Kapitel 166

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Andi starrte mich mit glänzenden Augen an. „Ich liebe dich doch auch, aber....." „Nichts aber", unterbrach ich ihn sofort, ehe er wieder Blödsinn von sich geben konnte. Dass er mich auch liebte, war das einzige, was ich hören musste und für alles andere fanden wir garantiert eine Lösung. Wie sagte Oma immer? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.Und einen ganz klaren Willen hatte ich, also würde ich auch den Weg finden. Obwohl nicht ich. Das war ja falsch, sondern wir. Denn das war ja das schöne, wenn man mit jemandem zusammen war. Da gab es nicht mehr nur das ich, das den Weg alleine finden musste, sondern das wir, das den Weg zusammen fand. Um die Liebe erst einmal greifbar zu machen, senkte ich meine Lippen auf Andis und küsste ihn mit all meinen Gefühlen, die gerade in mir tobten. Ein leises Seufzen kam von ihm und seine Hände glitten sanft über meinen Rücken. Das war ein gutes Zeichen. Dann hatte ich ihn wohl mit meinen Argumenten überzeugt. Das war sehr gut. Ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus, als wir uns voneinander lösten und Andi seine Stirn an meine legte. „Ach Luz, womit habe ich dich nur verdient?" Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass er noch viel mehr verdient hatte, aber ich würde mich anstrengen, um ihm das alles zugeben. „Damit, dass du du bist." Man, war ich philosophisch. „Und Luca würde bestimmt sagen, dass du in einem früheren Leben etwas schreckliches verbrochen hast und ich jetzt die Strafe bin." Andi schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Wenn dann habe ich alles richtig gemacht und bekomme jetzt die Belohnung. Außerdem weißt du, dass dein Bruder dich liebt. Er hat sogar mit mir letztens ein ernstes Gespräch geführt, dass er mich fertig macht, wenn ich dir irgendwie weh tue." „Echt?" Das konnte ich gar nicht glauben. Andi war doch kein kleiner Junge mehr, mit dem er so umgehen konnte. Ich schlug meine Hände vor das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Das ist so peinlich." Andi fing an zu lachen. „So ungefähr hat Paula damals auch reagiert, als Paul ihr erzählt hat, dass ich mit ihm genauso eine Unterhaltung geführt habe." „Nicht dein Ernst? Du warst doch auch viel jünger?!" Andi schaute mich irritiert an. „Was spielt das für eine Rolle? Ein Mann muss das beschützen, was er liebt. Egal wie alt er oder sein gegenüber ist. Da geht es um das Prinzip." Ich nickte und kuschelte mich an Andis Brust. Zum Glück war er wieder entspannter. Trotzdem mussten wir wieder zu dem nicht ganz so angenehmen Thema wechseln. Da half ja alles nichts. „Okay, dann ist das ja jetzt geklärt. Wir müssen uns aber einen Plan machen, wie wir wegen des Babys vorgehen wollen", schnitt ich das Thema also an. Wozu noch lange warten und unnötig Zeit vergeuden. Das wir hatte ich auch extra betont, damit da gar nicht erst wieder falsche Gedanken aufkamen. „Also ich mache morgen einen Termin beim Anwalt, um erst einmal alle Möglichkeiten zu klären." Das war gut. Morgen hatte ich den ganzen Tag frei, weil Carmen nach der Schule mit ihrer neuen Freundin in Bochum verabredet war. Ich musste sie also nur von der Schule abholen. Und wenn der Termin genau da war, würde bestimmt Papa oder Luca einspringen. „Da komme ich auf alle Fälle mit." Andi strich mir sanft über den Rücken. „Danke, Luz." Er versenkte sein Gesicht in meinen Haaren und drückte mir einen Kuss auf meinen Scheitel. Ich liebte das. Die oide Brunzkachl wusste gar nicht, was sie sich mit ihrem blöden Verhalten hatte entgehen lassen. Die oide Brunzkachl und blödes Verhalten...... Momentmal! „Du musst unbedingt einen Vaterschaftstest machen. Vielleicht ist das Baby gar nicht von dir." Andi schaute mich verwirrt an. „Wenn sie das aber sagt. Von wem sollte es denn sonst sein? Sie hat doch bei mir gewohnt." „Ja, aber auf Ibiza habe ich sie mit zwei anderen Kerlen gesehen. Mit einem im Cafe Mambo und mit einem anderen am gleichen Tag im Pacha als ich mit Mika dort war. Und da wart ihr doch auch schon zusammen. Also hält sie es mit der Treue garantiert nicht so. Und zu Tessas Hochzeit war sie doch auch wieder ganz spontan auf Ibiza." Mir fiel die Reaktion von Mama und Jasi dazu ein. „Bestimmt hatte sie gar kein Shooting. Und als du auf Geschäftsreise warst und sie Carmen bei IKEA vergessen hat, da war auch ein Typ in ihrem.... also deinem Auto." Boah, war das ekelig. Es schüttelte mich bei dem Gedanken, dass sie Andi vielleicht in seinem eigenen Auto betrogen hatte. „Und mit dem hat sie sich dort dann auch verabredet, als Carmen und ich dazu kamen, bevor sie uns beide stehen gelassen hat. Der hat ihr auch Geld in die Hand gedrückt." Ich redete mich so langsam in Rage. Das war doch echt ungeheuerlich. Wenigstens hatte sie es nicht auch noch in Andis Bett mit dem Kerl getrieben, denn sie war ja am nächsten Tag zu spät gekommen, als ich Carmen wieder übergeben sollte. Aber wer wusste schon,  was sie dort an anderen Tagen getrieben hatte, wenn Carmen und Andi nicht da waren. DerAlten war doch alles zuzutrauen. „Das..... das hast du mir so gar nicht erzählt." Andi sah ziemlich geschockt aus. „Na ja, es ging doch auch bis jetzt nur um Carmen." Wieso hatte ich auf einmal ein schlechtes Gewissen, ihm diese Infos unterschlagen zu haben? „So, wie du es gerade erzählst, hört sich das an, als hätte sie in meinem Auto....", Andi schluckte schwer. „... als Prostituierte gearbeitet. Bist du dir da ganz sicher, dass da auch Geld im Spiel war?" Ich nickte. „Du kannst ja auch Carmen fragen, aber...." Andi hob abwehrend die Hand. „Auf keinen Fall. Die Kleine halte ich da raus. Und wenn du das sagst, dann glaube ich das auch." Er schüttelte ungläubig seinen Kopf. „Wieso habe ich nicht gleich gemerkt was das für ein Art von Frau ist? Aber auf Ibiza hat sie sich mit irgendwelchen potenziellen Auftraggebern für ein Shooting getroffen. Und zu Tessas Hochzeit hatte sie ja einen Auftrag auf Ibiza. Das hing irgendwie beides zusammen." Ein Schnauben entkam mir. „Ich bezweifele, dass der alte Sugardaddy ihr einen Auftrag gegeben hat und der jüngere Typ im Club garantiert auch nicht. Das waren beides definitiv Dates. Außerdem wusste Mama auch nichts von dem Auftrag zu Tessas Hochzeit und Jasi auch nicht. Und die waren doch für das Booking zuständig." Andi schüttelte schon wieder seinen Kopf und seine Augen funkelten sauer. „Wie blind war ich eigentlich? Chris hat mich auch andauernd gewarnt." Mit seiner Hand schlug er wütend auf den Tisch. Das musste ziemlich weh getan haben, denn selbst das Ultraschallbild hatte leicht abgehoben. „Ich bin so ein Idiot. Einen Vaterschaftstest verlange ich auf alle Fälle." Ich strich ihm beruhigend über seine Hand, die noch auf der Tischplatte ruhte und griff nach dem Ultraschallbild.

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt