„Wir brauchen ganz dringend eine Wohnung für Andis Ex", weihte Franzi die beiden Männer ein. „Wieso dat denn?" Papa schaute total irritiert. „Genau. Was geht uns das abgehalfterte Model an?" Auch Marcos Enthusiasmus war merklich abgeflaut. „Ich dachte ihr seid zufrieden, dass Andi die alte Schnecke los ist." Man sah ihm an, dass er gerade nicht wirklich verstand, wieso sie ein Thema bei uns war. „Genau. Er hat jetzt meine kleine Dodo. Also, was soll der Mist. Was geht uns die Trude an?" Sein Blick streifte mich liebevoll. Es war schon komisch, dass Papa sich mit Mika so schwer getan hatte als Freund, aber bei Andi das ganze völlig in Ordnung ging. „Sie geht uns eine Menge an seit wir wissen, dass sie auf der Straße lebt und um Essen bettelt, wenn sie nicht genug beim Flaschensammeln zusammen bekommt." „Wie auf der Straße?" Papa schaute Mama verwundert an. „Na, wie wohl. Wie ein Obdachloser halt", bekam er sofort die Antwort um die Ohren geknallt. „Und deshalb habt ihr mit der Mitleid? Ist doch echt nicht euer Ernst, dass wir für die eine Wohnung suchen sollen", protestierte Marco. „Ich kann mich gut an Ibiza erinnern, wie sie da das große Model hat heraushängen lassen oder beim Polterabend. Und wie stinkig ihr auf sie wart. Leidet ihr an Demenz?" „Genau, so eingebildet wie sie war, muss sie ja eine gute Bildung haben." Papa betonte das eine besonders. Ha ha, den Spruch kannte ich von ihm ja, eine Bildung muss der Mensch ja haben und wenn es die Einbildung ist. Diesmal fand ich ihn aber überhaupt nicht komisch. „Du weißt schon, dass es nichts mit Bildung zu tun hat, wenn man auf der Straße landet? Es gibt sogar Professoren, die da gelandet sind." Mein Ton war ziemlich barsch. „Es gab sogar schon Profifussballer, die am Ende gerade noch so die Kurve bekommen haben und als Straßenfeger oder in Hilfsjobs arbeiten, damit sie sich über Wasser halten können", sprang mir Franzi zur Seite. „Dann werden sie es wohl nicht anders verdient haben." Was war das denn für ein bekloppter Spruch? „Das ist nicht dein Ernst, Schnutzelchen!" Franzi kam mir zuvor, ehe ich Marco eine passende Antwort geben konnte. „Wieso? Jeder bekommt das, was er verdient." Schockiert schaute ich Papa an. Nee, das konnte er nicht ernst meinen. „Sie hat Andi und der kleinen Carmen übelst mitgespielt. Habt ihr das schon vergessen?" Nee, das würde ich mit Sicherheit nie vergessen. Also besonders das mit Carmen. Das hätte echt finster ins Auge gehen können, als die Kleine abgehauen war. Andererseits konnte ich fast dankbar sein, dass Andi wegen der oiden Brunzkachl mit Carmen zu uns nach Bochum gezogen war. Ohne das ganze Theater wären wir vielleicht niemals zusammengekommen. Auf alle Fälle nicht so schnell. „Da nenne ich das nur Karma, wenn sie jetzt die Quittung dafür bekommt. Man macht nichts ohne Folgen." Es war schockierend, wie überzeugt Papa und Marco von ihrer Meinung schienen. „Also nur weil man mal einen Fehler gemacht hat, hat man alles verdient, was einem passiert?", schnaubte ich wütend. Das konnte doch echt nicht ihr ernst sein. „Na dann hoffen wir mal, das ihr niemals Fehler gemacht habt", funkelte auch Mama in die Richtung der beiden und wandte sich einfach wieder Franzi zu. „Männer sind absolute Idioten", knurrte die nur. „Das meinst du nicht so, Prinzessin." Marco schüttelte seinen Kopf „Aber sei doch mal ehrlich. Es gibt garantiert tausend andere Projekte, in denen ihr euren Helferkomplex viel besser einbringen könnt." „Genau, und mit Sicherheit gibt es auch tausend andere Leute, die eure Hilfe auch wirklich verdienen." „Helferkomplex!", empörte sich Franzi. „Sag mal funkt bei dir da oben im Stübchen noch alles richtig?" „Ihr Deppen meint also, sie hat keine Hilfe verdient. Mir kommt hier gleich mein Essen wieder hoch." Mama war echt stinksauer. „Wie kann man nur so blind und borniert sein." „Wieso? Wir sagen doch nur wie es ist. Die Trude ist nichts, kann nichts und hat es total vergeigt. Jetzt lebt sie halt auf der Straße." Marco schien total unnachgiebig. „Genau, das tun tausende andere auch und ihr macht nicht so ein Drama darum. Drückt ihr von mir aus ein paar Pfandflaschen und ein bisschen Geld in die Hand. Und gut ist." Und Papa ließ sich auch nicht umstimmen. „Die Frau ist total verzweifelt", versuchte ich es noch einmal. „Sie hat sogar als Prostituierte gearbeitet." Papa und Marco schauten sich an, ehe sie sich schüttelten. „Dann glaube ich gerne, dass sie nicht genug Geld zusammenbekommt für eine Wohnung." Sie fingen an zu grinsen. „An die geht doch keiner freiwillig ran. Da schrumpft dir ja dein Teil weg." „Wisst ihr vielleicht, wie ekelig dieser Typ ist, für den sie gearbeitet hat?" Bei dem Gedanken an diesen Carlo schüttelte es mich. „Der ist total brutal und will sie kalt machen", fuhr ich fort. „Das ist ja nicht unser Problem." Marco zuckte mit den Schultern. „Hat sie dir da eine Gruselstory erzählt? Das ist doch alles nur Blabla, um dich zu beeindrucken, Dodo. Wahrscheinlich hat sie einen Film gesehen und jetzt ihre Story daraus gesponnen." Ich schüttelte den Kopf „Nee, mein Freund. Deine Tochter und Tessa sind ihm leibhaftig über den Weg gelaufen, als sie nach Marlen gesucht haben." „Ihr seid was?" Marco riss schockiert seine Augen auf und Papa wuselte aufgeregt durch seine Haare. „Wo?", stieß Marco plötzlich aus. „Irgendwo in der Nordstadt." Ich hatte mir den Straßennamen nichtgemerkt. „Das ist doch nicht euer Ernst, dass ihr beide da alleine hingefahren seid", echauffierte er sich sofort. „Hat der Typ euch irgendwie angerührt?" Papas Augen funkelten wütend. „Nee, Tessa hat ihm vorgeschwindelt wir wären von den Zeugen Jehovas." Marco schnaubte. „Herr Gott noch mal, wie kann man nur so verantwortungslos sein? Sie hat zwei Babys zu Hause und treibt sich da rum. Euch hätte sonst was passieren können." Mit seiner rechten Faust hieb er gegen die Wand. „Ich dachte, dass das Mädel endlich mal keinen Scheiß mehr anstellt." „Es ist doch wohl nicht dein Ernst, dass du es als Scheiß bezeichnest, wenn deine Tochter sich um andere Menschen sorgt", fuhr ihn Franzi an. „Das kann sie ja auch gerne machen, ohne sich in Gefahr zu bringen. Es gib jede Menge Möglichkeiten sich sozial zu engagieren. Da muss man nicht ins Milieu marschieren und Mutter Theresa für eine Nutte spielen, verflucht!" Oh, oh, Marco war richtig angepisst und Papa sah nicht wirklich anders aus. Aber ehrlich gesagt war ich auch ziemlich sauer. Wieso verstanden die beiden nicht, dass wir der oiden Brunzkachl helfen wollten?„Sie ist schwanger", haute ich heraus. Vielleicht beeindruckte das ja die beiden, denn bis jetzt schien alles an ihnen abzuprallen.
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
Любовные романыLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...