„Wow, das ist ein Wahnsinns Panorama." Andi schaute begeistert auf den Walchensee hinab. Das Wasser des See glitzerte türkisfarben in der Sonne und hatte fast die gleiche Farbe wie Andis Augen, die ich so liebte. „Papa, Lucy. Schaut mal, da hinten kann man Minga sehen." Carmen hüpfte ganz aufgeregt neben meiner Oma und deutete mit ihrer Hand in eine Richtung. „Joa, und des da unten is der Kochelsee", erklärte meine Oma weiter. „Sind wir nicht vorhin an dem vorbeigefahren?" Da hatte Andi recht. „Ja, freilig. Wir san den Kesselberg auifahr'n. Jetzert lassert uns aber a Jause mach'n." Oma deutete auf den Berggasthof, der ganz in unserer Nähe leckere Düfte verströmte. „Gibt es da auch wieder Apfelstrudel?" Carmen schaute sie mit großen Augen an. „Und was ist a Jause?" Die Kleine war absolut wissbegierig bei allem, was sie aufschnappte. „A Jause ist eine Zwischenmahlzeit", klärte ich sie auf. „Ja Papa, lass uns schnell a Jause machen. Ich bin schon am Verhungern." Carmen griff nach Andis Hand und zog ihn mit sich. Schmunzelnd folgte ich ihnen zusammen mit Oma.....
„So und jetzert no a Topfenstrudl bevor mias wieda packa." Mein Blick ging auf die leeren Teller vor uns. Man, war der Kartoffelsalat und das Schnitzel lecker gewesen. Aber Oma hatte recht, so ein Strudel wäre gerade noch das richtige. „Also ich streike, sonst könnt ihr mich den Berg runter rollen." Andi hob pustend sein Hände. Kein Wunder, er hatte ja auch noch die Hälfte von Carmens Schnitzel und Salat vertilgt. „Was ist denn ein Topfenstrudel, Oma Valentina?" Die Kleine schien noch durchaus Platz in ihrem Magen zu haben. „Flipper, wer nicht aufisst, bekommt auch keinen Nachtisch." Andi schaute sie streng an. „Denn sog dem Papa, des dees koi Nachtisch ist, sondern kulturelle Bildung, wenn's du des isst. Und a Topfenstrudel is a Strudel mit Quark." Ehe Andi noch Einspruch erheben konnte, hatte Oma schon drei Topfenstrudel bei der Bedienung bestellt. Also ich liebte ja eigentlich Apfelstrudel, aber so ein Topfenstrudel mit warmer Vanillesauce war auch nicht zu verachten. „Was moins ihr, fohrn mir mit der Bahn oi?" Oma schaute uns nacheinander an. „Oi?" Camen kratzte sich am Hinterkopf. „Wir sind doch schon oben." Ein Schmunzeln schlich sich in mein Gesicht. „Ja oi heißt nach unten also eigentlich abi aber man spricht es oi und nach oben heißt aui wie aufi", erklärte ich meinen beiden Ruhrpottlern. Carmen nickte. Und ich sah ihr förmlich an, wie sie das gerade auf ihrer Festplatte abspeicherte. Wahrscheinlich nervte sie Dani damit, wenn sie wieder zu Hause in Dortmund war. „Wir können aber gerne noch wieder runterlaufen und müssen nicht die Bahn nehmen. Flipper und ich packen das noch. Nicht wahr?" Andi schaute zu seiner Tochter, die sofort breit grinste und nickte. Ihre Rattenschwänze wippten dabei ganz aufgeregt. „Des glaub i bei Carmen allemoi. I dacht aba, mir schaun uns no das Wikingerdorf am See o." „Wikingerdorf?" Carmens Augen waren kullerrund. „Ja, da unten am See wurde mal ein Film über Wickie, den kleinen Wikingerjungen gedreht und deshalb steht dort noch das Wikingerdorf Flake, das man als Filmkulisse aufgebaut hat", erklärte ich der Kleinen. Als ich in ihrem Alter war, hatte ich das immer total aufregend gefunden und nach jedem Besuch hier, hatten Luca und ich mindestens die nächsten zwei Wochen nur noch Wikinger gespielt und unseren Garten entsprechend umgestaltet. Ich liebte Wickie einfach und wollte immer wie er sein, obwohl ich eigentlich immer der Meinung war, dass er mehr wie ein Mädchen aussah. Man, hatten Luca und ich deshalb manchmal gezofft. Er hatte darauf bestanden, dass Wickie ein Junge war und er ihn deshalb nur spielen durfte. Für mich blieb dann immer nur Wickies Freundin Ylvi übrig. Aber egal. Wir hatten damit jedenfalls jede Menge Spaß. „Wickie und die starken Männer war einer meiner Lieblingsfilme. Und der wurde hier gedreht?" Andis Augen hatten auch begeistert angefangen zu leuchten. „Wir sollten unbedingt die Bergbahn nehmen. Ich spüre plötzlich, wie mir die Beine wehtun", zwinkerte er mir frech zu und stibitzte den Topfenstrudel von meiner Gabel, der sich gerade auf dem Weg zu meinem Mund befand. So ein Schlawiner.
Natürlich hatte Oma für uns noch eine weitere Überraschung geplant, nachdem wir Andi und Carmen fast mit Gewalt aus Flake herauszerren mussten. Wahrscheinlich würde heute und an den nächsten Abenden der Film in Dauerschleife laufen. „Boah, ist das Schwimmbad toll." Carmen schaute sich begeistert um. Ja, wir waren noch nach Seefeld in das Olympiabad gefahren. Okay, ich war in Omas Plan halb eingeweiht, denn sie hatte mich vergattert heimlich die Schwimmsachen mit einzupacken. Trotzdem war ich überrascht, denn eigentlich hatte ich mehr mit dem Trimini in Kochel gerechnet. „Na, Spatzl. Hier worst a scho a Weil nimma." Oma legte ihren Arm um meine Schulter. Klar, wusste sie, dass ich dieses Schwimmbad liebte. Besonders die geilen Rutschen, die in den Berg gebaut waren mitsamt ihren Strudeln waren der Hammer. Die würde ich gleich zusammen mit Andi und Carmen ausgiebig nutzen. „Wie lang is des jetzert scho her?" Also ehrlich gesagt ein Jahr, aber das wusste Oma ja nicht. Letztes Jahr an Ostern war ich mit Papa und meinem alten Verein hier in Krün im Trainingslager und Tessa war mit ihrem Verein in Mittenwald. An unserem freien Tag hatten wir uns dann getroffen und waren zusammen mit Mika und Sascha hier gelandet. Ja, Mika. Ich schüttelte innerlich den Kopf. Damals war er noch auf Tessa aus und hatte mich mit keinem Blick gewürdigt. Tja, blöderweise war ihm aber Leo da in die Quere gekommen. Obwohl aus Tessas Sicht eher glücklicherweise. Eigentlich hätte mit das zu denken geben sollen. Egal! „Luz, was grübelst du denn so?" Andi legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich an sich. Seine Lippen drückten mir einen Kuss auf meinen Scheitel. „Nichts wichtiges", winkte ich ab. „Papa, Lucy können wir rutschen gehen?" „Mäuserl, mir zwoa rutscha zamma und die zwoa rutscha a zamma." Oma griff sich Carmens Hand und lief mit ihr zur Treppe. „Mir zogen dener zwoa des mir g'schwinder san." Carmen nickte begeistert und streckte uns ihre Zunge heraus. „Ja, mir san g'schwinder." Ich schüttelte lachend den Kopf und schaute den beiden hinterher, wie sie die Treppe hinaufrannten. „Na los, dann zeigen wir den zweien mal, dass man nie die Rechnung ohne Wirt macht." Andi zwinkerte mir auch zu und zog mich an der Hand eiligst die Treppe hinauf. Etliche Rutschpartien später, stand meine Oma schnaufend vor uns. „Also i brauch erst amoi a kloane Stärkung und a bissl Ruh." Sie schaute zu dem Restaurant, das sich im Obergeschoss des Schwimmbads befand. „Mogst a oan Eis?" Natürlich sagte Carmen da nicht nein. „Und ihr zwoa?" Oma schaute zwischen Andi und mir hin und her. Ich schüttelte schnell den Kopf. „Wir gehen raus in das Außenbecken." „Außenbecken?" Andi schaute mich zweifelnd an. Okay, ich verstand seine Skepsis, denn hier in Seefeld lag oben in den Bergen noch Schnee. Das war aber hier normal Anfang April, während in München schon alles blühte. „Das Außenbecken hat 37 Grad Wassertemperatur", beruhigte ich ihn und ließ mich vom Rand wieder in das große Becken gleiten. Mit schnellen Schwimmzügen schwamm ich in Richtung des Durchbruchs, wo man in das Außenbecken kam. Natürlich folgte mir Andi sofort.
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomanceLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...