Kapitel 28

382 52 12
                                    


„So, fertig." ich machte meine Augen auf und schaute in den Spiegel vor mir. Das sah...."Wow, wie hast du das hinbekommen? Meine Augen sehen total hammer aus." Ich drehte mich zu Maja um, die mich zufrieden anstrahlte. „Ich habe das in so einem Turtorial gesehen und dachte, das passt total zu deinen dunklen Augen." Ja, das tat es definitiv. „Das Kleid und die Augen werden Mika total flashen", zwinkerte mir meine Freundin zu. Ja, und Andi hoffentlich auch, wenn er mich so sah. Heute war nämlich die große Strandparty und ich wusste von Carmen, dass er die nicht ausließ. Heute musste mein Plan endlich klappen, denn bisher hatte ich an den anderen Tagen nie das Glück gehabt ihn zu treffen. Das war unglaublich. Da traf ich ihn ja in Dortmund in zwei Wochen öfter. Sofort fiel mir wieder mein Horoskop von heute morgen ein, dass ich schon auswendig kannte, so oft wie ich es mir angeschaut hatte. Ein Kuss sorgt für Klarheit Also wenn das nicht schon alles vorhersagte. Sofort fing meine Herz wieder wie wild an zu klopfen und meine Gedanken entfernten sich zum Strand, wo Andi und ich im warmen Sand saßen. Er hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt und ich kuschelte meinen Kopf an ihn. Wir schauten zum Meer, wo sich der Himmel rosa lila färbte und das Wasser wie flüssiges Gold aussah. Und dann versank der glühende Feuerball darin. Andi nahm mein Kinn zwischen seine Finger und drehte es zu sich. Seine Lippen näherten sich meinen und dann......dann küssten wir uns im gleichen Moment, in dem das Feuerwerk losging. Ja, genau so würde es sein und Andi würde klar werden, dass ich die einzige Richtige für ihn war. „Hallo, träumst du gerade von Mika?" Maja stupste mich kichernd an. „Wie? Was?" Sie begann noch mehr zu kichern „Man du sahst eben so selig verträumt aus. Also kannst du ja nur von Mika geträumt haben. Ich habe dich gefragt, was wir mit deinen Haaren machen wollen." Ich nickte nur und spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht schoss. Ja, genau von Mika. Von wegen. Mit dem ging ich zwar zu der Party und er war echt ein ziemlich netter Kerl, wie ich in den letzten Tagen feststellen konnte, aber er war nicht Andi und deshalb eigentlich uninteressant. Obwohl ich zugeben musste, dass ein wenig mein schlechtes Gewissen mich plagte. Ich durfte ihm nicht länger Hoffnungen machen. Das war einfach nicht fair. „Was hältst du von hochstecken?", schlug ich vor. Maja rieb sich nachdenklich ihr Kinn. „Also bei hochgesteckten Haaren kann er besser an deinem Hals herumknabbern und dir einen Knutschfleck machen. Aber Luca zum Beispiel liebte es mit meinen Haarsträhnen zu spielen." Okay, das war etwas, was man als Schwester nicht unbedingt wissen musste. „Ich würde sagen lieber offen. Hochgesteckt macht dich so alt." Was sprach denn dagegen, wenn ich etwas älter aussah? Ich hörte die Türklingel. „Okay, dann ist die Entscheidung sowieso gefallen. Das muss Mika sein. Und ich will ihn nicht unnötig warten lassen." Ich öffnete den geflochtenen Schwanz  und fuhr vorsichtig mit meinen Fingern durch die Haare. „Die sind so schön perfekt gewellt", stöhnte Maja mit einem neidischen Blick. Ja, über meine Haare konnte ich mich wirklich nicht beschweren. Ich schaute noch einmal abschließend in den Spiegel und zuppelte das Kleid noch etwas zurecht. Das war echt ziemlich kurz. Egal. Man musste mit allen gegebenen Waffen kämpfen. Schnell schlüpfte ich noch in meine glitzernden Flipflops. Andere Schuhe machten ja am Strand wenig Sinn. „Dann krall ihn dir." Maja umarmte mich zufrieden. Ich fürchtete nur, dass wir unterschiedliche Personen im Auge hatten. Ich nickte, atmete einmal tief durch und marschierte los. Aus dem Wohnzimmer hörte ich Stimmen. Das waren Luca und Mika, die sich da unterhielten. Obwohl, so wie es sich anhört, eher nur Luca. „Wow", entschlüpfte es Mika als ich den Raum betrat und mein Bruder starrte mich mit offenem Mund an. Ups, dem hatte es wohl die Sprache verschlagen. Das war gut, wenn die beiden Vögel schon so darauf reagierten, würde doch ein erwachsener Mann garantiert auch darauf reagieren. „So willst du aber nicht gehen, oder?" Luca kam wie ein kleiner Racheengel auf mich zugeschossen. „Da kann man ja deinen halben Oberschenkel sehen und wenn du dich bückst..." „Ich trage Unterwäsche, Papa", unterbrach ich ihn grinsend. Ich hörte Maja, die hinter mir ein unbestimmtes Geräusch von sich gab. „Davon gehe ich aus", lachte Papa, der auch gerade ins Zimmer kam und plötzlich abrupt stehen blieb. „Holimoli, was ist denn das?" Er starrte mich auch verwirrt von oben bis unten an. „Das mein Krapfen ist ein Designer Kleid, das dich eine ganz Stange Geld gekostet hat", klärte Mama ihn auf. Er schüttelte den Kopf „Das kann bei so wenig Stoff gar nicht so viel gekostet haben." „Das, mein Lieber, ist ein kostspieliger Irrglaube. Wir haben nämlich das Shooting für die Collection gemacht. Aber ich muss sagen, du siehst wirklich toll darin aus, mein Spatzl. Das nächste Mal buche ich dich als Model, dann habe ich nicht so viel Arbeit hinterher mit Photoshop. Das letzte Model hat mich echt eine Menge Zeit gekostet." Mama drehte mich vor sich hin und her. Boah, so langsam wurde es echt peinlich. Na ein Glück, dass es nur Mika war, der mich abholte und nicht Andi. Bei ihm wäre ich vor Scham im Erdboden versunken. „Wollen wir?" Mika zwinkerte mir zu. Scheinbar hatte er gemerkt, wie peinlich es mir langsam wurde. Wieder sammelte er einen Empathie Pluspunkt auf seinem imaginären Punktekonto. Er schnappte sich meine Hand. „Und Kumpel denk daran, was ich dir gesagt habe", hörte ich Luca hinter uns. „Wenn ich meine Finger nicht bei mir behalt, dann sorgst du dafür, dass meine Klavierlaufbahn beendet ist", kam es prompt von Mika.  Wie bitte? Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Ich drehte mich um und funkelte meinen Bruder an „Sage mal bist du spinnert? Was fällt dir ein?" „Du bist meine kleine Schwester, da muss ich auf dich aufpassen. Nicht wahr Papa?" Papa hob seine Hände „Da bin ich raus. Ich war nur der kleinere Bruder." Danke, für die Unterstützung. „Das ist normal.", lachte Maja „Luca hat sogar das doppelte Brüdergespräch von Max und Phil bekommen. Und ich sage dir Phil ist echt peinlich. Der droht sogar mit Betonschuhen." Das war mir doch egal. Das war noch lange kein Grund, dass mein Bruder sich auch wie ein Volltrottel benahm. „Komm." Mika zog mich einfach an seiner Hand mit, ehe er sich noch einmal zu meinem Bruder umdrehte „Ach übrigens, ich kann gar nicht Klavier spielen und Pianist wollte ich auch nicht werden", lachte er. Und dann fiel die Tür hinter uns zu. Schade eigentlich. Ich hätte echt gerne Luca sein duseliges Gesicht gesehen. Auf alle Fälle musste ich über den Spruch auch lachen. Das gab schon wieder einen Humorpunkt und einen Tapferkeitspunkt, weil er sich von dem Idioten, der den gleichen Nachnamen wie ich trug, nicht einschüchtern ließ. „So, und jetzt lass uns Spaß haben", wandte er sich grinsend an mich, ehe er dann ernst wurde. „Du siehst heute wirklich noch hübscher als sonst aus." Das war wieder ein Pluspunkt in.....in Freundlichkeit. Genau Freundlichkeit, was sonst. Hoffentlich sah Andi das mit dem hübscher auch so. Mir würde ja schon reichen, wenn er mich nur hübsch fand und ich ihm endlich auch als Frau und nicht nur als Babysitterin auffiel.

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt