Kapitel 50

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Ich lief durch den Garten von Max Eltern. Hier war alles für den Polterabend perfekt vorbereitet. „Danke, dass du so fleißig geholfen hast." Franzi umarmte mich und drückte mir ein Glas Cola in die Hand. Ja, eine kleine Erfrischung konnte nicht schaden, immerhin hatten wir jetzt um 18 Uh immer noch um die 25 Grad. Okay, das war für Anfang August nicht wirklich ungewöhnlich, aber heute war es wirklich von Vorteil, denn der Polterabend für Leo und Max sollte ja ausschließlich im Freien stattfinden. Ich schaute mich im Garten um, der sich so langsam füllte. In einer Ecke befand sich sogar eine Hüpfburg für die Zwerge, damit sie auch ihren Spaß hatten. „Lucy" Ein kleiner blonder Wirbelwind kam auf mich zugestürmt und umarmte mich. „Hallo, Carmen." Ich knuddelte die Kleine. „Ich hab dich so vermisst", jammerte sie auf einmal „Wann passt du endlich mal wieder auf mich auf?" Das war eine gute Frage, auf die ich keine wirkliche Antwort hatte. Eigentlich hatte ich mir ja geschworen, dass ich für Andi nicht mehr arbeitete, so lange er die oide Brunzkachl hatte. Schließlich wollte ich ihm sein Liebesleben nicht auch noch erleichtern, wenn ich schon nicht darin vorkam. Andererseits wurde mir gerade klar, wie sehr ich Carmen auch vermisst hatte. Vielleicht sollte ich mir das Ganze noch einmal überlegen. Es machte ja keinen Sinn die Kleine und mich selbst für den schlechten Frauengeschmack ihres Vaters zu bestrafen. Was würde meine Oma garantiert sagen ‚Wenn er dich nicht zu schätzen weiß, dann hat er dich auch nicht verdient. Er kann aber ruhig sehen, was ihm durch die Lappen gegangen ist.' Ja, warum sollte ich also nicht auf Carmen aufpassen. „So bald mich dein Papa fragt", antwortete ich der Kleinen also entschlossen. Sofort begann sie zu jubeln. „Carmen sei still und kreische hier nicht so herum. Da bekomme ich ja sofort Kopfschmerzen." Boah, wie ich diese Stimme hasste. Und dann der Ton, in dem sie die Kleine anfauchte, die erschrocken zusammenzuckte und schlagartig verstummte. Was war das? Wieso schaute Carmen so bedeppert? Eigentlich hätte ich eher eine kesse Antwort erwartet. „Und du schau nicht wie eine Kuh, wenn es donnert, sondern kümmere dich gefälligst um den Satansbraten. Wofür wirst du schließlich von Andi bezahlt." Wie hatte die Carmen gerade genannt? Satansbraten hatte mich meine Mama höchstens mal im Scherz genannt, aber der Tonfall sagte mir, dass das gerade ziemlich ernst gemeint war. Bekam Andi gar nicht mit, wie die mit seiner Tochter umging? Und wo war er überhaupt? „Ja hallo Lucy", begrüßte mich Andi freundlich „Es war gar nicht so leicht hier noch einen Parkplatz zu finden." Das konnte ich mir vorstellen, so voll wie der Garten auf einmal war. „Ihr kennt euch ja schon. Nicht wahr, mein Schatz?" Er beugte sich zu der Brunzkachl und drückte ihr einen liebevollen Kuss auf die Lippen. „Habt ihr euch nett unterhalten?" „Aber ja. Und Carmen hat sich auch so gefreut Lucy wiederzusehen." Sie strich der Kleinen mit ihrer Hand über den Kopf und beugte sich zu ihr, um ihr einen Kuss auf das Haar zu drücken. Was war das? Wo kam auf einmal der liebevolle Ton her? Hatte ich mich vielleicht doch geirrt und sie war eben nur kurz genervt, weil Andi noch nicht da war? So etwas konnte ja schon vorkommen, wenn man in eine neue Umgebung kam, in der man sich nicht auskannte. Da fühlte ich mich manchmal auch unsicher. Und dann reagierte ja jeder anders. Andererseits war die Trutschn ja auch schon ein paar Jahre älter, und Mama reagierte auch nicht so, wenn sie an einen unbekannten Ort kam. „Carmen" Dani kam auf uns zugerannt und sofort fing Carmen an zu strahlen. „Gehen wir auf die Hüpfburg?" Der Zwerg griff nach der Hand seiner Freundin und zog sie mit sich. „Aber nicht so wild. Pass auf, dass du dir nicht weh tust." Okay, ich musste mich vorhin wirklich geirrt haben. Warum sonst sollte die oide Brunzkachl Carmen so etwas besorgt hinterher rufen? Andi strahlte sie an und legte seinen Arm um ihre Schulter. „Manno, der Zwerg hat echt einen Turbo." Mika kam hechelnd neben mir zum Stehen. Ich musste grinsen „Soll ich das Sauerstoffzelt für dich anfordern?", veralberte ich ihn. „Nee, ich wäre für eine Mund-zu-Mund-Beatmung dankbar", grinste er frech zurück. Ich spürte, wie mir die Wärme in die Wangen schoss. Sofort schoss mir der Spruch von Oma in den Kopf ‚soll er doch sehen, was ihm entgangen ist. Spontan beugte ich mich zu Mika und drückte meine Lippen auf seine. Ich dachte an mein Horoskop für heute Sie tasten sich in ihre Zukunft vor.  Ja, mit den Lippen konnte man ja auch gut tasten. Aber das war jetzt genug getastet für heute. Ich löste mich schnell wieder von Mika, der mich ziemlich überrascht anschaute. Ja okay, vielleicht war das gerade ziemlich spontan, wenn man bedachte, dass wir noch nicht einmal richtig Händchen gehalten hatten. Ich sollte mit dem Vortasten wohl doch etwas vorsichtiger sein und lieber erst einmal meine Hände benutzen.„Schatz, ich glaube wir lassen die Turteltauben lieber alleine", kicherte die oide Brunzkachl. Mein Blick ging zu Andi, der mich nicht weniger überrascht anschaute als Mika, dann aber zuzwinkerte und mit seiner Trude im Arm verschwand. „Wisst ihr, wann das Buffet eröffnet wird?", ertönte Tessas Stimme hinter uns. Ich drehte mich schnell zu meiner Freundin um, die dort zwar noch mit Krücken, aber ohne Gips stand. „Ich denke, wenn die Hochzeitswütigen hier sind." Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Marco das Buffet ohne die Hauptpersonen eröffnete. „Mist, die Windelpupse haben vollen Kohldampf." „Soll ich schnell zu Mecces fahren und dir etwas holen?" Leo schaute seine Frau besorgt an. „Nee, die ganze Straße ist ja mit Autos zugeparkt, da kommst du überhaupt nicht mehr durch." „Wir können ja noch einmal nach Hause gehen und ich mache euch etwas", bot er ihr an. Tessa schüttelte den Kopf „Nee, dann verpasse ich nachher die Ankunft von Brautzilla. Das will ich auf keinen Fall riskieren. Ich will schon ihr blödes Gesicht sehen, wenn sie mitbekommt, dass es nur eine schlichte Gartenparty gibt." Oh ja, auf den Anblick war ich auch schon gespannt. Genau wie auf das bestimmt schockierte Gesicht, wenn sie nachher den Besen und die Schaufel in die Hand gedrückt bekam. Bestimmt durfte Max die ganze Arbeit alleine mache und sie gab nur Anweisungen. Das wurde noch spannend

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt