Kapitel 8

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„Wo kommt ihr denn her?" Ich rannte zu Tessa und umarmte meine Freundin. „Alles okay bei dir?", flüsterte ich ihr ins Ohr. Sie nickte und grinste mich breit an. „Alles bestens bei uns." Bei uns? Hieß das jetzt, was ich hoffte, dass es hieß? Oder hieß das nur, dass bei ihrem Erpel und ihr alles in Ordnung war? „Erst mal Futter her und dann wird von Berlin erzählt." Ich kratzte mich im Nacken. „Maja und Leo haben schon die Reste gefuttert." „Was?,", empörten sich Tessa und auch Franzi sofort. „Mama die Bolo war voll lecker. Wir haben die nämlich gekocht." Stella und Luna umarmten ihre Mutter überschwänglich. „Und ich heirate Lucy, wenn ich alt genug bin, weil sie so gut kochen kann. Genau wie Max Leo heiratet." Franzi fing an zu lachen und wuschelte ihrem Sohn durch die Haare. „Na mal abwarten. Aber ihr Reus Männer müsst ja immer gleich heiraten." Benny nickte stolz und klopfte mit seiner Hand auf seine Brust „Ja, ich bin ein echter Reus." „Was soll hier heißen immer gleich?", fragte Leo pikiert „Max und ich warten jetzt schon seit vier Jahren darauf." Wahnsinn, so lange waren die schon zusammen? Na ja, eigentlich hatte ich sie nie anders kennengelernt und wir lebten ja jetzt auch bald vier Jahre hier. „Ja, ihr wartet aber auch nur darauf, weil du erst einmal volljährig werden musstest." Leo schaute ihre zukünftige Schwiegermutter an und nickte „Stimmt, aber so ein Trauschein ist ja auch wichtig. Der zeigt, dass man zusammengehört." Tessa fing an zu lachen „Na wenn das alles ist, was das zeigt, dann ist das ganz schön wenig." So wie es aussah, war sie wieder ganz die alte. Das war gut. „Natürlich ist da noch mehr, was Max und mich verbindet. Aber es ist das Tüpfelchen auf dem i." Mit ihrem Zeigefinger machte sie den imaginären i Punkt in die Luft. Ich war vorhin mit Maja im Heiligen Weg nach Kleidern gucken, aber die haben da überhaupt nichts Vernünftiges, so wie ich es mir vorstelle." Sofort tauchte wieder Leos Flunsch auf. „Zuckerschnecke, habt ihr schon etwas gegessen?" Leonard kam in die Küche „Ja, das ist total wichtig." Besorgt schaute Marco, der ihm gefolgt war, seine Tochter an. „Die Fressraupen haben uns alles weggefuttert." Franzi zeigte gespielt empört auf Leo und Maja. „Essen ist doch jetzt egal. Wir reden gerade über meine Hochzeit." Da war Brautzilla wieder. „Ich koche euch schnell etwas." Leonard lief sofort zum Kühlschrank, um sich einen Überblick zu verschaffen. „Wie wäre es mit Kaiserschmarren?" Tessa nickte sofort grinsend. „Und hinterher Apfelzimtwaffeln?" Ja, ihr gesunder Appetit war wieder voll da. „Alles, was du willst, meine Zuckerschnecke. Und lege dein Bein hoch." Marco schob sofort einen Hocker unter den Tisch, damit seine Tochter ihren Gipsfuss hochlagern konnte. Mannoman, die beiden Männer waren so besorgt. Das konnte nur eins bedeuten. Das wäre ja echt schön, wenn meine Freundin sich für das Baby entschieden hatte. „Ja, schön, dann hätten wir ja die Speisefolge geklärt. Können wir uns dann wieder über das wirklich wichtige wie die Hochzeit unterhalten?" Leo fuhr sich mit ihrer Hand durch ihre langen dunklen Locken. „Also hier in Dortmund finde ich kein Brautkleid, das meinen Ansprüchen gerecht wird und auch die Brautjungfernkleider werde ich hier nicht finden. Nicht wahr, Maja?" Maja zuckte nur mit den Schultern „Na ja, es gab schon ein paar Kleider, die...." „Die nicht einmal annähernd das waren, was ich suche", wurde sie sofort wieder von Leo unterbrochen. „Die sehen alle einfach nur billig aus und sind es auch", empörte sie sich weiter. „Das ist doch aber egal, wenn es doch sowieso nur um den Trauschein geht, wie du eben gesagt hast. Dann kannst du auch im Trainingsanzug heiraten. Ist garantiert auch bequemer." Ich musste schmunzeln. Ja, Tessa war wieder ganz die alte, wenn sie versuchte Brautzilla zu ärgern. „Das kannst du ja gerne machen, wenn du überhaupt mal heiratest. Aber Max und ich werden die ersten sein, die in dieser Familie heiraten und da werden wir das auch so machen, dass es etwas ganz Besonderes ist an das sich alle erinnern." Na ja das Besondere lag ja auch im Auge des Betrachters. „Also vielleicht solltest du dein Kleid einfach selbst entwerfen und wir lassen es dann so nähen, wie bei deiner Mutter." Leo klopfte sich nachdenklich ans Kinn „Dann wäre es auf alle Fälle ein Unikat und ganz nach meinem Geschmack." Sofort begann sie zu grinsen. „Wieso bin ich da nicht schon eher drauf gekommen." Was hieß hier eher und sie? Es war Franzis Idee. Sie würde wahrscheinlich noch die nächsten Wochen durch die Brautmodeläden der Umgebung turnen. „Ich werde sowieso die Brautjungfernkleider entwerfen. Ich muss also nachher die Stoffmuster bestellen. Da kannst du dir dann ja auch welche aussuchen." Leo starrte ihr zukünftige Schwiegermutter mit offenem Mund an. „Aber das war doch so gar nicht abgesprochen. Das ist meine Hochzeit und ich sollte so etwas entscheiden." „Ist es nicht Max und deine gemeinsame Hochzeit?" Ich musste grinsen. Ja, Tessa war heute in Hochform. „Ja, aber er lässt mir da ganz freie Hand." Definitiv ein Fehler von ihm. „Wie auch immer.", winkte Franzi ab „Besondere Umstände erfordern besondere Entscheidungen. Und die habe ich getroffen." „Was denn für besondere Umstände?" Leo starrte sie verwirrt und beunruhigt an. „Na, andere Umstände.", grinste Marco breit „Ich werde doch Opa." Leo schüttelte sofort den Kopf „Aber doch nicht vor der Hochzeit. Ich werde erst in der Hochzeitsnacht schwanger, wie es sich gehört und dann bekommst du dein erstes Enkelkind." Na, wenn sie sich da mal nicht irrte. „Ja, das ist ja auch schön, aber meine ersten Enkelkinder bekomme ich schon im November. Nicht wahr, Tessa und Leo." Ja, so konnte man auch eine Bombe platzen lassen. Brautzilla riss schockiert ihren Mund auf und auch Maja schaute ihre Zwillingsschwester überrascht an „Nee, oder?" Tessa nickte nur grinsend, als Maja sie umarmte. „Was ist denn jetzt los?" Wow, mein Bruder stand mal wieder auf dem Schlauch, so unterbelichtet wie er seine Freundin beobachtete. Moment mal, hatte Marco eben in der Mehrzahl gesprochen? „Du bekommst Zwillinge?", schoss es mir aus dem Mund. Meine Freundin nickte nur grinsend, als der werdende Vater eine riesige Portion Kaiserschmarren vor ihr abstellte. „Ja, ich kann jetzt offiziell für drei Essen. Also stocke bitte das Hochzeitsmenü etwas auf", wandte sie sich an Brautzilla, die immer noch fassungslos schaute. „Aber.......aber, Max und ich wollten euch die ersten Enkelkinder schenken. Wir heiraten doch auch als erste." Tessa begann zu lachen „Also das mit den Enkelkindern klappt nicht. Aber, du wirst ja die erste Schwiegertochter. Ne Erpel, wir brauchen keinen so blöden Trauschein als i-Tüpfelchen. Wir wissen auch so, dass wir zusammengehören." Brautzilla schaute Tessa wütend an „Das machst du doch nur, weil du es mir nicht gönnst im Mittelpunkt zu stehen." Wutschnaubend marschierte sie aus der Küche. Marco und Franzi schauten ihr kopfschüttelnd hinterher. Es war dringend Zeit für einen Stimmungswechsel. „Ich freue mich jedenfalls für euch und falls ihr mal einen Babysitter braucht, ich bin da." Ich umarmte die beiden. Wahnsinn, meine Freundin wurde Mutter und das gleich von Zwillingen.

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt