When your life changes, do you keep going or do you go back?

Kapitel 91

Einige Tage später

Shirins P.o.V.

Es ist beinahe zwei Wochen her seit ich aus Andorra zurück bin. Tja und die turbulente Zeit hat seitdem nicht richtig abgenommen. Ich habe mich zwar wieder mit May vertragen doch sie hält es nach wie vor für keine gute Idee Christians Pferd in dieser Turniersaison zu reiten. Dieser hat sich natürlich mega gefreut das ich zugestimmt habe und da habe ich auch zum ersten Mal richtig gehört wie er eigentlich mit mir redet. Und ich frage mich ernsthaft wieso ich das nicht früher gemerkt habe. Aber was soll's. Hauptsache mit Fabio ist alles wieder wie früher. Letztes Wochenende war der GP in Jerez und dort wurde er vierter. Und ich kann gar nicht sagen wie gerne ich dabei gewesen wäre doch ich musste zusehen das ich Titos noch vor meiner Abreise fertig bekomme. Da kann ich stolz sagen das ich es zum Glück hinbekommen habe und seine Besitzer wieder ein Pferd haben mit dem man in Ruhe galoppieren kann. Außerdem musst ich mich mit dem Training mit Arames ranhalten den jetzt gerade stehe ich vor seiner Box und versuche nicht durchzudrehen. Denn heute ist es soweit. Wir sind seit ein paar Tagen hier auf einer Reitanlage in Deutschland, wo das erste Turnier für uns startet. Ich konnte die letzten Tage kaum schlafen und würde jetzt am liebsten bei Fabio sein. Doch ich habe mir geschworen, dass ich, wenn ich es beginne auch durchziehen will. Da werde ich auch schon aus meinen Gedanken gerissen.

„Hey alles in Ordnung?" fragt mich Christian der hinter mir steht. Ich drehe mich zu ihm um und sage dann „Ja, ja geht schon. Bin nur ziemlich nervös." „Ach was du wirst das super machen, da bin ich mir sicher. Ihr beide seid ein tolles Team, gebt euch gegenseitig halt." Ich lächle über seine Worte und blicke zu Arames in die Box, der die Ruhe selbst zu sein scheint. Ich öffne seine Box und beginne ihn schonmal zu striegeln. Er ist zwar schon mega sauber, weil ich ihm wegen seiner weißen Flecken, die auch weiß sein sollten heute, eingedeckt habe aber ich hoffe das mich das Putzen etwas beruhigt. Oder wenigsten das seine Ausstrahlung auf mich abfällt. Als ich ihn dann fertig gesattelt habe gehe ich in die Arena zum Aufwärmen. Am Platz reiten sicher 20 andere Reiter. Und da nicht nervös zu werden, fällt mir doch sehr schwer. Alle sind hart am trainieren und jedes der Pferde sieht in Topform aus. Ich versuche mich zu beruhigen und konzentriere mich nur auf Arames. Ich reite ihn warm bis meine Kategorie an der Reihe ist. Ich reite bei der Jüngsten Pferdeklasse mit, da Arames mit seinen doch noch sehr jungen Jahren noch in diese Kategorie fällt. Für die Disziplin Reining habe ich mich entschieden da er dafür wohl am besten veranlagt ist und ihm die Manöver wirklich Spaß machen. Dann ist es soweit, ich stehe im Einreitbereich der Showarena und sehe noch der Reiterin vor mir zu wie sie ihr Pattern reitet. Als sie auf die andere Seite einen Galoppwechsel machen will passiert ihr nur leider ein Fehler und das wirkt sich hier grob auf die Punktezahl aus. Mein Herz rast und ich kann es einfach nicht beruhigen. Da spüre ich das Vibrieren meines Handys das ich noch in meiner Hosentasche habe. Ich nehme es heraus und kann nicht glauben welch passendes Timing er hat. Fabio: Hey mein Champion. Ich wollte dir nur schreiben bevor ich mit den Jungs trainieren gehe und wollte dich wissen lassen das ich dir die Daumen drücke. Ich liebe dich und bin stolz auf dich das du das machen willst. Ich hoffe auf einen Anruf von dir nach deiner ersten Show. Bis dann ich liebe dich. Während ich die SMS lese bildet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht und mein Herzschlag wird ruhiger. Ich blende für kurze Zeit alles rund um mich aus und habe nun das Gefühl das ich es durch seine Worte schaffen werde.

Christian holt mich aus meinen Gedanken wieder mal und hält mir die Hand hin um mir mein Handy abzunehmen. Ich gebe es ihm als er noch sagt „Viel Glück da draußen. Du wirst das schon schaffen. Reite einfach." Ich lächle ihn an, denn Worte bekomme ich jetzt trotzdem keine mehr raus. Die Reiterin vor mir kommt aus der Arena und ich reite hinein. Das Gatter wird hinter mir zugeschoben und ich halte den Blick steif nach vorne gerichtet. All die Leute die ich vorhin noch wahrnahm auf der Tribüne sind plötzlich wie verstummt. Ich nicke den Richtern zu und halte auf X in der Mitte der Arena an. Vier Spins rechts und vier Spins links, dann kommen die großen und der kleine Zirkel links und dann rechts. Zwei Galoppwechsel in einer Acht, die er meisterlich perfekt macht und dann kommen die Run downs. Ein langer Sliding Stop nach dem anderen bringt die Leute um uns herum zum Klatschen und zu guter Letzt kommt noch das Rückwärtsrichten. Ich nicke bei den Richtern ab und damit fällt auch die gesamte Anspannung weg. Alle rundherum klatschen und pfeifen wie wild und ich kann nicht anders und fange zu grinsen an. Ich streichle Arames über den nassen Hals und könnte nicht glücklicher über diesen Ritt sein. Ich gehe langsam Richtung Gatter, während der Kommentator die Punktezahl vorliest und als ich diese höre bleibt mir der Mund offenstehen. Ich bin mit ihm an dritter Stelle, wenn keiner mehr, mehr Punkte bekommt als ich. Draußen Gratuliert mir Christian gleich, doch das bekomme ich vor lauter Freude nur halb mit. Die letzten beiden Reiter sind noch dran und dann steht das Ergebnis fest. Während ich darauf warte beginnt mein Herz wieder mehr zu klopfen und dann ist es soweit die letzte Wertung wird vorgelesen...und.... Tatsächlich ich bin an dritter Stelle an meinem ersten Turnier mit Arames. Ich bin so verdammt glücklich und kann es mir auch während der Siegerehrung nicht verkneifen. Ich bekomme meinen ersten Pokal und halte ihn in die Höhe als ein paar Fotos geschossen werden. Als drittplatzierte bekomme ich noch eine Decke für Arames auf der das Turnier darauf gestickt ist und auch wenn es eigentlich nur das erste Turnier von vielen in diesem Jahr ist, freue ich mich wahnsinnig.

Nachdem ich Arames in seiner Box versorgt habe und die Sachen schonmal für die Abreise morgen in den Anhänger packe, stehe ich nochmals bei Arames in der Box. Ich streiche ihm über seine Mähne die ich wieder eingeflochten habe und bin einfach nur glücklich. „Du kannst wirklich stolz auf dich sein" sagt Christian plötzlich in die Box hinein. Ich lächle ihn an und sage „Das bin ich auch. Auf uns beide." Ich trete aus der Box hinaus und schließe sie hinter mir wieder. Ich nehme noch meine letzten Sachen und gehe dann langsam nach draußen. Christian folgt mir und fragt mich dann „Willst du das denn heute noch mit mir feiern?" „Oh nein danke. Ich bin wirklich erledigt von heute. So schön es auch war, aber es war ein ganz schönes Gefühlschaos." „Ach komm schon das war dein erster Ritt heute und du hast es direkt aufs Podium geschafft. Das muss doch gefeiert werden." Ich blicke ihn lächelnd an und sage dann „Ich bin wirklich zu geschafft von heute. Außerdem trinke ich sowieso nichts. Wäre also ziemlich langweilig für dich." Als ich gerade meine Sachen in mein Auto lege fragt er mich erneut „Wirklich nicht. Letzte Chance." Ich dreh mich noch einmal zu ihm um und sage grinsend „Vorbei." Ich steige ein und fahre dann los ins Hotel.

Endlich dort angekommen lege ich mich samt Reitklamotten aufs Bett und rufe gleich Fabio an. Nach nicht einmal einem Piepen hebt er auch schon ab. „Na und erzähl wie geht's dir?" fragt er mich gleich und ich kann mir seinen Gesichtsausdruck dabei gut vorstellen. „Jetzt geht es mir noch besser und dir?" „Nein, nein, nein, nein, nein. Das ist mir absolut zu wenig Info. Über meinen Tag können wir später auch noch reden. Jetzt erzähl mir sofort wie dein Tag war." Ich muss lachen und beginne ihm dann von heute zu erzählen...