Nervös blickte ich zu Tessa, die ihrem Mann versonnen hinterher starrte und sich dann zu mir drehte. „Also zwölf Jahre und ...." Sie schaute mich fragend an. „Und 345 Tage", antwortete ich. „Genau zwölf Jahre und 345 Tage sind ja gar nichts, wenn es um die Liebe geht." Mit ihrer Hand machte sie eine wegwerfende Bewegung. „Wie ist der Plan? Also außer ihn gegen die Wand meiner Eltern zu rammen." Diesmal schaute sie mich neugierig an. „Es gibt keinen Plan bis jetzt. Ich hatte nur den mit dem Neujahrskuss", antwortete ich kleinlaut. „Das ist aber ziemlich mager. Als Fußballerin müsstest du doch wissen, dass man nie ohne Plan in ein Spiel geht." Sie fing an zu gackern „Ach nee, du hast ja noch nie bei einem richtigen Verein gespielt, nur bei dieser Gurkentruppe." „Ich spiele jetzt bei Bochum. Und das ist keine Gurkentruppe." Ich versuchte sie sauer anzuschauen, musste aber auch lachen. „Ja nee, is klar. Trotzdem brauchen wir einen Plan und eine ausgefeilte Taktik, sonst wird das nichts. Du bist dir aber auch wirklich ganz sicher, dass du diesen alten Mann willst. Also dich stören die ganzen Falten und Runzeln nicht neben dir im Bett?" Sie schüttelte sich leicht. „Andi ist überhaupt nicht runzelig. Er ist gerade einmal Anfang dreißig und ziemlich durchtrainiert", verteidigte ich ihn sofort. Tessa schaute mich prüfend an „Woher weißt du das?" „Na, weil ich weiß, wann er geboren ist." Was für eine blöde Frage. „Nee, das mit dem durchtrainiert?" Ups, wieder schoss mir die Hitze in die Wangen. „Weil ich auf Ibiza immer gespiekt habe, wenn er Badehose an hatte." Ich versteckte mein Gesicht in meinen Händen. Toll, dass sie das so amüsierte. „Na perfekt, dann weißt du ja, was du bekommst und kaufst die Katze nicht im Sack." „Haha, wir haben nur ein riesiges Problem, die Katze will sich nicht kaufen lassen", brummte ich resigniert. „Andi sieht in mir nichts weiter als den Babysitter für seine Tochter und vielleicht noch die Tochter seiner Kollegin.....aber ganz sicher nicht die Lucy, nach der er sich verzehrt." Selbst jetzt wo er bei uns wohnte und wir uns jeden Tag sahen, war er immer supernett zu mir, aber nicht mehr. Es war so, als wäre ich irgendwie geschlechtsneutral für ihn. Jedenfalls konnte ich nicht behaupten, dass ich irgendeine Anziehung auf ihn ausübte. „Mmmm", Tessa rieb sich das Kinn. „Wir müssen die Zeit nutzen, wo er noch bei euch wohnt. Wie lange ist das noch?" Ich zuckte mit den Schultern „Ein, zwei Wochen oder so." „Das ist nicht mehr viel Zeit. Da müssen wir uns etwas ganz Massives einfallen lassen." „Man, der würde nicht einmal merken, wenn ich nackt vor ihm herumtanze." Tessa schlug sich mit einer Hand auf ihren Oberschenkel und grinste „Vielleicht solltest du das ausprobieren." „Spinnst du", empörte ich mich und spürte schon alleine bei dem Gedanken wie die Hitze zwischen meinen Ohren wieder zunahm. Was sollte denn Andi von mir denken? Dann verglich er mich doch sofort mit dieser verzweifelten oiden Brunzkachl. „Okay, nicht nackt. Hast recht, das hat bei der abgehalfterten Alten ja auch nicht geholfen. Nicht, dass er gleich wieder denkt, er muss umziehen und macht diesmal einen Abgang nach Timbuktu", kicherte sie, ehe sie sich wieder nachdenklich gegen ihr Kinn klopfte. „Erpel", brüllte sie los. Leo kam kurze Zeit später mit zwei Fläschchen in der Hand angesprintet. „Ich habe schon das Futter für die Windelpupse fertig." Nervös schaute er zu seinen Töchtern, die wieder ruhig in unseren Armen herumdösten. „Darum ging es zwar nicht, aber gib her. Die beiden sind ja sowieso gleich dran." Er reichte uns die Fläschchen. „Ich wollte von dir eigentlich wissen, was ich hätte machen müssen, um deine Aufmerksamkeit und dein Interesse an mir zu wecken?" Leo legte seinen Arm um ihre Schulter und drückte ihr einen Kuss ins Haar. „Mich einfach nur anlächeln", nuschelte er dabei. „Das ist zwar zuckersüß, hilft uns aber auch nicht weiter." Tessa drehte ihren Kopf und küsste ihn auf die Lippen. Ja, genau das wollte ich auch und zwar mit Andi. Tessa hatte recht, wir .... ähm ich brauchte einen wirklich guten Plan. Aber welchen??? „Na ja" Leo räusperte sich verlegen „Bei uns war es ja auch eher umgekehrt. Ich habe ja immer versucht deine Aufmerksamkeit zu bekommen." Tessa nickte nachdenklich „Stimmt. Also können wir nackt und aggressive Anmachsprüche streichen. Das funktioniert nicht." Oh ja, ich konnte mich noch leibhaftig daran erinnern, wie abschreckend die waren. Tessa hatte sie immer nur gekontert. „Nackt? Ich habe mich nie vor dir nackt gemacht." Leo schaute sie schockiert an. „Nee, war auch nur so ein spontan Einfall von mir", winkte Tessa sofort ab. „Vielleicht versucht ihr es mit Romantik?", schlug Leo vor. „So Essen kochen, Kerzenschein, Blumen." Tessa schüttelte den Kopf „Sie ist die Verfressene und nicht er. Nee, mit dir Romantiker kommen wir einfach nicht weiter." Die beiden hatten es doch aber auch irgendwie geschafft zusammenzukommen. „Wie hat das eigentlich bei euch funktioniert?", schoss es mir aus dem Mund. „Wir haben gereimt und dann hat er sich einen aus Eifersucht auf die Lampe gegossen und an Silvester haben sie uns im Keller eingesperrt." Tessa zuckte mit den Schultern, als wäre das ganz einfach. „Gib mir dein Handi, du bist jetzt mein Andi", lachte Tessa. „Nee, das ist keine Lösung", schüttelte sie sofort wieder den Kopf, schaute mich aber erleuchtet an. Na hoffentlich holte sie jetzt keinen Alkohol aus irgendeiner Geheimkammer. Der kam bei Andi garantiert noch weniger an, wo doch seine Familie durch einen Betrunkenen gestorben war. Vielleicht sollte ich ihn mit mir in unserem Keller einsperren. Nee, da gab es dank Papa zu viel Ablenkung in Form eines Fitnessraums de Luxe. Schnell verwarf ich den Gedanken also wieder. „Wir brauchen dringend andere Hilfe als den Erpel", grinste mich Tessa breit an. So wie sie aussah, hatte sie auch schon einen Plan. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und tippte daran herum. „Was machst du da?" Warum hatte ich so ein blödes Gefühl bei diesem Grinsen in ihrem Gesicht? „Na Phil heran pfeiffen. Du hast doch gesagt, er ist nur dein bester Freund. Dann kann er uns wenigstens helfen. Außerdem ist er auch ein Kerl und sogar einer, der bestimmt schon so manchen Verführungsversuch erlebt hat." Da hatte sie irgendwie recht. Aber wollte ich ihn wirklich einweihen? Das war..... das war doch.......total egal, ob das peinlich war oder nicht. Ich hatte keine Zeit zu verschenken und nur der Erfolg zählte. Verflucht, wo blieb der denn so lange?
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomanceLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...