Kapitel 23

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Ich spielte mit dem Strohhalm in meinem Glas und warf einen Blick auf die Ananasscheibe, die als Deko diente. Ob es wohl blöd kam, wenn ich die gleich aufnatschte? Erst einmal nahm ich noch einen Schluck aus dem Glas. Der Virgin Colada schmeckte echt lecker. „Und gefällt es dir hier?" Mika schaute mich unsicher an. Ich nickte. Wie konnte es einem hier nicht gefallen? Man hatte einen wunderbaren Blick auf das Wasser und konnte perfekt auf den kommenden Sonnenuntergang warten. Nicht umsonst hieß das hier Sunset Strip von Ibiza. Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und lauschte den Chill out Klängen, die das Gequatsche der Leute übertönten. Ja, hier musste es einem echt gefallen, auch wenn ich es erst für blödsinnig gehalten hatte, war das voll cool. „Das ist hier total genial.", beruhigte ich ihn. Mika fing an zufrieden zu grinsen und lehnte sich auch in seinem Stuhl zurück. „War das nicht irrsinnig schwierig hier etwas zu reservieren? Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen?" Mika schüttelte seinen Kopf „Nee, war nicht schwierig. Ich habe einfach meinen Dad in die Spur geschickt. Du weißt ja, wie das mit den Connections von ehemaligen Fußballern ist." Ich musste lachen. Ja, das kannte ich von meinem Papa zur Genüge. Ich wählte mir die Finger wund, um etwas zu erreichen und er rief nur einmal an und zack, schon war es erledigt. Irgendwie fand ich es aber klasse, dass er das so lässig zugab und nicht versuchte sich selbst damit zu brüsten. Das war mal wieder ein Pluspunkt, den er auf meinem imaginären Punktekonto sammelte. „Und auf die Idee hat mich Maja gebracht, als wir zusammen für den Mathe Kurs gepaukt haben. Sie hat so viel davon geschwärmt, dass ich unbedingt hierher wollt. War sie denn mit deinem Bruder auch schon hier?" Das bezweifelte ich ganz heftig, denn der Erbsenzähler, der sich mein Bruder nannte, war in etwa so unternehmungslustig wie das Innenleben einer toten Forelle. „Nicht, das ich wüsste", versuchte ich mich trotzdem neutral zu halten. Wir redeten ja schließlich über meinen Bruder. „Das ist ja schade. Dann hätten wir die beiden ja mitnehmen können." Nee, auf keinen Fall, dann wäre der Abend ruiniert. Aber wir hätten....."Ist das nicht der Wagen von Andi, mit dem wir heute hergefahren sind?" Mika nickte „Ja der ist kleiner als der von meinen Eltern. Ist dann leichter mit den Parkplätzen." Ja, das klang logisch und bedeutete gleichzeitig, dass.... „Dann passt Andi heute selbst auf Carmen auf", schlussfolgerte ich schnell. „Er ist ja in letzter Zeit viel unterwegs für die Agentur, nehme ich an." Mika zuckte die Achseln. „Keine Ahnung, aber ich denke nicht. Er hat ja Urlaub." Hallo, mein Horoskop hatte von Infos gesprochen und ich bekam hier kaum etwas aus der Plattnase - wie Tessa ihn nennen würde - heraus gezogen. „Stimmt es eigentlich, dass Maja sich an der FU Berlin beworben hat? Das wäre wirklich genial, wenn sie dort studieren würde." Ich nickte zustimmend. Klar, wäre das genial für ihre Zukunft. „Weißt du, ob sie angenommen wurde?" Hoffnung sprühte aus seinen Augen. Klar, er studierte da ja auch. Und bestimmt war es viel cooler, wenn man da schon jemand kannte und zusammen die neue Stadt erkunden konnte. Obwohl, eigentlich kam er doch ursprünglich aus Berlin. „Ja, wurde sie." Seine Augen begannen zu strahlen. „Aber sie bleibt genau wie Luca in Dortmund und studiert da." Ich hasste es der Überbringer von schlechten Nachrichten zu sein. So enttäuscht wie er schaute, wurde man ja selbst deprimiert. „Aber wenn sie in Berlin studiert, hat sie doch viel bessere Perspektiven. Das verstehe ich nicht." Damit war er nicht alleine. Aber ehrlich gesagt würde mich ein anderes Thema gerade viel mehr interessieren. „War Andi heute schon zu Hause, dass du das Auto nehmen konntest?" Mika nickte. „Ja, sonst wäre ja das Auto nicht da gewesen." Konnte er jetzt nicht einfach von sich aus sagen, ob Andi heute Zuhause blieb oder ob er noch einmal weg wollte. Vielleicht hatten wir ja Glück und trafen ihn dann im Pacha. Hallo, liebes Horoskop. Ich erwartete Infos......bedeutende Infos für die Zukunft. „Magst du etwas essen?" Ich mochte immer etwas essen. Was für eine Frage. Tessa war die einzige, die in punkto Appetit mit mir mithalten konnte. Mika ließ suchend seinen Blick wandern „Hier müsste es doch irgendwo eine Karte geben." Mein Blick wanderte auch und ich sah einen Tisch auf dem die Dinger gestapelt lagen. Ehe wir darauf warteten, dass die Bedienung eine brachte, sprang ich auf und lief zu dem Tisch. Schnell hatte ich mir zwei Karten geschnappt. „Hallo Bedienung. Wie lange soll ich denn noch warten?" Eine Trude krallte ihre Hand in meinem Arm und stoppte mich. Boah, konnte die vielleicht mal ihre Klauen wieder aus meiner Haut ziehen. Für diese spitzen langen Fingernägel brauchte man garantiert einen Waffenschein. „Also Trinkgeld gibt es für deine Faulenzerei garantiert nicht. Und jetzt gib die Karte her." Sie riss mir meine Beute aus den Fingern. „Diese Spanier sind nur faul und überhaupt nicht kundenorientiert.", wandte sie sich an ihre männliche Begleitung. „Kannst du vielleicht spanisch. So unterbelichtet wie sie schaut, versteht sie uns ja scheinbar nicht." Meinte die mich? Was bildete sich die oide Brunzkachl eigentlich ein. Da war wieder Oma, die in mir durchkam. Ich riss ihr die beiden Karten wieder aus der Hand und marschierte einfach weiter, bevor ich ihr wirklich noch etwas an den Kopf warf. Und das wahrscheinlich nicht nur verbal. „Das...das....ist....ist ja  un...unverschämt.", blökte sie mir hinterher. Ich drehte mich kurz um und grinste frech „Ja, ich finde auch, Sie sollten sich was schämen." Dieses Bild, wie die Alte nach Luft schnappte, brannte sich ganz fest in meine Festplatte. Das sah einfach herrlich dämlich aus. „Also...... weißt du denn nicht, wer ich bin?", empörte sie sich in meine Richtung. „Doch, ein sehr unhöflicher Mensch", schoss es mir sofort aus dem Mund. „Jetzt rege dich doch nicht so auf, meine Süße. Lass uns einfach woanders hingehen", versuchte sie der Sugar Daddy neben ihr zu beruhigen und tätschelte ihr knochiges Knie.  Boah, der war ja mindestens doppelt so alt wie sie, also fast 80. Nachdem ich mich kurz geschüttelt hatte, lief ich einfach zu Mika, der mich angrinste. „Der hast du es aber gegeben." Ich schaute an mir herunter auf das weiße Top und den Jeansrock, den Maja mir geliehen hatte. „Die hat mich für die Bedienung gehalten. Sehe ich echt so aus?" Dabei hatte ich mir wirklich Mühe gegeben. Meine Haare wurden sogar von einem ganz dünnen Blumenkranz, wie es sie hier an jeder Ecke zu kaufen gab, in Zaum gehalten. Und Dank Maja ziert sogar ein Lidstrich mein Auge. Ganz zu schweigen von dem Lipgloss und Mascara, der sich in meinem Gesicht breit gemacht hatte. Mika schüttelte seinen Kopf, der ziemlich rote Wangen hatte. „Du siehst total hübsch aus." Okay, das eine schloss das andere ja nicht aus, aber süß war das schon von ihm. Ich grinste ihn breit an. Damit hatte er sich schon wieder einen Pluspunkt auf seinem imaginären Sympathiekonto verdient.

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt