„Jacke zu, dann können wir los." Ich schlüpfte in meine Stiefel und schaute zu Carmen. „Wo wollen denn unser Flipper und Dodo hin?" Luca stellte sich neben mich, legte einen Arm um meine Schulter und musterte die Kleine gut gelaunt. Ups, was war denn mit dem los? „Wir gehen auf Halloween", strahlte sie ihn an „Kommst du auch mit, Dumbo?" Luca kratzte sich kurz am Kinn. „Mm, ich habe aber gar kein Kostüm." Carmen winkte ab „Dann gehst du halt einfach als Dumbo." Ich musste kichern. „Genau, wenn du als du gehst und dabei dein finsteres schlechte-Laune-Gesicht aufsetzt, dann haben alle Angst vor dir." Sofort erntete ich genau diesen finsteren Blick, ehe er anfing zu grinsen und mich an der Schulter knuffte. „Ihr geht also auch als die kleinen Ungeheuer, die ihr seid? Ihr habt ja auch keine Kostüme an." Ich schüttelte den Kopf und klopfte mit der Hand auf den Rucksack neben mir. „Wir haben gestern Kostüme gebastelt. Ganz alleine." Carmens Stolz war nicht zu übersehen. „Und für mich keins?" Luca schmollte sie an. „Kommst du trotzdem mit?" Man, so wie sie mit den Wimpern klimperte, konnte er ja auf keinen Fall nein sagen. „Na klar. Ich kann euch Monster doch nicht alleine auf diese unwissende Welt loslassen." So langsam wurde mir das ganz aber unheimlich. Luca verstand sich mit der Kleinen blendend und war nicht einmal genervt, wenn sie johlend in sein Zimmer stürmte. Und das hatte sie in den letzten zwei Tagen nicht nur einmal gemacht. Ja, Carmen wohnte seit zwei Tagen bei uns, weil Andi auf einen auswärtigen Geschäftstermin musste und es ihm so lieber war. Er schien immer noch Angst zu haben, dass die oide Brunzkachl bei ihm auftauchte und Ärger machte, wenn ich dort mit Carmen alleine war. Und da ja sowieso gerade Herbstferien waren, war das auch überhaupt kein Problem. Papa und Mama fanden es scheinbar auch ganz witzig, mal wieder so junges Gemüse im Haus zu haben. Luca schnappte sich auch seine Jacke. „Es ist aber noch gar nicht dunkel. Wo wollen wir überhaupt klingeln gehen?" Manno, so enthusiastisch kannte ich meinen Bruder ja gar nicht. „Wir wollten erst zu Tessa Babys gucken und dann zu der Party von Dani und Ella. Also überhaupt nicht klingeln." Mein Bruder verzog sein Gesicht. „Das ist dann doch aber gar kein richtiges Halloween. Das muss Flipper doch auch mit dem Klingeln kennenlernen. Außerdem klebst du dann bei den Plattenhardts doch sowieso wieder nur an dem Halodri ...ähm du weißt schon wem." Ich schüttelte den Kopf. „Mika ist gar nicht da." Leider kam er erst am Freitag wieder nach Hause nach Dortmund. „Der doch nicht." Er schüttelte seinen Kopf, als wäre ich schwer von Begriff. Wen meinte er dann? „Der Reusanova", brummte er nicht wirklich begeistert. Reusanova? Der meinte doch nicht etwa Phil. Ich musste grinsen. Der Name gefiel mir irgendwie. Luca hatte doch echt einen Knall. Ich hatte von Phil nichts mehr gehört, seit ich ihn am Sonntag nach dem Frühstück zu seinen Eltern gefahren hatte. Okay, das war auch kein Wunder, denn wir hatten ja nicht einmal die Handynummern getauscht. Wozu auch?! „Der ist doch schon längst wieder in Berlin", beruhigte ich ihn sofort. „Na dann los. Während ihr die kleinen schreienden Blagen euch anschaut, fahre ich noch schnell in die Stadt und besorge mir wenigstens einen Hut und einen Umhang."......
„Boah, ist die süß. Die sieht voll knautschig aus." Carmen grinste auf Chrissi, die sie gerade unter meiner Anleitung im Arm hielt. „Guck mal, die will an meinem Finger lutschen", quietschte sie auf einmal. „Dann hat wohl jemand Hunger." Die Kleine schaute mich leicht schockiert an. „Keine Angst, Chrissi frisst dich nicht auf. Hier, gib ihr die." Tessa hielt der Kleinen eine Milchflasche hin. Erstaunt schaute ich sie an „Du stillst gar nicht?" Sie schüttelte ihren Kopf. „Ich bin doch keine Milchkuh. Außerdem will der Papa ja auch mal seine Mädels füttern und dann kann ich auch mal nachts durchschlafen." Ja, das machte Sinn, besonders wenn es zwei Babys waren. Trotzdem stellte ich mir Stillen irgendwie schön vor. So ein ganz besonderer Moment zwischen der Mutter und dem Kind, der eine ganz besondere Verbindung schaffte. „Hast du keine Angst, dass dann diese spezielle Bindung fehlt?" Tessa fing an zu lachen. „Nee, ganz sicher hängt die nicht an meinen Brüsten. Meine Mama hat uns auch nicht gestillt und wir lieben sie trotzdem alle. Ich glaube da wird nur so ein Hype drum gemacht, weil es einfach billiger ist als Milchpulver zu kaufen und man nicht mitdenken muss, weil die Zitzen immer bereit sind. Viel wichtiger für die Verbindung ist doch, dass du später auch Zeit für die Kinder hast und für sie da bist. Außerdem bezweifele ich, dass sie den Unterschied zwischen dem Sauger und meiner Brust merken. Ich habe sie ja so oder so im Arm." Das klang irgendwie logisch. Ich schaute zu Carmen, die Chrissi ganz fasziniert dabei zuschaute wie sie an der Flasche saugte. Schnell zog ich mein Handy aus der Tasche und machte ein Foto. „Und Phil hat am Samstag noch bei euch übernachtet?" Tessa wackelte mit den Augenbrauen. Woher wusste sie das denn schon wieder? „War halt spät." Ich zuckte mit den Achseln. „Du weißt schon, dass mein Bruder ein lieber Kerl ist, oder? Ich würde mich freuen, wenn er endlich mal eine nette Freundin hätte und nicht nur diese Weiber für eine Nacht, über die er rutscht. Er würde auch viel besser zu dir passen als der Plattfisch." Was war denn mit Tessa los? So ein Blödsinn hatte sie ja noch nie von sich gegeben. Das war doch mehr Majas und Leokardias Spezialgebiet. Klar, ich wusste, dass sie Mika nicht so richtig mochte. Obwohl mögen war der falsche Ausdruck. Sie hielt ihn einfach nur für langweilig. Die beiden hatten ja auch einmal ein Date. Ich verstand das überhaupt nicht, warum ihn alle so sahen. Wir konnten uns stundenlang über irgendwelche Filme und Bücher unterhalten und hatten die gleiche Wellenlänge. Gut, manchmal wäre etwas mehr Action auch nicht verkehrt, aber das war halt nicht jedermanns Sache und das musste man auch akzeptieren. Wichtig war doch, dass man sich gut verstand und Spaß zusammen hatte. Und das hatten wir, wenn wir uns denn sahen. Klar, Phil war viel lustiger, aber er war auch weniger zuverlässig. Der wollte sich garantiert nicht binden und außerdem war er noch viel seltener in Dortmund als Mika. Boah, warum dachte ich überhaupt darüber nach. „Sorry, das müssen noch die blöden Hormone sein. Du findest schon irgendwann den richtigen Kerl", entschuldigte sich Tessa und schüttelte über sich selbst den Kopf. „So, jetzt muss sie Bäuerchen machen", wandte sie sich an Carmen. „Du musst sie dir über die Schulter legen und ganz leicht auf den Rücken klopfen." Ich half ihr schnell dabei die perfekte Position zu finden. Die Kleine tätschelte fast den Rücken des Babys, als auch schon ein prächtiges Bäuerchen kam. „Boah, kann die rülpsen." Carmen schaute mich mit aufgerissenen Augen begeistert an. „So und jetzt sind dann die Windeln dran." „Darf ich das auch machen?" Die Kleine schaute Tessa bettelnd an, die sofort zu grinsen anfing und mir zuzwinkerte „Freiwillige immer gerne vor." Ein paar Minuten später wusste ich warum. Puh, das war echt barbarisch. Carmen zog auch ihre Nase kraus. „Das ist ein volles kleines Stinktier", brummte sie als sie die neue Windel fertig hatte. „Meinst du, ob ich auch noch einmal so eine kleine Schwester bekomme?" So wie es aussah, könnte sie sich wohl mit dem Gedanken anfreunden. Ich zuckte mit den Schultern. „Das musst du deinen Papa fragen." Sie fing an zu grinsen. „Das mache ich, wenn er morgen wieder zurück ist. Und du musst dann unsere Mama werden", strahlte sie begeistert. Hinter mir hörte ich es Gackern. Ich drehte mich zu Tessa um, die sich vor Lachen den Bauch hielt, der schon wieder ziemlich flach war. „Du und der alte Mann", gluckste sie. Man, warum war es denn hier auf einmal so warm? Ich hatte das Gefühl mein Gesicht glühte. „Süße, ich glaube da musst du dir schon eine andere Mama suchen. Dein Papa ist viel zu alt für Lucy", wandte sie sich an Carmen, die sofort eine enttäuschte Flappe zog.
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomansaLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...