Kapitel 10

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Ich streckte mich gemütlich in meinem Bett aus. Ein Blick zur Uhr sagte mir, dass es gerade sieben Uhr durch war. Da konnte ich ja erst einmal gemütlich in die Küche frühstücken und mich dann fertigmachen. Ich musste ja erst um elf Uhr in dem blöden Konzerthaus sein und meine Zeit absitzen. Schnell hüpfte ich aus meinem Bett und lag gleich wieder fast auf meiner Nase. Manno, diese blöde Jeans hatte sich echt wie eine Cobra um meine Beine geschlungen. Ich befreite mich schnell von dem Fallstrick und feuerte die Hose in Richtung Schreibtisch. Was musste die denn hier mitten im Weg herumliegen? Da konnte man sich ja die Ohren brechen. Irgendwie musste sie ein Eigenleben entwickelt haben, denn ich war mir sicher, dass ich sie gestern Abend als ich von Tessa zurückgekommen war, ausgezogen und schon Richtung Schreibtischstuhl geworfen hatte. Egal, ich hatte Hunger und setzte meinen Weg Richtung Küche fort. Verflucht! Schon wieder war ich über meinen Rucksack gestolpert, der mit seinen blöden Schultergurten nach mir geschnappt hatte. Das war doch......egal. Ich stapfte die Treppe hinunter und marschierte in die Küche, aus der die Stimmen meiner Eltern zu hören waren. „Ja guten Morgen, Spatzl", begrüßte meine Mama mich lächelnd. „War wohl gestern eine längere Rettungsaktion. Was hat dein Bruder denn angestellt? Muss ich nachher bei der Haftpflichtversicherung anrufen?" Ich schüttelte grinsend den Kopf. „Nee, wir schulden Franzi nur eine neue Pfanne." Papa schaute irritiert. „Habe ich was verpasst?" Wieder schüttelte ich den Kopf „Nicht wirklich. Maja hat Luca nur mit den Drillingen alleine zu Hause sitzen lassen und er sollte Spaghetti Bolognese machen." Paps schlug sich die Hand vor die Brust. „Na ein Glück waren sie nicht hier bei uns. Ich hänge an unserem Haus." Verständnislos schüttelte er auf einmal den Kopf. „Aber wieso um Himmelswillen lässt sie ihn in der Küche los? Die beiden sind doch schon lange genug zusammen, da sollte sie doch wissen, dass Luca nur essen und nicht kochen kann. Und wieso hat Marco nicht eingegriffen? Der hängt doch auch an seiner Hütte." „Der war doch in Berlin wegen Tessa." Papa kratzte sich am Hinterkopf „Ist die Verletzung so schlimm? Wir müssen sowieso noch einmal über deinen Platzverweis reden." Manno, ich hatte so gehofft, dass er das vergessen hatte. Ich zog meine Nase krauss und Mama zwinkerte mir aufmunternd zu. „Das Foul von Chantal war absolut unterirdisch. Dafür müsste sie eigentlich aus der Mannschaft fliegen. Und das Maja auch vom Platz geflogen ist, war echt nicht fair. Da musste ich einfach eingreifen. Außerdem hatte sie die Schelle echt verdient", verteidigte ich mich sofort. „Auch wenn du damit recht hast, geht das so trotzdem nicht. Wenn du nicht meine Tochter wärst, wäre das auch kein Problem, dann würde ich dir kein Straftraining aufbrummen müssen, aber so will ich mir nichts nachsagen lassen." Okay, das verstand ich, aber irgendwie war das doch blöd. „Du bist auch für die nächsten drei Spiele gesperrt. Genau wie Maja." War ja klar. „Und Chantal?" Papa verzog sein Gesicht. „Für zwei Spiele." „Wie bitte?" Ich hatte mich doch wohl verhört. „Die flext Tessa um und verletzt sie schwer und bekommt nur zwei Spiele Sperre und wir bekommen drei Spiele Sperre? Was ist das denn für ein unfairer Haufen. Da habe ich echt keinen Bock drauf. Dann höre ich ja lieber auf zu spielen und habe mehr Zeit für mein Abi", regte ich mich auf. Papa schaute mich schockiert an. „Du kannst doch nicht einfach aufhören." Ich schnaufte durch die Nase „ Klar, kann ich das. Mit Chantal spiele ich jedenfalls nicht mehr in einer Mannschaft. Da frage ich ja lieber Marco, ob ich in seine Mannschaft kann. Besonders, wo Tessa jetzt so lange ausfällt." Ja, das wäre nur gerecht. „Was ist denn nun mit Tessa? Wieso sind sie denn extra nach Berlin? Muss sie doch noch operiert werden?" Ich schüttelte den Kopf „Nee, das geht ja wegen den Zwillingen nicht." „Häh? Welche Zwillinge?" Papa schaute mich verständnislos an. Dann hatte ihm Marco wohl noch gar nicht erzählt, dass er Opa wurde. Sollte ich das übernehmen? Ich griff mir erst einmal ein Brötchen aus der Bäckertüte und schnitt es auf. Papa beobachtete mich und tippte mit seinem Finger auf der Tischplatte. Das tat er immer, wenn er ungeduldig auf etwas wartete. So, wie jetzt auf eine Antwort von mir. Ich schnappte mir die Butter und begann die erste Hälfte des Brötchens zu schmieren. Schnell schmiss ich mir noch eine Scheibe Salami darauf und biss ab. „Also, was ist jetzt mit Tessa?" Mama hatte wohl genug von dem Getippe. „Sie ist schwanger mit Zwillingen und kann deshalb nicht operiert werden." Meine Eltern schnappten beide nach Luft. „Sie ist was?" Mama schaute mich schockiert an. „Schwanger mit Zwillingen. Das ist wohl bei Frauen in ihrer Familie normal", schmatzte ich vor mich hin. „Oh oh, da soll Luca aber mal gut aufpassen." Papa zog seine Augenbrauen hoch. „Also bei Leo hätte mich das nicht gewundert, aber Tessa." Mama schüttelte ihren Kopf. „Sie ist doch noch so verflucht jung." „Na du warst auch nur vier Jahre älter als Luca geboren wurde. Und bereust du es?" Papa schaute Mama fragend an, die sofort den Kopf schüttelte. „Nicht im geringsten, Krapfen. Du hast recht. Tessa bekommt das gut mit ihrem Leonard hin. Und Franzi und Marco sind ja auch noch da." Papa fing schelmisch an zu grinsen. „Aber eins sage ich dir, wehe, du kommst mit 17 schwanger nach Hause, mein Fräulein. Dann gibt es richtig Ärger." Ich kratzte mich am Hinterkopf „Ich bin doch aber schon 18." „Na dann hast du ja Glück gehabt, dann gibt es wohl keinen Ärger", kicherte er. Das war so typisch Papa. Ehrlich gesagt war ich mir aber sicher, dass es so oder so keinen Ärger gegeben hätte. Auf meine Eltern konnte ich mich immer verlassen, genau wie Tessa sich auf ihre. „So, jetzt aber mal was anderes. Hast du schon einmal deine Schränke aufgeräumt?" Das war ein ziemlich mieser Themenwechsel von Mama. Ich hasste es aufzuräumen. Das war doch absolut verschwendete Zeit. „Wieso Schränke?" Paps schaute sie verdutzt an „Bei ihr liegt doch sowieso alles auf der Erde oder auf dem Schreibtisch herum." Manno, ja. Da war es dann aber auch griffbereit. Ich hatte da so meine spezielle Ordnung. „Du solltest das aber echt mal alles durchforsten und wegräumen, damit du weißt , ob du noch neue Klamotten für Ibiza brauchst?" Okay, das war ein gutes Argument von Mama. Besonders, wenn Andi auch nach Ibiza mitkam. Da sollten meine Klamotten schon tippitoppi sein. Apropos Andi. Ich schnappte mit die Zeitung, die auf dem Küchentisch lag und blätterte sie schnell durch. Ja, da war ja das Horoskop.  Heute ist Ihr Tag. Sie werden den Kauf Ihres Lebens tätigen.  Na das bedeutete doch, dass ich heute noch unbedingt für den Urlaub shoppen gehen musste. Das traf sich ja gut, wo ich sowieso in der Innenstadt beim Konzerthaus war. „Ich gehe nachher gleich mal nach Klamotten gucken. Ich brauche auf alle Fälle neue Flipflops und ein Sommerkleid, und...." „Hier." Paps zog seine Kreditkarte aus dem Portemonnaie. Er hatte wohl immer noch wegen meines angedrohten Straftrainings ein schlechtes Gewissen. Ich schnappte mir grinsend die Karte und drückte ihm einen Schmatzer auf die Wange. „Dann werde ich mich mal fertig machen und mir noch einen Überblick verschaffen." Schnell sprang ich auf. „Ach Spatzl." Ich drehte mich im Türrahmen noch einmal zu Mama um „Gestern wollte Andi noch mit dir sprechen. Vielleicht rufst du ihn heute mal an." Mein Herz fing an zu rasen und Hitze schoss mir in die Wangen, als ich nickte und so lässig wie möglich „Mache ich", antwortete, ehe ich weiter in mein Zimmer rannte. Andi wollte mit mir sprechen. Was er wohl wollte?

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt