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„Schau mal Papa, ich bin genauso groß wie die Giraffe." Carmen strahlte ihren Vater begeistern an, der sein Handy sofort zückte und ein Foto von ihr machte. Ja, wir waren im Zoo und zwar nur zu dritt. Luca war kurzfristig abgesprungen als uns Maja mit Büßermiene in unserer Einfahrt begegnet war. Das nannte ich mal Timing. Sie hätte wirklich keinen besseren Moment für eine Aussprache finden können. Das war doch heute eine Supermöglichkeit Andi eine perspektivische Aussicht auf unsere Zukunft als Familie zu geben und auch gleich den Weg dorthin zu ebnen. Trotz meiner ganzen Zuversicht, dachte ich auch kurz an Maja und Luca. Hoffentlich bekamen sie das ganz schnell wieder geklärt. Die beiden gehörten einfach zusammen. „Los, wir müssen jetzt aber ganz schnell zum Delfinarium, sonst kommen wir zu spät." Die Kleine zog an unseren Händen und rannte los. „Na dann. Nicht, dass die ohne uns anfangen", Andi legte seine Hand in meinen Rücken und schob mich in die Richtung, in die seine Tochter gestartet war. „Weiß Flipper, wo sie hin muss?" Er sah etwas besorgt aus und beschleunigte seine Schritte als sie aus unserer Sichtweite verschwunden war. Da Carmen bereits mit mir hier war, ging ich davon aus, dass sie sich den Weg zum Delfinarium gemerkt hatte. Ich nickte also und griff aber nach Andis Hand und fing auch an zu rennen. Ja, ich griff seine Hand. Das war doch mal eine perfekte Situation, um so etwas zu machen. Ich gratulierte mir selbst zu meinem Mut und die Hummeln in einem Bauch feierten ausgelassen eine Party. „Da seid ihr ja endlich.", begrüßte uns Carmen vor dem Eingang des Delfinariums. Hatte die Kleine eine Abkürzung genommen oder warum hatten wir sie nicht eingeholt? Schnell ließ ich Andis Hand wieder los. Schade eigentlich. Das hatte sich so toll angefühlt. „Ob Phil wieder da ist?" Carmen schaute hoffnungsvoll zu mir, während wir uns einen Platz zum Sitzen suchten. Ich zuckte mit den Schultern. Zwar wusste ich, dass er gestern noch in Dortmund war, aber ich war mir nicht sicher, wie lange sein Praktikum hier noch lief. Darüber hatten wir nie gesprochen. Ich schaute mich um und konnte ihn nirgends entdecken. So voll wie es schon war, müsste die Show jeden Moment anfangen. Wir setzten uns in eine hintere Reihe am äußeren rechten Rand. Von hier konnte man auch alles gut beobachten. „Na wenn das nicht mein Flipper ist." Carmen sprang sofort von ihrem Platz auf und drehte sich zu Phil, der sie breit angrinste. „Was macht ihr denn hier?Familienausflug?", neckte er mich zwinkernd und zog mich auch in seine Arme, nachdem Carmen ihn wieder freigegeben hatte. Manno, was sollte denn Andi jetzt denken, wenn er diese blöde Frage hörte. Ich boxte ihn leicht. „Ahhh, dafür musst du morgen mit mir essen und ins Kino gehen." Ging es vielleicht noch auffälliger auf diesen kleinen Denkanstoß zu reagieren? Der machte es ja immer schlimmer. Verflucht, er wusste doch ganz genau, dass ich auf Andi stand. Und diese Reaktion war ja mal völlig kontraproduktiv. „Hi, Andi", wandte er sich endlich von mir ab und schlug mit ihm ein. „Sag mal Flipper, hättest du wohl Lust heute wieder eine Runde Boot mit den Delfinen zu fahren? Und mir nachher noch dabei zu helfen sie zu füttern, wenn alle weg sind?" Die Kleine nickte nur wild mit dem Kopf und vibrierte förmlich. „Geht das denn?" Andi schaute Phil skeptisch an. „Klar, geht das. Ich bin ja hier nicht Irgendwer", zwinkerte er in meine Richtung. „Dann könnt ihr in Ruhe etwas an dem Zookiosk essen gehen nach der Show und ich bringe sie euch raus, wenn wir fertig sind." Schon wieder zwinkerte er in meine Richtung. Verflucht, ging es noch auffälliger? Warum sagte er nicht gleich ‚Heh, ich verschaffe euch ein wenig Freiraum, damit Lucy dich klarmachen kann'? Was sollte denn Andi denken? Ein Seitenblick sagte mir, dass er mich nur musterte. Na, prima. Und da war sie wieder, diese bekannte Hitze in meinem Gesicht. Verflucht, das hatte ja auch gerade noch gefehlt. Das laute Pfeifen des Mikros riss die Aufmerksamkeit wenigstens in eine andere Richtung. Dann begann wohl gerade die Show und ich dankte diesem üblen Feedback, das immer noch in den Ohren weh tat, denn Andi schaute ganz gebannt zu den ersten hüpfenden Delfinen im Becken.....
„Das war wirklich eine tolle Show. Und Flipper hat so gestrahlt." Immer noch begeistert schob mir Andi den Stuhl in dem Kiosk zurecht und stellte die Pommes vor mir ab. Ja, Carmen war wirklich wieder am Leuchten gewesen. Vielleicht sogar noch mehr als beim ersten Mal, wo sie noch nicht wusste, was passierte. Außerdem war ja heute auch noch ihr Papa dabei, dem sie ganz mutig einmal sogar aus dem Boot zugewinkt hatte, während es rasant durch das Wasser glitt. „Jetzt wird sie wahrscheinlich noch mehr strahlen, wenn sie Phil und die Delfine ganz für sich alleine hat", gab ich zu bedenken. „Er wird ab sofort ihr größter Held sein", lachte Andi. „Da muss ich sehen, dass ich da noch mithalten kann. Aber nicht nur bei ihr", zwinkerte er mir zu. Wie meinte er denn das ? „Er ist ja auch ein lustiger und netter Kerl. Wer so mit Tieren und Kindern umgehen kann, kann gar kein schlechter Mensch sein. Und ein ziemlich schlauer ist er noch dazu", setzte er die Phil-Werbekampagne fort. Schön, dass er aus dem Marketing Bereich kam. „Phil ist nur mein bester Freund und Kumpel", stellte ich das gleich richtig, ehe hier noch ganz falsche Ideen aufkamen. Andi nickte nachdenklich und schaute mich an. „Nur weil das mit Mika nicht funktioniert hat, heißt das doch nicht, dass es mit einem anderen nicht funktionieren kann." Da hatte er definitiv recht. Mit uns beiden würde das so etwas von funktionieren. Schön, wenn er das auch möglichst bald einsah. „Du solltest Phil eine Chance geben. Ich kenne zwar auch seinen Ruf als Aufreißer." Ein wissendes Grinsen schlich sich in sein Gesicht. „Aber glaube mir Hunde, die bellen beißen nicht. Das ist alles nur Show." Wie bitte? Nee, stop. Das war eine völlig falsche Richtung, die das Gespräch gerade nahm. Wir sollten uns hier nicht über Phil und mich sondern über ihn und mich unterhalten. Und außerdem, was hatte er denn für eine Hundekenntnis? Klar bissen auch kläffende Hunde. Und bei Phil war das definitiv keine Show. Das wusste ich von Tessa zur Genüge. „Ihr würdet echt ein schönes Paar abgeben." Nee, würden wir nicht. Er und ich würden ein schönes Paar abgeben. Punkt - aus - und Ende. „Papa, Papa! Ich habe die Delfine gefüttert." Wie aus dem Nichts tauchte Carmen auf und im Schlepptau hatte sie Phil, der jetzt in seinen Freizeitklamotten vor uns stand. „Da sind ja noch Pommes." Ehe ich mich versah, hatte er sich welche von meinem Teller gefischt. „Ich habe jetzt Feierabend. Soll ich euch noch etwas herumführen und zu den Tieren erklären?" Nee, sollte er nicht. So gerne ich ihn auch mochte, zog ich doch die kleinere Gruppe bestehend aus Carmen, Andi und mir vor. Scheinbar war ich aber mit dieser Meinung alleine. „Das wäre toll", kam es nämlich ganz spontan von Andi und er zwinkerte mir verschwörerisch zu. Na super. Das lief ja wie bei einem Containerschiff, das den Suezkanal blockierte. Es war eine absolute Katastrophe.
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomanceLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...