Kapitel 124

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Sanft streichelte Andi mit seinen Fingern über meine Taille und packte den Saum meines Shirts. Ruckartig zog er es mir über den Kopf und sein Mund bewegte sich zu meinem Halsansatz. Wie eine Feder strichen sein Lippen dort entlang und verteilten kleine Küsse. Mein Herz schlug immer schneller in meiner Brust. Das fühlte sich so gut an...... so richtig. Ich fokussierte mich total auf diese Lippen und diese Finger, besonders diese Finger, die ebenso sanft über meinen Oberkörper wanderten und Sachen erkundeten, die noch nie von jemand anderem entdeckt wurden. Andi war der Columbus meiner Brüste.... und das war..... das war unglaublich. Manno, was war das denn für ein störendes Vibrieren? Nein, ich wollte auf gar keinen Fall meine Augen öffnen. Andi sollte nicht damit aufhören mich und meinen Körper zu verwöhnen. Welcher Idiot störte denn ausgerechnet jetzt? Das war doch gerade so vielversprechend. Da half alles nichts. Das Handy vibrierte schon wieder. Grantig öffnete ich meine Augen, mein ganzer schöner Traum war futsch bevor es ernst wurde und...... ich ließ sicherheitshalber meinen Blick durch mein Zimmer schweifen ....von Andi war hier auch weit und breit nichts zu sehen. Man konnte ja einfach mal hoffen, dass Träume wahr wurden. Nee, wurden sie nicht. Wenn wurden nur Alpträume wahr. Immer noch grummelig griff ich nach meinem Handy, das auf dem Nachttisch lag. Es war gerade einmal acht Uhr auf einem Sonntag. Wer bitte schrieb mir da am laufenden Band Nachrichten? Ich kannte nur eine Person, die so etwas um diese unchristliche Zeit machte. Richtig! Die Nachrichten waren von Tessa. Schon wieder ging die nächste ein. Verflucht nochmal, hatte die gerade nichts anderes zu tun? Ich schon, nämlich schlafen und träumen, schließlich war es gestern Abend ziemlich spät geworden. In meinem Kopf tauchten wieder Bilder auf, wie ich mit Andi bei uns im Wohnzimmer saß. Im Fernseher flimmerte ein Film, den wir gemeinsam ausgesucht hatten. Glücklicherweise mochten wir beide Fantasyfilme. Er hätte aber auch mir zu Liebe eine Schnulze geschaut. Wir waren beide unter eine Decke gekuschelt und er hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt, während mein Kopf an seiner Brust lehnte und ich mein Lieblingseis löffelte. Nein, das war nicht schon wieder ein Traum. Das war gestern Abend Realität gewesen. Wunderschöne Realität. Und obwohl ich ziemlich müde war, hatte ich ihn sogar noch zu einem zweiten Film überredet, um diese Zweisamkeit zu genießen. Jedenfalls  war es dadurch ziemlich spät geworden. Es war echt cool, dass es Filme mit Überlänge gab, dachte ich versonnen. Und eins war mir absolut klar, ich wollte, dass das keine einmalige Sache war, nur weil er mich trösten wollte, sondern eine für immer Sache. Ich wollte jeden verdammten Tag an ihn gekuschelt fernsehen und ..... und noch viel mehr. Schon wieder riss mich das Vibrieren aus meinen Gedanken. Schnell tippte ich auf das Handy und schaute, was die Nervensäge wollte. Und wie ist es mit Mika gelaufen?  Ich hoffe doch nicht, dass du an ihm kleben geblieben bist!  Menschenskinder, nun melde dich endlich!  Alles okay bei dir?  Wenn du nicht gleich zurück schreibst, rufe ich an! Das waren fünf Nachrichten im Abstand von jeweils nicht einmal einer Minute. Ja, Tessa war ein echter Geduldsmensch. Schon wieder trudelte eine Nachricht ein. Es war ein Bild von den Windelpupsen, die an ihren Flaschen nuckelten. Sie machen sich Sorgen um ihre Patentante! stand darunter. Sah nicht wirklich so aus. Trotzdem begann ich schnell zu tippen, damit der Terror ein Ende hatte. Mika war schon nach Berlin unterwegs. Ich kläre das später. Ich musste nicht einmal warten, die Häkchen waren augenblicklich blau und ein Tessa schreibt tauchte auf. Was?!?!😳 Der tickt doch wohl nicht ganz richtig. Rufe ihn jetzt sofort an und nicht später. Der Idiot hat dich überhaupt nicht verdient. Wo sie recht hatte, hatte sie recht. Nee, er hatte mich nicht verdient und wenn ich wach war, konnte ich ihn doch auch wecken. Genau! Ohne weiter zu überlegen, wählte ich Mikas Nummer. Ein paarmal ertönte das Klingelzeichen und dann ertönte ein leicht gegähntes „Hallo" „Hier ist Lucy. Ich muss unbedingt mit dir reden", meldete ich mich. Ja, ich musste unbedingt mit ihm reden. Aber was sollte ich genau sagen? Verflucht! Warum hatte ich mir das nicht vorher in meiner Denkzentrale zurecht gelegt? Ganz einfach, weil es noch zu früh war. Das war es aber für Mika auch, also konnte es funktionieren, wenn ich ihm einfach irgendetwas vor den Latz knallte. Und genaugenommen hatte ich ja gestern schon ein bisschen überlegt gehabt. Das würde reichen, um etwas zusammenzubrabbeln. Schließlich hatte ich ja ein Ziel vor Augen. Trotzdem konnte ich ja rücksichtsvoll sein. „Um diese Zeit? Hast du mal auf die Uhr geschaut? Ich bin erst vor fünf Stunden ins Bett gegangen, weil ich so lange im Stau gestanden habe. Können wir nicht später noch einmal telefonieren?" Wie um das zu unterstreichen, gähnte er schon wieder. Nee, nicht mit mir. Das war ja nicht meine Schuld. Wir hätten das Gespräch auch gestern Abend führen können, wenn er nicht so sang- und klanglos einfach abgehauen wäre. Sofort war der ganze Frust von gestern wieder in mir hochgekommen. Pah, rücksichtsvoll kam ja mal überhaupt nicht mehr in die Tüte. Nahm er vielleicht auf mich Rücksicht? „Nee, wir klären das jetzt!" Ja, ich konnte auch entschlossen sein. „Also das mit uns beiden funktioniert irgendwie nicht", fuhr ich einfach fort und ließ ihn gar nicht erst wieder zu Wort kommen. „Wir sollten einfach nur gute Freunde sein und nicht mehr." Das klang doch ziemlich gut. „Joa, da hast du recht", gähnte er schon wieder. Wie jetzt? Er widersprach nicht einmal? Das war... keine Ahnung.... irgendwie enttäuschend. Er hätte doch wenigstens versuchen können mich vom Gegenteil zu überzeugen. Was dachte ich denn da für einen Blödsinn? Eigentlich konnte ich doch zufrieden sein, wenn er das so einfach einsah und nicht weiter diskutierte. Aber.... „Mir ist die ganze Fahrerei nach Dortmund, um dich zu sehen, langsam auch echt zu viel." Ich hatte mich doch wohl verhört?! Wenn er immer nach Dortmund gefahren war, dann bestimmt nicht, um mich zu sehen. Ich war doch nur eine Randerscheinung. Die meiste Zeit hatte er hier doch mit anderen Leuten verbracht. „Prima, dann ist das ja auch geklärt", gab ich gespielt fröhlich von mir, obwohl ich innerlich kochte. „Ja, und wenn du mit Maja und Luca nach Berlin kommst, dann können wir uns ja treffen." Bestimmt nicht! „Ach ja, soll ich dir die Karten von Carmina Burana schicken? Vielleicht will ja Sascha mit dir da hingehen. Ich habe an dem Tag nämlich keine Zeit." Da würde ich mir garantiert nicht meinen Arsch mit ihm breit sitzen! „Das wäre prima. Wäre ja schade, wenn sie verfallen. Ich finde da schon jemanden." Boah, mein Bruder hatte recht. Schwabe durch und durch. „Also, man hört dann mal wieder von einander. Ich muss jetzt erst mal noch ein bisschen schlafen" Wieder unterstrich er seine Aussage mit einem Gähnen. „Ach ja und grüße Maja ..... und ähm Luca von mir." Damit war das Gespräch beendet. Nee, das würde ich garantiert nicht machen. Sofort musste ich an Omas Aussage denken, dass er ein wenig zu viel an Maja interessiert war. Scheinbar hatte sie recht. Sollte ich Luca warnen? Nee, das brachte dann nachher nur Unfrieden, weil ich damit seine Eifersucht schürte und Maja das ausbaden musste, obwohl sie gar nichts dafür konnte. Aber vielleicht.... in einem ganz ruhigen Augenblick.... Mal schauen. Mein Handy vibrierte in meiner Hand. Vielleicht war ihm ja aufgefallen, wie bekloppt er sich verhalten hatte. Nee, es war eine Nachricht von Tessa. UND??????   „Erledigt😀😀😀" antwortete ich ihr mit fliegenden Fingern. Sofort kamen strahlende Smileys zurück. Das hieß dann wohl, dass ich jetzt meine Ruhe vor ihr hatte. Weit gefehlt. Mein Handy zeigte einen eingehenden Anruf von ihr an. „Wie hat er reagiert?" Okay, sie nahm sich nicht einmal die Zeit für eine Begrüßung. Schnell fasste ich das Gespräch für sie zusammen. „So ein Vollidiot. Was ist das denn für ein Arsch.", regte sie sich auf und ich spürte auch wieder eine gewisse Wut in mir aufkeimen. Im Hintergrund war Babygeschrei zu hören „Sorry, ich muss Schluss machen", bei den letzten Worten fing sie an zu kichern. Scheinbar war ihr die Doppeldeutigkeit auch gerade aufgefallen. „Aber die Windelpupse rufen nach mir. Wir reden später noch einmal. Und jetzt schnapp dir Andi. Überrasche ihn doch mit einem Frühstück und zeige ihm, was du für eine tolle Hausfrau bist." Ich hörte gerade förmlich Nils Stimme in meinem Ohr. Aber warum nicht? Ich schmiss mein Handy auf das Bett und sprintete Richtung Küche. Man, irgendwie duftete es hier schon voll lecker. Mit der Türklinke noch in der Hand starrte ich auf Andi, der in Jeans und Shirt am Herd stand und brutzelte. „Na, hoffentlich habe ich dich mit dem Geklapper nicht geweckt." Entschuldigend schaute er mich an und sein Blick wanderte an mir hoch. Manno, warum war ich nicht erst im Bad? Frisch geputzte Zähne und gebürstete Haare wären mit Sicherheit gerade nicht von Nachteil. Und etwas anderes als dieses Oversize Schlafshirt hätte auch nicht geschadet. Ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper auch wenn ich nicht im geringsten fror, denn die bekannte Hitze breitete sich gerade wieder in meinen Wangen aus. Was hatte Andi noch einmal gesagt? Ich schüttelte schnell den Kopf „Nee, ich war schon wach und wollte uns auch gerade Frühstück machen." „Na prima. Dann setz dich. Was magst du? Bacon und Omelett oder Pancakes?" Was für eine Frage. „Beides", grinste ich breit und sog ganz tief den Duft seines Rasierwassers ein, als er sich über den Tisch beugte und mir auftat. Jaaaa, so sollte jeder Tag anfangen.

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt