Kapitel 78

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Heute ist wieder einmal Rennsonntag und ich sitze mit meinem Dad und Catch auf der Couch und verfolge mit Spannung das Rennen in Argentinien. Es sind nur mehr 5 Runden zu fahren und da passiert auch der erste Ausfall. Enea Bastianini und Joan Mir kommen in Kurve 2 sich doch ein bisschen zu nahe und landen dabei beide im Kiesbett. Und dabei fällt mir auch auf wie sich das Gefühl bei solchen Dingen für mich geändert hat. Denn nachdem ich einige von ihnen ja jetzt schon kenne und sie mir wirklich ans Herz gewachsen sind nimmt mich das dann mehr mit als es das schon früher getan hat. Ich bin gespannt bis in den letzten Nerv. Und sehe wie sich Fabio nach seiner schlechten Startposition und seinem genauso schlechten Start immer weiter nach vorne kämpft. Und auch ein anderer hat heute eindeutig zu kämpfen und zwar noch von seinem Sturz in Doha. Marc Marquez scheint nicht in hundertprozentig guter Verfassung zu sein und hat Mühe mit dem Top Feld mitzuhalten. Die Fahrer fahren in die letzte Runde und die Spannung ist groß. Werden es Marc oder Fabio noch aufs Podest schaffen oder wird es keiner von ihnen mehr in der letzten Runde hinbekommen. Ich sitze auf der Kante vom Sofa und lasse den Bildschirm keine Sekunde aus den Augen. Fabio kämpft mit Marc, doch auch wenn Marc noch nicht so ganz fit scheint, ist er auch auf keinen Fall schwach. Die beiden liefern sich einen Kampf bis zu den letzten Metern der Ziellinie doch keiner von ihnen schaffte es noch an die Top 3 heranzukommen. Auf Platz 1 liegt heute Rins, Platz 2 belegt Jack Miller, auf Platz 3 ist Fabios Teamkollege Maverick Vinales und Platz 4 schnappte sich dann noch Marc vor Fabio. Tja das ist sicher nicht das was sich Fabio erhofft hatte, doch ich hoffe es nimmt ihn dieses Mal nicht zu sehr mit. Ich schaue noch die Siegerehrung zu und begebe mich dann schon mal in mein Zimmer und warte bis Fabio hoffentlich anruft.

Als ich mein Zimmer betrete und hinter mir die Türe schließe ruft mich jemand an doch als ich auf mein Handy schaue sehe ich das es nicht Fabio ist, sondern Christian. Ich nehme ab und sage „Hey Hallo." „Hey immer wieder schön deine Stimme zu hören. Du kannst gar nicht glauben wie mir das den Tag versüßt." Leicht lachend frage ich dann „Wieso?" „Ach naja, was soll ich sagen. Ich wünschte meine anderen Trainer wären mehr wie du. Aber ich denke sowas wie dich werde ich nicht mehr finden." Geschmeichelt über seine Worte sage ich nichts. „Shirin bist du noch da?" fragt er dann ins Telefon. „Ja, ja, tut mir leid. Aber ich weiß einfach nicht was ich darauf sagen soll." „Tja du könntest sagen das du zu mir auf die Ranch kommst und meine anderen Pferde auch übernimmst. Damit würdest du mir einige Probleme ersparen und eine so große Freude bereiten." „Ach was, so schlimm wird es doch nicht sein." „Ach du hast ja keine Ahnung. Aber egal. Deshalb wollte ich eigentlich nicht anrufen. Sondern ich wollte dich fragen ob ich nächst Woche mal wieder vorbeischauen kann?" „Ähm ja sicher. Ich habe auch schon das ein oder andere neue mit Arames trainiert." „Wow! Was wirklich? Ich war doch erst vor wenigen Tagen da. Wie ist das bloß möglich. Shirin du musst mir dein Geheimnis verraten." Lachend antworte ich ihm „Ich habe keines. Du hast einfach nur ein unglaubliches Pferd." „Ja und auch eine unglaubliche Trainerin." Wieder kommt mir bei seinen Worten nur ein Lachen. „Alles klar. Dann wie wäre es mit Mittwoch?" „Ja sicher, passt perfekt." „Gut dann sehen wir uns da. Ich freue mich schon." „Ja gut dann bis dann." Und damit lege ich auch wieder auf und lege mich aufs Bett wo ich auch wenig später einschlafe.

Am nächsten Morgen werde ich wach und sehe mich erstmal mit nur halb offenen Augen in meinem Zimmer um. „Verdammt wie spät ist es?" Ich schaue auf die Uhr auf meinem Handy und sage dann „Was schon 6 Uhr morgens! Oh nein, nein, nein. Verdammt! Ich bin eingeschlafen." Ich sehe auch das ich zwei Anrufe von Fabio oben habe und auch ein paar SMS. Ich rufe ihn sofort zurück da er jetzt schon im Flieger nach Edinburgh sitzen müsste. Es klingelt... „Hey na hallo. Wenn haben wir denn da?" „Hey, es tut mir so, so leid. Ich bin eingeschlafen." Lachend sagt er ins Telefon „Ja das dachte ich mir schon. Wie geht's dir? Bist du jetzt schon ausgeschlafen?" „Ja danke" gebe ich lachend zurück. „Erzähl mir ein bisschen was." „Und was genau?" frage ich ihn. „Keine Ahnung. Irgendwas, Hauptsache ich höre deine Stimme." „Die wirst du doch eh in einigen Stunden noch genug zu hören bekommen." „Hmm nein. Davon kann ich nie genug haben." Lachend fange ich dann an ihm das ein oder andere zu erzählen und telefoniere echt lange mit ihm.

„Okey Fabio jetzt fällt mir wirklich nichts mehr ein..." schnaufe ich ins Handy. Mit einem leichten Lacher antwortet er mir „Na gut dann muss ich wohl wieder ein paar Stunden warten bis ich deine Stimme endlich wieder höre." „Du bist echt gut, weißt du das?" „Mmmh ja das weiß ich" antwortet er mir daraufhin selbstsicher. „Okey alles klar. Ich muss jetzt noch ein paar Stunden arbeiten und dann sehen wir uns am Flughafen. Ich liebe dich." „Ich dich auch" kommt es noch von ihm und dann lege ich auf. Ich ziehe mir erstmal etwas anderes an und erledige dann schnell meine Stallarbeit. Nach einem kleinen Frühstück mache ich mich dann gleich auf zum Houndwood Hill.

Nachdem ich die Stallarbeit endlich erledigt habe hole ich mein vor einer Woche neu dazu gekommenes Trainingspferd von der Koppel und striegle ihn erstmal. Doch lange bin ich am Putzplatz nicht alleine da kommen auch schon die ersten Reitschüler von Nadja heute. „Hallo Shirin" kommt es von den beiden kleinen Schwestern. „Hey Amelie, Lara, wie geht's euch?" „Gut. Wir haben jetzt Osterferien" kommt es gleich von Amelie. „Oh das ist ja toll. Und wart ihr auch schön brav sodass der Osterhase wohl einige Geschenke bringen wird?" frage ich die beiden mit einem Grinsen. „Ja ich war ganz brav" sagt Amelie und noch bevor sie fertig ist mit dem Satz platzt es auch aus Lara heraus „Ich auch." Lachend über die beiden zwei antworte ich ihnen „Na dann ist ja gut." „Shirin, was ist das für ein Pferd?" fragt mich Amelie. „Das ist Titos. Er ist ein 11 Jahre alter Quater Horse Wallach und ist hier bei mir im Training für einen Korrekturberitt." „Was ist ein Korrekturberitt?" fragt sie mich gleich nach. Während ich seinen Westernsattel aus der Sattelkammer hole antworte ich ihr „Ein Korrekturberitt ist, wenn ein Pferd eigentlich vieles schon kann, aber Probleme bei einer Sache hat. Dann bringen ihn die Leute zu mir und ich korrigiere dann die Fehler die er macht." „Oh. Achso" kommt es noch von Amelie und dann kommt auch schon Nadja aus ihrem Haus und die beiden rennen auf sie zu. Ich verabschiede mich noch von der Mutter und gehe dann mit Titos in Richtung Reitplatz.

Am Abend bin ich dann endlich fertig mit meiner Arbeit hier. Ich checke noch einmal alle Boxen durch und dann gehen die Lichter hier alle aus. Schlafenszeit für die Pferde hier und ich mache mich langsam auf den Weg nach Hause. Doch lange verweile ich nicht. Ich erledige noch schnell meinen Stall, gehe duschen und ziehe mich wieder an. Ein paar kurze Worte wechsele ich noch mit meinen Eltern und dann fahre ich auch schon los nach Edinburgh um Fabio dort vom Flughafen abzuholen. Eine mir ewig vorkommende Autofahrt später stehe ich am Parkplatz vom Flughafen und warte gespannt auf ihn. Mein Herz beginnt schneller zu klopfen als ich ihn aus dem Eingangsbereich des Flughafens kommen sehe. Er steuert geradewegs auf mich zu und mir kommt sofort ein Lächeln über mein ganzes Gesicht.

When your life changes, do you keep going or do you go back?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt