„Auch noch zu blöd zum Verhüten", knurrte Marco. „Ist aber nicht von Andi, oder?" Machte das einen Unterschied für Papa? Ich schüttelte den Kopf. „Das Baby kommt schon in knapp vier Monaten." „Na hoffentlich nehmen sie es ihr gleich weg. So wie die mit Kindern umgeht." Mir klappte der Kiefer herunter. Das hatte Papa doch nicht wirklich gesagt? Doch hatte er, so sauer wie Mama ihn anschaute „Sag mal, haben sie dir das Hirn frittiert?" „Der Frau muss man nicht das Kind wegnehmen, sondern ihr unter die Arme greifen, damit sie wieder festen Boden unter die Füße bekommt", übernahm Franzi das Wort. Mein Handy bimmelte. Ich schaute auf das Display. Tessa. „Und habt ihr schon etwas mit der Wohnung erreichen können. Paps und dein Dad haben doch bestimmt gleich ihre Connections spielen lassen." Bei dem Wort Wohnung hatte ich sofort auf Lautsprecher gestellt, so dass die beiden Tessas letzten Satz auch hören konnten, genau wie Mama und Franzi. „Nee, haben sie nicht", informierte ich meine Freundin. „Wieso nicht?" Ihre Verwunderung war ihr anzuhören. „Weil wir nicht für so eine Bitch hüpfen. Sie hat sich das selbst zu zuschreiben, dann soll sie auch sehen, wie sie da wieder selbst herauskommt", verteidigte sich Marco lautstark. „Und du mein Fräulein denkst mal bitte daran, dass du Mutter bist und fährst nicht mehr so scheiß gefährliche Aktionen, haben wir uns verstanden", schnauzte er in Richtung Handy weiter. „Wie bitte?", fauchte Tessa los. „Ich glaube ja wohl im Regenwald scheint die Sonne. Ich als Mutter bin gerade in der Pflicht meinen Töchtern mit gutem Beispiel voran zu gehen." „Zuckerschnecke, was regst du dich denn so auf?", ertönte Leos Stimme im Hintergrund. „Was ich mich so aufrege? Ich rege mich so auf, weil zwei alte Männer nicht bereit sind, sich für eine Frau in einer Notsituation einzusetzen", meckerte Tessa lautstark. „Wir sind keine alten Männer", kam es gleichzeitig von Papa und Marco empört. „Deine Frau sollte dir dann mal auch sagen, dass sie sich völlig unnötig in Gefahr begibt, um einer Prostituierten zu helfen. Du kannst von Glück reden, dass der Zuhälter dir nicht auf die Nummer mit den Zeugen Jehovas gekommen ist. Sonst würdet ihr zwei da jetzt vielleicht auch aushelfen oder würdet zusammengeschlagen irgendwo im Krankenhaus liegen. Verflucht, Tessa. Schalte doch mal dein Hirn ein. Das war so saublöd sich so in Gefahr zu bringen." Marco funkelte mein Handy an, als könnte Tessa ihn sehen. „Was meint er damit?" Leos Frage klang besorgt und verunsichert. „Das erkläre ich dir später, Erpel. Schau du mal bitte was Alli gerade hat." Ja, im Hintergrund war unzufriedenes Babygequängel zu hören. „Helft ihr uns eine Wohnung für Bärbel zu finden?" Tessas Stimme klang ziemlich fordernd. „Oder sind eure Sprüche, dass ihr den ganzen Pott im Griff habt nur hohl und stimmen gar nicht?" Oh, an der Ehre packen, war eine gute Technik. Das könnte funktionieren. „Das ist doch echt nicht dein verschissener Ernst?", funkelte Marco schon wieder in Richtung Handy. „Fällt dir nichts besseres ein? Natürlich würden wir in ein paar Minuten eine Wohnung auftreiben. Aber das sehe ich überhaupt nicht ein für so eine Trude, die es nicht anders verdient hat. Und wer ist jetzt auch noch Bärbel? Wollt ihr das ganze Rotlichtmilieu in Dortmund auflösen?" Okay, der Trick hatte wohl nicht funktioniert. „Bärbel ist Marlens richtiger Name", kam es von Mama. Ja klar, sie wusste das bestimmt aus der Akte in der Agentur. Warum waren die beiden nur so stur? Ich schaute zu Papa, der mit verschränkten Armen dastand und mich finster musterte. Na gut, das konnte ich auch. Zumindest finster zurück schauen, denn Arme verschränken ging ja nicht, weil ich das Handy in der Hand hielt. Mir schoss eine andere Idee in den Kopf, wie wir die zwei Sturschädel vielleicht doch noch umstimmen konnten. „Dann müssen wir morgen halt noch einmal zu Carlo, um Marlen frei zu kaufen." Das hatte ich mal in einem Film gesehen, dass das so hieß. „Kommst du mit?" „Ja, klar!", kam die prompte Antwort von Tessa. „Wir auch", stiegen auch Mama und Franzi mit ein. „Seid ihr jetzt alle bekloppt?" Marcos Gesicht war knallrot und er sah aus als wollte er gleich einen kleinen Rapunzeltanz hinlegen. „Ihr geht da garantiert nicht hin und wenn ich euch einsperren muss", kam es ganz ruhig von Papa. „Wohnung oder wir gehen zu Carlo", ertönte Tessas Stimme aus dem Handy. „Das ist Erpressung", fluchte Marco und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Mama und Franzi saßen auch mit verschränkten Armen am Tisch. „Ihr habt die Wahl, Schnutzelchen!" „Genau, Krapfen!", schloss sich Mama Franzi an. Papa schüttelte seinen Kopf. „Welche Wahl? Ihr lasst uns doch keine. Komm Marco, man muss einsehen, wenn man verloren hat." Er zog sein Handy aus der Tasche. „Mit verlieren kennst du dich ja als Ex-Schalker aus", brummte der sauer und wenig überzeugt. „Also ihr kümmert euch um eine Wohnung?", erscholl wieder Tessas Stimme. „Haben wir eine Wahl?", knurrte Marco. „Nö", kam es fröhlich von Tessa. „Ich erwarte dann euren Rückruf in Kürze mit Ergebnissen, Ciao, Kakao" Das Gespräch war beendet. Marco ließ jedem von uns hier noch einen zornigen Blick zukommen „Weiber!", knurrte er in unsere Richtung, ehe er sich an Papa wandte. „Komm! Du kennst doch auch den Ralle?" Papa nickte ihm zu. „Ja, klar. Der hat doch gerade das Haus in Barop saniert. Da können doch noch nicht alle Wohnungen weg sein." Marco fischte bereits nach seinem Handy und verschwand von Papa gefolgt aus der Küche. „Ich glaube das echt nicht, mit was für Knallköpfen wir verheiratet sind." Mama schüttelte ihren Kopf. „Ja, das frage ich mich auch manchmal. Aber wenigstens helfen sie uns jetzt. Das erleichtert die Sache mit Sicherheit." Da hatten Franzi recht. „Wahrscheinlich schießen sie jetzt wieder maßlos über das Ziel hinaus und organisieren eine Luxuswohnung, die kaum finanzierbar ist." Damit könnte Franzi wahrscheinlich richtig liegen. Vielleicht war aber jetzt auch ihr Ehrgeiz geweckt und sie griffen uns auch in anderen Bereichen dabei unter die Arme der oiden Brunzkachl zu helfen. „Apropos finanzierbar. Es muss doch da vom Staat irgendwelche Unterstützungen geben, um die Leute wieder einzugliedern", gab Mama zu bedenken. „Da müssen wir abwarten, was Tessa morgen bei der Stiftung in Erfahrung bringt. Die haben da mit Garantie die richtigen Anlaufstellen für uns parat." Ja, da setzte ich voll auf Tessa. Franzi schaute wieder auf den Notizzettel, der vor ihr lag. „Also Klamotten müssen wir morgen unbedingt besorgen. Sonst macht der Vermieter sofort einen Rückzieher, wenn er sie so sieht." „Das kann ich machen, wenn ich Carmen zur Schule gebracht habe, bin ich doch sowieso in Dortmund. Ich habe doch keine Schule mehr", bot ich an. Mama nickte „Dann kannst du auch gleich ein Prepaid Handy besorgen." Diesmal nickte ich. „Und ich höre mich mal um, ob ich irgendwo einen Job für sie auftreiben kann." „Für eine Schwangere?" Franzi schaute Mama skeptisch an. „Na nicht als Model. Da sind ihre Qualitäten sowieso ziemlich limitiert. Aber vielleicht einen einfachen Bürojob oder so. Du kannst ja morgen auch mal versuchen aus ihr herauszubekommen, ob sie irgendeine Ausbildung hat. Ich glaube zwar nicht, aber vielleicht hat sie ja doch mehr zu bieten, als wir bisher wissen." Das könnte ein interessantes Gespräch werden. Hoffentlich redete sie morgen überhaupt mit mir. Unsere Chemie war ja nicht die beste. Aber man sollte ja positiv nach vorne schauen. Wir mussten ja nicht gerade Freundinnen werden. Es reichte, wenn wir zivilisiert miteinander umgingen und sie sich ohne größere Probleme helfen ließ. „Du meinst außer Beine breit machen, hat sie nichts gelernt", schnaubte Papa und kam zusammen mit Marco in die Küche marschiert. „Die Wohnung geht klar. So viel zu nur hohle Sprüche", grinste Marco und legte einen weiteren Notizzettel auf den Tisch. „Die ist übrigens auch möbliert", kam es von Papa. Das war ja perfekt. Ich hatte mir schon einen Kopf gemacht, wo wir die Möbel herbekommen sollten. „So, wir sind dann mal wieder vor der Konsole." Ehe noch jemand eine Chance hatte, etwas zu sagen, waren sie auch schon wieder verschwunden. Wahrscheinlich hatten sie Angst, dass sie sonst noch mehr organisieren mussten. Erleichtert lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück. Mein Handy piepste. Das war eine Nachricht von Carmen, wo ich blieb. Mist, ich hätte sie in der ganzen Aufregung fast vergessen bei ihrer Freundin abzuholen. „Ich muss los." Schnell sprang ich auf. Hoffentlich war kein Stau auf der A40. Verflucht nochmal. Wie konnte ich das vergessen. Schnell sprang ich in meinen Erwin und fuhr los.
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomanceLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...