Kapitel 43

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„Boah, das ist ja voll genial", strahlte Tessa als sie sich im Biergarten umschaute. Ja, wir hatten zum Feiern den Biergarten mit Fankultur gleich neben dem Stadion ausgesucht. Uns war klar gewesen, dass sie garantiert nicht in irgendein hochklassiges Restaurant wollte. Das passte einfach nicht zu ihr. Und das einzige das außer Biergarten sonst auch noch funktioniert hätte, war wegen diverser Kindergeburtstage schon ausgebucht gewesen. Also gab es keine Gratulation von Ronald. „Woher wusstet ihr, dass wir drei vollen Jeeper auf Stadionwurst haben?" Ja, ihre Begeisterung war wirklich nicht zu übersehen, als sie sich an den reservierten Tisch mit so einigen schwarzgelben Dekoelementen setzte. „Sis, wann hast du denn mal keinen Jeeper auf Stadionwurst?" Phil setzte sich ihr gegenüber auf die rustikal Holzbank „Bewege deinen Knackarsch mal ein bisschen weiter, hier wollen noch mehr Leute sitzen und die Braut anhimmeln." Nessa stupste Phil wieder kräftig an der Schulter an. „Bist wohl heiß auf meinen Knackarsch", grinste er breit, während Nessa nur Würgegeräusche von sich gab und Andeutungsweise den Finger in den Mund steckte. „Sicher nicht. Ich stehe nicht so auf beharrte Ärsche." Ja, Nessa stand nicht nur nicht darauf, sondern sie bevorzugte lieber weibliche Knackärsche. „Pass mal auf, mein Hintern ist mit Sicherheit vieles, zum Beispiel durchtrainiert, steinhart, knackig, von einem anderen Stern, anbetungswürdig, aber nicht behaart", konterte Phil sofort beleidigt. „Interessant. Also ich als Fachmann würde mich da gerne als Streitschlichter zu Verfügung stellen und dein Hinterteil beurteilen. Wir müssten nur...."Nils setze sich neben Nessa und schaute Phil aufmerksam an. „Igittigitt, hört jetzt endlich auf über den Arsch meines Bruders zu diskutieren, sonst vergeht uns noch der Appetit", maulte Tessa. „Genau", stimmte ihr sofort Maja zu. „Apropos Appetit", wechselte Tessa das Thema und pfiff die Bedienung heran, die gerade ein paar Tische weiter an uns  vorbeilief. „Wir nehmen drei Stadionwürste und zwei Portionen Pommes und eine große Fanta", bestellte sie und alle anderen nannten auch ihre Wünsche. „Ich hätte dann auch gerne eine Bratwurst und Pommes und eine Cola", meldete sich Leo als letzter zu Wort. Die Bedienung schaute ihn verdutzt an „Aber, sie hat doch schon für dich mitbestellt." Ihr Finger deutete auf Tessa. Alles fingen an zu lachen „Nee, meine Schwester und meine zukünftigen Nichten sind nur total verfressen", klärte Phil die Ärmste auf, die trotzdem noch immer irritiert versuchte zu lächeln. Er zwinkerte ihr zu und bot sein strahlendstes Lächeln auf. Okay, so langsam verstand ich, warum die Weiber ihm so zu Füßen lagen. Das sah echt ganz hei......ähm nett aus. Mit einem ziemlich roten Kopf verschwand die Bedienung eiligst. „Aber Sis, warum nur zwei Portionen Pommes und drei Bratwürste?" Phil fixierte Tessa mit seinem Blick „Ganz einfach, weil jeder eine Stadionwurst bekommt, sich die Windelpupse  aber eine Portion Pommes teilen. Ist doch logisch", kam die ungerührte Antwort seiner Schwester. Wieder wurde gelacht und dann durcheinander gequatscht. Ich schaute zu Tessa, die absolut glücklich aussah. Genau wie Leo neben ihr, der ganz verklärt lächelte. Alles war wirklich so aufgegangen, wie wir es geplant hatten. Mein Horoskop hatte recht gehabt. Am Ende wurde alles gut. Wenn ich das doch auch bei Andi und mir hoffen könnte. Da sah es aber nicht einmal nach einem Anfang aus. Also konnte auch nichts am Ende gut werden. Und mit Mika gab es vielleicht einen Anfang, aber da war ich mir noch nicht sicher, ob ich ein gutes Ende wollte. Manno, das war doch....ich schaute neben mich, wo Maja und Luca Händchen hielten und auch glücklich aussahen. Bald würde auch Brautzilla und Max heiraten. War es denn so ausverschämt, dass ich nicht die einzige sein wollte, die Single war? Aber ich wollte auch nicht nur einfach irgendeinen Kerl, sondern den Richtigen, aber der......Momentmal mir fiel ganz siedend heiß etwas ein. „Was wird wohl Brautzilla sagen, wenn sie mitbekommt, dass sie nun nicht nur nicht das erste Enkelkind in die Familie bringt, sondern auch nicht die erste ist, die heiratet?", schoss mir mein Gedanke auch schon aus dem Mund. „Die soll sich nicht so haben. Sie ist ja nicht die einzige Prinzessin auf der Welt." Klar Nessa und sie waren nicht gerade auf einer Wellenlänge. „Na ja, Max tut mir dann höchstens leid, weil sie dann noch mehr aufdrehen wird. Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom halt." Phil schien mit seinem Zwilling echt Mitleid zu haben. „Und was werden Papa und Mama sagen, dass sie nicht bei der Hochzeit dabei waren", kam es plötzlich ganz kleinlaut von Maja. Mist, das hatten wir in der ganzen Aufregung darum, dass Tessa überrumpelt werden musste, um ja zu sagen, total übersehen. Wie würden sich wohl Marco und Franzi fühlen? Ich war mir sicher, meine Mama und mein Papa wären mächtig enttäuscht. Andererseits, wenn wir Marco eingeweiht hätten, würde das Brautpaar mit Sicherheit nicht in schwarzgelben Trainingshosen und Trikots bei Bratwurst und Pommes hier im Biergarten sitzen und die letzten Sonnenstrahlen zufrieden genießen. Er hätte garantiert eine riesige Albtraumhochzeit für Tessa aus dem Boden gestampft. Dann war das doch eigentlich nur Notwehr, dass wir ihn ausgeschlossen hatten. Aber irgendwie war es auch traurig....in meinem Magen bildete sich ein Klumpen. Ich schaute zu Tessa, ob sie auch emotional reagierte....aber nein, sie sah nur aus, als ob sie gerade über einem Problem in Mathe grübelte. Plötzlich klatschte sie in die Hände, als hätte sie die Lösung gefunden. „Wisst ihr was. Wenn das ganze hier weiter geheim bleibt und sie nichts davon erfahren, dann gibt es auch keine Probleme. Brautzilla bleibt im Glauben sie sei die erste Braut und Max muss nicht noch mehr leiden. Und Papa kann sich bei der Hochzeit voll ausleben, dann hat er wenn irgendwann einmal herauskommt, dass es bei uns keine mehr geben wird, wenigstens schon alle Schwachsinnsideen umgesetzt und kann sich damit besser abfinden. Wir müssen einfach nur alle die Klappe halten, bis mindestens nach der Hochzeit, besser noch bis in alle Ewigkeit", grinste Tessa zufrieden. „Und du meinst, das funktioniert?", fragte ich nicht ganz überzeugt. „Du hast doch jetzt einen anderen Namen und wenn die Kinder kommen?" Tessa wischte meine Bedenken mit einer Handbewegung weg. „Wer kontrolliert denn schon meinen Ausweis. Und wenn die Windelpupse da sind, ist die Hochzeit von Leo und Max schon lange durch. Da schwebt Paps dann sowieso auf Wolke 7, weil er gleich Doppelopa ist." Sie tippte grinsend an ihr Kinn „Das ist dann genau der richtige Moment, um es ihm zu stecken. Da kann er gar nicht sauer werden, wenn er so auf der Glückswelle surft." Ja, das klang ziemlich plausibel. „Also Schweigegelübde!" Sie legte ihre Hand auf die Mitte des Tisches und wir stapelten alle unsere Hände darauf. „Schweigegelübde", kam es dann von uns allen. Phil griff nachdem der Handstapel sich wieder aufgelöst hatte, nach dem Ringfinger seiner Schwester. „Und wie erklärt ihr den? Unser Alter ist bei so etwas wie ausgebildeter Drogenspürhund." Mist, an die Eheringe hatten wir echt nicht gedacht. „Dann machen wir die halt ab bis nach der Geburt. Okay, Erpel?" Tessa schaute ihren frischangetrauten Ehemann an, der nur nickte und zwinkerte. „Ich weiß ja, dass ihr zu mir gehört. Dafür muss ich keinen Ring am Finger haben, um daran erinnert zu werden. Außerdem kann ich den beim Training und bei den Spielen ja auch nicht tragen." Das klang logisch. Für die beiden war es wirklich eine Herzensentscheidung ohne Statussymbolik.

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt