkt man keinen Unterschied zwischen dir und uns" sagt Jorge gleich darauf. „Naja wieso sollte man auch?" gebe ich sarkastisch zurück. Als sich die Jungs dann weiter unterhalten checke ich derweilen mein Handy auf neue Nachrichten. May hat mir wieder einmal geschrieben. Ich denke sie schreibt mir jeden Tag eine Nachricht. Ich vermisse sie wirklich sehr, immerhin habe ich sie jetzt wirklich lange nicht mehr gesehen. Ich schreibe ihr schnell zurück und sehe dann das ich noch einen Anruf einer Unbekannten Nummer draufhabe. Ich stehe auf und wähle die Nummer erneut. Als ich ein paar Schritte gehen will hält mich Fabio zurück und signalisiert mir das er noch einen Kuss haben will. Ich lehne mich also nochmal zu ihm zurück und drücke ihm einen Kuss auf die Lippen. Da höre ich plötzlich eine andere Stimme am Telefon. Also löse ich mich schnell aus dem Kuss und gehe ein paar Schritte aus der Box. „Hallo?" kommt es erneut von der anderen Seite und ich sage hastig danach „Ähm ja Hallo. Hier ist Shirin Sterling, sie haben mich vorhin angerufen." „Ohja schön, dass ich bei der richtigen bin. Ich dachte schon es ist vielleicht die falsche Nummer. Ah ich bin übrigens Christian Tayli." „Gut was kann ich für sie tun Mister Tayli." „Oh bitte nennen sie mich Christian. Mister Tayli ist mein Vater. Aber nun zu dem Grund meines Anrufes. Ich habe ihre Website gefunden und hätte großes Interesse daran eines meiner Pferde von ihnen trainieren zu lassen." „Oh ja sicher. Es wäre mir ein vergnügen. Was genau schwebt ihnen denn so vor?" „Tja nun es handelt sich bei dem Pferd um einen Hengst meiner Zucht. Er ist jetzt 3 Jahre alt und soll angeritten werden." „Okey ja. Wann würden sie ihn denn gerne in Beritt geben?" „Am besten sobald es geht." „Oh ja tja. Ich bin zurzeit leider nicht zuhause. Ab Februar bin ich wieder da. Also wenn ihnen das auch passen würde?" „Ja ich denke das macht keinen allzu großen Unterschied. Dann würde ich ihn im Februar zu ihnen bringen." „Ja gut machen wir am 2ten?" „Ja passt perfekt." „Gut dann sehen wir uns dort. Die Adresse finden sie ja ebenfalls auf meiner Website." „Ja die habe ich schon, danke." „Gut dann bis dann." „Gut auf Wiederhören." Und damit beende ich das Gespräch. Als ich mein Handy gerade wieder einstecke sagt plötzlich Jorge neben mir „Na schon wieder voll eingeplant mit Arbeit?" Ich erschrecke kurz weil ich ihn nicht gesehen habe „Oh tut mir leid ich wollte dich nicht erschrecken." Lachend antworte ich ihm „Kein Problem. Aber ähm ja so wie es aussieht, geht die Arbeit heuer schon früh los." „Na das ist doch toll? Oder etwa nicht?" „Ähm doch, doch. Das ist es" antworte ich ihm schließlich und weiß selbst nicht ob ich mir das gerade glauben kann. Ich folge Jorge gleich wieder zurück zu den anderen, die sich noch immer über den heutigen Ausflug unterhalten.

Ein paar Tage später

Ich fahre mit Vollgas auf den Hügel zu und...in der Flugphase probiere ich es tatsächlich und es gelingt mir auch noch. Ich lande wieder auf allen beiden Rädern und bin außer mir vor Freude. Am nächsten Hügel bleibe ich stehen und kann es immer noch nicht fassen das ich es tatsächlich gemacht habe. Nur halb nehme ich wahr das sich die anderen Jungs um mich herum versammelt haben und mir alle auf die Schultern klopfen. „Hey du hast es geschafft!" schreit mich Fabio an. „Ja jetzt bist du ein echtes Motocross Girl" fügt Jorge hinzu. „Gratuliere dein erster Whip" spricht es Marcel als erster richtig aus. Ja verdammt ich habe es tatsächlich gemacht. Ich habe meinen ersten Whip zusammen bekommen. Wenn auch nur kurz, aber ich habe mein Bike wirklich schräg gelegt und das mitten in der Luft. Wie cool war das denn bitte. Oh ich bin so außer mir vor Freude.

Am Abend sitzen wir dann alle zusammen in dem Apartment am Esstisch. „Auf Shirin. Die heute ihren ersten Whip zusammen gekriegt hat" sagt Jack als er sein Glas erhebt. Ich fühle mich wirklich geschmeichelt von den Jungs und stoße mit ihnen zusammen an. „Auf euch Jungs und eure tollen Unterrichts Künste" füge ich noch hinzu. Während des gesamten Essens unterhalten wir uns alle miteinander und da fällt mir auf wie unglaublich toll das hier ist. Es ist eigentlich nichts Besonderes. Wir sind nur 9 Leute die an einem Tisch sitzen und sich unterhalten, aber für mich ist es so viel mehr. Das hier sind Leute die mir wirklich was bedeuten, jeder von ihnen. Jeder zwar unterschiedlich und auf eine andere Weise aber ich fühle mich bei ihnen wohl und das will schon was heißen. Denn ich kann mich erinnern das ich nie gerne unter Menschen war und mir immer schwer getan hab Freundschaften zu knüpfen oder überhaupt Gespräche mit anderen anzufangen. Doch mit ihnen hier fällt mir das nicht schwer, um ehrlich zu sein mit keinem der Fahrer des MotoGP Paddocks oder auch mit den Mechanikern oder den Freundinnen der Fahrer. Es ist so als würde ich wirklich da hineinpassen. Und soll ich was sagen, dieses Gefühl ist unglaublich schön.

Ein paar Tage später

Heute ist der letzte Tag hier. Ein letztes Mal machen wir uns auf zur Strecke. Als ich mich fertig umgezogen habe stelle ich mich mit dem Bike zu Einfahrt auf die Strecke. Leichter Nebel hängt in der Luft und man riecht die noch leicht feuchte Erde. Die Vögel zwitschern und Jacks Motorrad heult auf als er über den ersten Sprung fährt. Ein echt schönes Bild und ohne Jack wäre es wahrscheinlich noch ruhiger. Tja naja was soll man machen. Ich steige also auf mein Motorrad und sehe dann das Fabio bereits neben mir steht. „Der letzte Tag. Unglaublich oder?" fragt er mich hörbar nachdenklich. „Ja das ist schon ein Wahnsinn. Es kommt mir so vor als wäre es gerade erst der letzte Tag in Valencia gewesen und jetzt fängt die Saison schon bald wieder an" antworte ich ihm. „Naja man muss schon sagen das die Winterpause heuer nicht gerade lang war." „Nein nicht wirklich. Aber sie war schön." „Ohja das war sie." Und bei genau diesen Worten brettern Jorge und Jaume mit Vollgas an uns vorbei auf die Strecke. Da lassen wir uns es auch nicht mehr nehmen und Folgen den beiden gleich.

Am Abend nachdem wir auf der Strecke unsere Sachen gepackt haben und die Bikes wieder für die Rückreise verstaut haben, sitzen wir noch einmal zum Abendessen zusammen. Da es ein lauwarmer Abend ist sitzen wir alle im Garten. Noch ein letztes Mal lassen wir den vergangenen Monat Revue passieren und Lachen noch einmal über die ein oder anderen Patzer. Wie zum Beispiel als Jorge und Marcel in der Kurve zusammenkamen und Jack von hinten voll in die beiden rein gekracht ist. Oder das andere Mal als Fabio nach einem Sprung leider nicht auf den Rädern landete, sondern auf Jaume der vor ihm schon nicht gut zu landen kam. Oder natürlich als mich Jack bei unserem Ausflug von hinten angeschoben hat und damit unsere beiden Bikes alleine Bergab schickte. Doch als es dann doch schon recht spät ist schlüpfen wir alle ins Bett um unsere Flüge morgen nicht zu verpassen.

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