„Das ist der totale Wahnsinn. Du bist echt verrückt." Ich drehte mich einmal im Kreis, um alles kurz zu betrachten und umarmte Andi überschwänglich. „Verrückt nach dir bin ich auf alle Fälle", nuschelte er in mein Haar. „Nicht nur das." Ich schüttelte den Kopf. „Das ist doch viel zu teuer und Carmen wird uns vermissen. „Also letzteres bezweifele ich massivst angesichts der Tatsache, dass sie mit deiner Oma die ganze Zeit zusammen ist und heute mit ihr ins Kindertheater und morgen zusammen mit ihr zum Trachtenabend, oder wie sich das schimpft, geht. Wahrscheinlich werden wir sie nie wieder aus ihrem Dirndl herausbekommen und sie will nachher Schuhplattln lernen." Da musste ich ihm recht geben. Wahrscheinlich war das und auch, dass sie uns nicht vermisste. Trotzdem hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass wir hier ganz alleine ohne sie waren. Wir waren doch eine Familie und die gehörte zusammen. „Wir haben uns auch einmal zwei Tage nur für uns verdient, Luz. Da brauchst du gar nicht so zu grübeln. Das ist völlig in Ordnung. Wir vernachlässigen Carmen deshalb schon nicht. Du bist echt so süß." Er zog mich ganz fest in seine Arme „Und zu deinem zweiten Bedenken. Ich kann mir das hier durchaus leisten. Ich habe einen gut bezahlten Job." Klar, war er kein Student mehr wie Mika, aber..... „Das weiß ich, aber das Haus und die Renovierung haben doch auch so viel gekostet und...." Andi hob seine Hand. „Stop, stop, stop. Das Haus ist bezahlt und die Renovierung auch so gut wie. Das war alles kein Problem. Durch die Entschädigung nach dem Unfall..." Er schluckte kurz und verspannte sich. „....waren Carmen und ich in der Lage uns das zu leisten." Verflucht, warum hatte ich nicht einfach meine Klappe gehalten. Dieses schmerzliche Thema musste ja nun wirklich nicht auf den Tisch. Ich nutzte meinen Mund lieber anderweitig und drückte meine Lippen auf seine. In dem Moment als unsere Zungen aufeinander trafen, spürte ich, wie Andi sich wieder entspannte. Erleichterung machte sich in mir breit. Er hatte sich solche Mühe gegeben und mich zu Ostern mit einer Reservierung für meine absolute Traumhütte in Seefeld überrascht. Anstatt hier zu diskutieren, sollten wir sie einfach nur genießen. Und genau das würden wir ab jetzt tun. Andi war alt genug, um zu wissen, was er sich leisten konnte. Er war ja kein kleiner Junge mehr sondern ein richtiger Mann. Und wenn ich nicht weiter so viel Blödsinn redete, würde er mir das auch gleich beweisen.....
Mit der Idee hatte ich wohl falsch gelegen, stellte ich kurze Zeit später fest, als wir in dem zu den Chalets - ja so wurden die exquisiten Hütten nämlich wirklich genannt - gehörenden Skiraum standen und von einem Angestellten eine passende Skiausrüstung verpasst bekamen. „Anfänger oder Könner?" wurde Andi gerade gefragt. Klar, diese Frage war ja wichtig, wenn die Bindung eingestellt wurde. „Könner", kam es wie aus der Pistole geschossen. „Du kannst Skifahren?" Das überraschte mich doch arg, schließlich war Andi genau wie Papa ein Ruhrpottler. Und mein Vater war nur unter Folterandrohung in die Nähe von Skiern zu bringen. Ihn darauf zu bekommen, hatten weder Mama noch Luca und ich geschafft. „Ja klar", grinste Andi mich frech an „ Oder meinst du nur ihr Bayern könnt das?" Ich schüttelte grinsend den Kopf. Na da wollten wir doch nachher gleich einmal testen, was er so drauf hatte...
„Du fährst echt gut Ski." Ich war immer noch total erstaunt als wir in dem Sessellift saßen und wieder den Hang hinauffuhren. Andi hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt und ich kuschelte mich an ihn. Genau davon hatte ich schon immer geträumt..... mit meinem Freund kuschelnd im Lift sitzen und die Berge genießen. Andi lachte. „Danke, für das Kompliment. Du scheinst mir immer noch als könntest du gar nicht glauben, dass wir im Ruhrpott durchaus auch in der Lage sind, ein paar Holzbretter unter den Füßen zu beherrschen." Wenn ich ehrlich war, hatte er damit recht, denn auch meine ganzen Freundinnen scheuten den Schnee, also außer Leo, aber die zählte ja auch als Halbschweizerin nicht. „Ich habe das Skifahren schon als kleines Kind gelernt. Meine Eltern sind mit Paula und mir immer in Winterurlaub gefahren und nicht nur ins Sauerland." Er zwinkerte mir zu. „Das letzte Mal war ich in dem Winter bevor Carmen zu mir kam mit einem Kommilitonen in Südtirol." Er schaute nachdenklich den Hügel hinauf. „Eigentlich wird es Zeit, dass Flipper das auch lernt. Was meinst du, wollen wir nächstes Weihnachten mit ihr in die Berge? Bestimmt hat sie auch Spaß daran." Garantiert hatte die Kleine daran Freude. Ich nickte wild „Au ja, und da bringen wir ihr das zusammen bei. Das wird super." Ich hatte schon eine gewisse Vorstellung, wie das laufen würde. „Vielleicht haben deine Eltern und Valentina und Korbinian ja auch Lust und wir können uns irgendwo hier ein Ferienhaus nehmen." Das war doch ein Plan. „So, jetzt aber zackig raus aus dem Lift, sonst fahren wir gleich wieder runter." Andi stupste mich an. Oh ja, wir waren ja schon wieder oben. Ich sprang schnell auf meine Skier und glitt den Ausstieg hinab......
„So ein Whirlpool mit verschneitem Alpenpanorama ist wirklich nicht zu verachten." Andi schmunzelte mich an und strich sanft mit seiner Hand über meinen Bauch und lugte über meine Schulter, während ich mich mit meinem Rücken an seine Brust lehnte. Nach unserem Skitag relaxten wir in der großen Wanne und die Luftblasen blubberten um uns herum. „Ja, und das Bett mit den riesigen Federbettwolken auch nicht", kicherte ich. Andi zog mich ganz dicht an sich. „Definitiv nicht, obwohl ich auf alles andere im Bett verzichten könnte, nur auf dich nicht." Seine genuschelten Worte wurden durch einen Kuss auf meinen Hals gekrönt. Sofort bekam ich trotz des warmen Wassers eine fette Gänsehaut. Man war ich plötzlich müde. Vielleicht sollten wir sofort ins Bett. „So, jetzt wird es aber Zeit, dass wir hier rauskommen, sonst sehen wir wie Kugelfische aus." So ein Anschubser in die richtige Richtung konnte ja nicht schaden. „Da hast du recht, Luz. Wir müssen uns ja auch langsam fertig machen." Fertig machen? Wofür? Ich hoffte doch wohl mal für das Bett.
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomanceLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...