Kapitel 132

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Boah, mir war immer noch total kalt! Da nutzte es auch nicht, dass Andi die Heizung im Auto auf vollen Touren hatte laufen lassen. Ich kroch unter das warme Bettdeck und schaute zur Badtür. So langsam würde ich auch gerne mal auf die Toilette, denn dieses Gefühl in meiner Blase, machte ganz deutlich, dass sie geleert werden wollte. Ich verkreuzte meine Beine. Nee, das half nicht wirklich. Eher im Gegenteil. Manno, was sollte ich denn jetzt machen?! Andi war sofort nachdem wir das Hotelzimmer betreten hatten im Bad verschwunden. Ich konnte ihn ja schlecht vom Thron schubsen, wenn er auch so dringend musste. Und vor seinen Augen auf das Bidet klemmen oder ins Waschbecken oder die Badewanne pullern ging ja auch nicht. Das war nicht nur peinlich, sondern auch voll ekelig. Ich musste meine Gedanken unbedingt in eine andere Richtung schubsen und mich ablenken, so wurde dieser Druck nämlich immer schlimmer. Sofort fiel mir wieder die Badewanne ein. So ein schönes warmes Schaumbad wäre ein glatter Traum. Da würde mir auch richtig warm. Und Andi mit in der Badewanne....... das wäre.......wow. In meinem Geist sah ich ihn nach der Seife greifen und...... mein Magen knurrte lautstark. Super. Das war ja mal voll erotisch. So wie das Ding knurrte, dachte er garantiert im Zoo war ein Eisbär ausgebrochen und flüchtete vor mir. Ich sollte mir einfach nur etwas Wärmeres zum Anziehen heraussuchen und dann nachdem ich endlich pullern war, mit ihm Essen gehen. Vielleicht konnte ich ihn danach ja noch zu einem kleinen Spaziergang an der Weser überreden. Eigentlich hatte ich ja heute schon genug frische Luft, aber das war bestimmt romantisch. Ich konnte ja einfach versuchen meine Hand zum Wärmen in seine Jackentasche zu schieben. Ja, das war doch ein perfekter Plan. „So, ab ins Bad", riss mich Andi aus meinen Gedanken. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass die Badtür aufgegangen war. Mit wenigen Schritten war er bei mir und schob mich in Richtung Feuchtraum. „Ich habe dir schnell heißes Badewasser eingelassen, damit du wieder auftaust und dich nicht erkältest. Das war ja heute echt eine Zumutung in der Kälte. Ich habe mir den Mund fusselig geredet, dass das so nicht geht bei den Temperaturen." Mein Blick wanderte von Andis empörten Gesicht zu der über und über mit Badeschaum bedeckten Badewanne. Ja, so hatte sie in meinen Gedanken auch ausgesehen. Also eigentlich duschte ich ja lieber, aber in solchen Momenten zog ich eine Badewanne definitiv vor. „Heute hätte wirklich ein Wort von dir gereicht und wir wären gegangen", empörte er sich immer noch besorgt. Ich wusste nicht, worüber ich mich gerade mehr freute. Über die Badewanne oder seine Besorgnis. Egal. Ich zog mir einfach meinen Pulli über den Kopf. Ich wollte sofort da ins warme Wasser. „Ähm... ich verschwinde dann mal." Ups, da hatte ich ja gar nicht dran gedacht, dass Andi noch neben mir stand. Ich schaute zu ihm und er starrte mich immer noch an. Sein Adamsapfel bewegte sich heftig, als er schluckte. Manno, klar hatte ich nicht so eine üppige Oberweite wie die oide Brunzkachl. Dafür war das Bisschen aber auch echt. Fluchtartig verließ er das Bad. Na schönen Dank auch. Deprimiert pellte ich mich aus meinen restlichen Klamotten und ließ mich in das wirklich warme Wasser gleiten. Uih, war das schön. Ich spielte mit dem Schaum und baute kleine Schaumberge. Das Piepsen meines Handys riss mich aus meiner Badeidylle. Eine Nachricht von Tessa. ‚Und, wie läuft's??? Ich frage für einen Freund' Ich musste grinsen und wählte schnell ihre Nummer, ehe wir hier hin- und hertexteten. „Und?", meldete sie sich sofort. „Ich liege gerade in einer warmen Badewanne, die Andi mir eingelassen hat", setzte ich sie zufrieden in Kenntnis. „Wieso du und nicht wir?" Was erwartete sie Bitteschön? „Weil nur ich am Strand mich durchgefroren habe. Weißt du wie kalt zwei Grad im Bikini sind?" Die Antwort kam prompt „Nö, ich bin ja nicht blöd und ziehe bei solchen Temperaturen einen Bikini an." Ha Ha Ha. „Ist das Lucy-Maus?", hörte ich Nils Stimme im Hintergrund. „Mach doch mal auf Lautsprecher." Ein paar Sekunden später war er dann laut und deutlich zu hören. „Hallo Lucy-Maus, nun erzähl mal dem Onkel Nils, was so alles passiert ist." „Ja, genau und der Tante Tessa auch", gackerte meine Freundin lauthals. Kurz fasste ich also alles zusammen. „Na das hört sich doch vielversprechend an, wenn er eifersüchtig auf diesen Steve ist." Was meinte Nils mit eifersüchtig? „Quatsch, er wollte nur auf mich aufpassen, so wie er Papa das versprochen hat", widersprach ich. Andi war niemals eifersüchtig wegen mir. Das wäre ja zu schön, um wahr zu sein und so realistisch wie die Verfilmung von Mary Poppins. „Na, wenn du dich da mal nicht irrst, Lucy-Maus. Aber das behalten wir mal im Hinterkopf, falls es nicht anders geht." Was meinte er denn damit? „Und er hat dir ein Schaumbad eingelassen. Das ist doch voll romantisch", schwärmte er gleich weiter. „Hat er auch Kerzen aufgestellt und Blumen arrangiert?" Kerzen und Blumen? „Wir sind hier im Hotel", rutschte es mir heraus. Ich war schon zufrieden, dass er nirgends eine von diesen stinkenden Badekugeln, die Mika so mochte, hergezaubert hatte. „Genau, sie sind im Hotel", stieg auch Tessa mit ein. „Kein Mensch braucht so einen Trödel. Er soll einfach als Deko mit ins Wasser hüpfen." Ja, das war Tessa. „Tut er aber nicht. Er ist fluchtartig ins Zimmer verschwunden, als ich meinen Pulli ausgezogen habe", brummte ich resigniert. „Na so unterbemittelt bist du ja nun auch nicht, dass er gleich die Flucht ergreifen muss." Danke, Tessa!  „Mädels, Mädels, Mädels. Das hat doch damit überhaupt nichts zu tun. Er hatte mehr Angst vor seiner eigenen Reaktion. Glaubt mal Onkel Nils." Das würde ich ja gerne tun, aber....... „So, du springst jetzt aus der Wanne, wickelst dich in dein Handtuch und läufst so in das Zimmer. Du hast doch hoffentlich ganz zufällig" Das Zufällig betonte er extrem. Wahrscheinlich wackelte er gerade wieder mit seinen Augenbrauen. „Vergessen Wechselkleidung mit ins Bad zu nehmen." Ja, das hatte ich wirklich. Okay, ich hatte noch meine alten getragenen Klamotten hier, aber das war ja unhygienisch, die wieder anzuziehen. Ja, seine Idee war durchaus vertretbar. „Und dann achtest du genau auf seine Reaktion, wenn du hüftwackelnd an ihm vorbeimarschierst", kam schon Nils nächste Anweisung. „Also hopp." „Viel Glück", hörte  ich  Leo und Tessa sagen. Ja, das konnte ich gebrauchen. Ich erhob mich aus der Badewanne und ließ den Schaum und das Wasser erst einmal an mir hinunterlaufen, ehe ich zum Handtuch griff. Ob Nils recht hatte? Na ja, er war immerhin in Andis Alter und dazu noch ein Mann, der zwar nicht auf Frauen stand, aber letzen Endes blieb es doch wahrscheinlich immer das Gleiche. Das Verführen war doch geschlechtsunabhängig. Entschlossen wickelte ich mich in das flauschige Badetuch und blickte in den beschlagenen Spiegel. Manno, das war ja so riesig, da sah man ja nicht einmal mehr richtig meine Stelzen. Schnell griff ich zu dem anderen Handtuch. Nee, das war definitiv zu kurz. Da sah man ja nicht nur meine Stelzen, sondern auch meinen halben Hintern. Verflucht, was sollte ich denn jetzt nun nehmen? Mein Blick fiel zur Tür. Da hingen ja Bademäntel. Schnell schlüpfte ich in einen hinein. Okay, der war auch ziemlich lang und groß, aber wenn der vorne rein zufällig etwas aufklappte. Ja, das war perfekt. Mein Herz fing bei dem Gedanken schon an zu rattern. Egal. Da musste ich jetzt durch. Von nichts, kam auch nichts. Trotzdem war das irgendwie peinlich. Egal. Ich wollte Andi..... dann durfte ich mich nicht so damisch haben. Entschlossen drückte ich die Türklinke herunter, bevor ich es mir noch anders überlegte. „Ich ziehe mich nur noch....." Ich brach ab. Von Andi war weit und breit nichts zu sehen. Na super. Ich hatte ihn wirklich in die Flucht geschlagen. So ein Blödsinn, was Nils da erzählte. Sauer ließ ich den Bademantel von meinen Schultern rutschen und begann in meiner Reisetasche nach neuer Unterwäsche zu wühlen. Ich schnappte mir eine Unterhose und schlüpfte hinein. Gerade als ich den Verschluss des BH geschlossen hatte, öffnete sich die Zimmertür und Andi kam herein. Er schaute mich mit goßen Augen an. „Oh.....ähm ich habe schon einmal Essen für uns....uns geholt. Ich....ich dachte, du willst bestimmt nicht noch einmal in die Kälte." Sein Blick klebte förmlich an mir. Und wieder sah ich, wie er schluckte. Hatte Nils vielleicht doch recht?

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt