Kapitel 27

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„Also Spatzl, was hab ihr denn überhaupt schon für Leo geplant oder für Ideen gesammelt?" Meine Mama schaute mich interessiert an, während wir zurück zu unseren Liegen liefen. Ich zuckte mit den Schultern. „Ehrlich gesagt haben wir uns da noch überhaupt keine Gedanken drüber gemacht. Also wir haben weder Ideen noch eine Planung. Bis jetzt hat sie uns nur mit irgendwelchen Wünschen zugespamt." „Da bist du ja endlich wieder." Tessa grinste mich breit an. „Ich dachte schon, mich lassen alle im Stich und ich verschimmele hier ganz alleine am Strand." „Die Pizza ist da." Franzi kam mit vier Pizzakartons anmarschiert. Sie schaute zu uns und dann zu den Kartons in ihrer Hand. Dann zuckte sie mit ihren Schultern „Dann haben Marco und Leo halt Pech und müssen sich selbst welche holen gehen." Sie drückte Tessa, Mama und mir einen Karton in die Hand und setzte sich mit ihrem auf die Liege. Begeistert biss ich in das dampfend Teigstück. Mmm, war die lecker und genau das richtige, damit Tessa und ich unsere Denkmaschine anwerfen konnten. Ich musste nur wieder auf Leo kommen. Am besten war es doch, wenn ich einfach mal die Quellen, die hier gerade vor mir saßen, geschickt anpiekte. „Was habt ihr eigentlich zu eurem Junggesellinnenabschied gemacht?" warf ich also ganz geschickt das Thema in den Raum. Franzi und Mama fingen an zu lachen. „Also zu unserer Zeit war das noch nicht so ein riesiges Thema. Da gab es das schon, aber nicht in diesen Ausmaßen. Und alle haben das sowieso nicht gemacht. Bei uns in Bayern war das eher so, dass man bei den Brauteltern gemütlich zusammengesessen hat und dann sind die Leute halt nacheinander gekommen und man hat mit ihnen angestoßen. Da wurde dann auch a bissl Musi gemacht und miteinander gesungen. Da ging es nicht um schöner größer und edeler, sondern um das Zusammensein und den Spaß." Ja, das konnte ich mir gut bei Oma und Opa in ihrem Haus vorstellen. Bestimmt hatte Opa eine Flasche von seinem Marillenbrand aus dem Keller geholt. Das machte er nämlich immer zu Feierlichkeiten. Andererseits konnte ich mir Mama auch nicht mit einem Bauchladen in der Münchener Fußgängerzone vorstellen, wie sie Küsse verkaufte. „Und wie war das bei dir?", klinkte sich Tessa sofort mit ein und zwinkerte mir zu. Klar, hatte sie verstanden, warum ich das Thema angeschnitten hatte und war sofort mit dabei. „Na ja, Marco und ich haben so einen richtig altmodischen Polterabend gefeiert." Franzis Augen fingen bei den Erinnerungen daran sofort an zu glänzen. „Polterabend?", rutschte es mir heraus. Was sollte das sein? „Ja, da wird Party gemacht, Geschirr zerschmissen und die Braut und der Bräutigam müssen das dann auffegen", erklärte Franzi sofort. Das hörte sich interessant an. Ich schaute zu Tessa. „Das ist doch die Idee, wenn sich Brautzilla mal die Finger schmutzig machen muss", grinste sie begeistert. „Außerdem ist es mal ganz etwas anderes und vor allem etwas besonderes, was nicht jeder macht",nickte ich. Sie tippte mit ihrem Finger an ihre Lippe und fing an mit den Augenbrauen zu wackeln „Leo wollte doch unbedingt etwas ganz besonders Ausgefallenes." Wieder nickte ich. „Dann soll sie einen Polterabend haben", kam es gleichzeitig aus unserem Mund. „Leo hat mir gesagt, dass die Jungs auch noch nichts für Max geplant haben. Wenn wir die mit ins Boot holen, dann wird das garantiert klasse." Tessa grabbelte ihr Handy unter ihrem Hinter vor und begann zu tippen......
„Ist was mit den Windelpupsen? Geht es dir nicht gut?" Keine zwei Minuten später kam ihr Erpel angespritzt und Marco kam zusammen mit Papa auch hinterher gehechelt. „Nee, alles bestens", schüttelte Tessa ihren Kopf. „Wieso hast du dann geschrieben, dass ich sofort kommen soll?" „Eh, habt ihr die ganze Pizza schon ohne uns gefressen?" Marco klappte den Pizzakarton in seiner Hand enttäuscht wieder zu. „Ja, Schnutzelchen, wir brauchten Hirnschmalz für die Hochzeit von Leo und Max", klärte ihn Franzi auf. „Was habt ihr euch denn überlegt?", fragte er sofort neugierig und packte den Pizzakarton desinteressiert weg. „Wir machen einen Polterabend für die beiden anstelle eines Junggesellenabschieds", grinste Tessa ihren Vater an. „Polterabend. Geilomatiko." Papa klatschte begeistert in seine Hände. „Ich kenne einen Installateur in Bochum. Der kann uns garantiert alte Waschbecken und Kloschüsseln besorgen. Das scheppert richtig heftig." Hatte Franzi doch von Porzellan gesprochen? Ich hatte da mehr Tassen und Teller vor Augen. „Und der Pit kann uns den Container für die Entsorgung stellen", stieg Marco sofort mit ein. Ob das wirklich gut war, wenn die beiden Kaputtniks total begeistert waren? „Will ich wissen, warum die beiden so begeistert strahlen?" Jasi gesellt sich zusammen mit Marvin zu uns. Nachdem sie in unseren Plan eingeweiht waren, fing auch Jasi an zu strahlen. „Das ist die perfekte Idee. Da wird die Maus sich freuen, wenn sie etwas ganz besonderes als Überraschung bekommt und dann auch noch zusammen mit Max. Die beiden machen doch am liebsten alles zusammen. Da können wir dann auch ein paar Spiele machen, dafür ist ja auf der Hochzeit nicht so Platz." Was für Spiele? Ich schaute zu Tessa, die auch nur mit den Achseln zuckte. „Oh ja, da muss so etwas her wie den Mann an den Waden erkennen", gackerte Franzi los und Jasi stimmte sofort zu. „Genau, das muss auf alle Fälle dabei sein. Also um die Spiele kümmern wir beide uns." „Wir kümmern uns um das Porzellan und den An- und Abtransport davon", warfen Marco und Papa ein. „Ich mache die Fotos und, wenn ihr mir von den beiden noch Fotomaterial vom Baby bis jetzt zur Verfügung stellt, eine kleine Videoshow", bot Mama an. „Dann kümmere ich mich um die Musik", meldete sich auch Marvin zu Wort. Okay, und was machten wir? Also Leo, Tessa, Luca, Maja, Mika und ich? „Habt ihr denn schon eine Location und ein Datum?" Tessa und ich schüttelten den Kopf. Ein leichtes Aufstöhnen entfuhr den älteren Herrschaften, die scheinbar engagierter waren als wir. „Wir haben mit Max schon den Samstag vor der Hochzeit abgesprochen. Das Wochenende hat er keinen Dienst." Wo kam denn Luca auf einmal wieder her? So wie Maja neben ihm strahlte, hatte es wohl mit der Versöhnung geklappt. „Gut, dann haben wir schon das Datum. Aber wo wollen wir das ganze stattfinden lassen?" Ja Marco, das war eine gute Frage. „Was haltet ihr von unseren Gärten?", warf Leo ein. „Jetzt wo euch das Haus am Ende der Sackgasse gehört, wohnt doch niemand außer unseren Familien da. Das ist eine super Idee." Marco klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Und das Wetter sollte im August ja auch mitspielen", nickte auch Franzi. „Dann haben wir es ja. Ich kümmere mich dann nächste Woche, wenn ich zurück in Dortmund bin um das Catering. Ich habe da ja vom Verein genug Connections", grinste Tessa. „Und ich helfe dir dabei." Ja, ich flog ja mit zurück, da musste sie sich nicht alleine darum kümmern. „Aber was machen wir, dass sie davon vorher nichts mitbekommen?" Die Frage war richtig gut, Mama. „Ganz einfach, wir schicken sie vorher nach Münster. Da fällt mir schon ein Grund ein", schmunzelte Franzi. „Und ich organisiere eine Stretch-Limousine, die sie dann nach Dortmund zur Feier bringt" Jasi klatschte begeistert in die Hände „Das hat sich meine Maus doch gewünscht. Und jetzt brauche ich eine Abkühlung. Wer kommt mit ins Wasser?" Mama und Franzi sprangen sofort auf und marschierten schnatternd mit Jasi Richtung Meer. „Dann lasst uns was futtern gehen. Die Weiber haben ja nichts übrig gelassen", forderte Marco Papa und Marvin auf, die nicht gerade schwer zu überzeugen waren.
Maja setzte sich zu mir auf die Liege und grinste mich breit an. „Weißt du, wo Luca heute mit mir hin will?" Ich stellte mich dumm und schüttelte meinen Kopf. „Ins Café Mambo", platzte es aus ihr heraus. „Hilfst du mir nachher was zum Anziehen herauszusuchen?" Ich nickte. Na klar revanchierte ich mich da gerne für ihre Hilfe gestern. Ich schaute zu meinem Bruder, der uns beobachtete und der mir kurz zuzwinkerte. Das sollte dann wohl Danke heißen. „Das für den Junggesellen-Abschied war echt eine geniale Idee. Das wird Leo bestimmt gefallen." Maja schien davon überzeugt. Ich war mir nicht wirklich sicher. Aber auf alle Fälle war es besser als alles, was uns sonst eingefallen wäre. „Was wird mir gefallen?" Immer noch schmollig ließ Leo sich auf ihre Liege gleiten und zog Max neben sich, der sofort seinen Arm um sie legte. „Das was wir für einen ganz bestimmten Tag geplant haben", klärte Maja sie auf. „Was habt ihr denn für den Junggesellenabschied geplant?" Sofort schoss sie hoch und hatte ein Lächeln im Gesicht. „Kennst du das Wort Überraschung?", grinste Maja sie an. „Sagt ihr mir wenigstens das Datum", bettelte sie. Tessa schüttelte ihren Kopf „Top secret. Wir müssten dich sonst erschießen." Leo zog kurz eine Schmollschnute und sprang dann aber grinsend auf und begann jeden von uns zu umarmen. „Ihr seid die besten Brautjungfern auf der ganzen Welt." Na, hoffentlich war sie immer noch der Meinung, wenn sie die Klos und Waschbecken zusammenfegen musste.

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt