Kapitel 194

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Die letzten zwei Wochen waren wie im Flug vergangen. Ich klappte meinen Koffer zusammen und stellte ihn in den Flur. Ich musste grinsen, denn in dem Koffer befanden sich ein paar Überraschungen für Andi. Was er wohl dazu sagen würde? Ja, morgen ging es nach Ibiza zusammen mit meinen Eltern würden wir in unserer Finca wohnen. Manno, freute ich mich schon auf diese Zeit. Es war das erste Mal, das Luca nicht mit dabei war. Ja, so Studium und Prüfungszeit war nicht gerade kompatibel mit den Schulferien. Wie sollte das dann nächstes Jahr erst werden, wenn ich studierte? Ich musste das irgendwie mit den Ferien hinbekommen, schließlich hatte ich ein schulpflichtiges Kind und ich wollte auf keinen Fall auf gemeinsamen Urlaub mit Andi und Carmen verzichten. Ich griff zu meinem Handy und öffnete die Mail, die ich heute bekommen hatte. Ja, ich würde definitiv studieren. Die Uni hier in Bochum hatte mir heute mitgeteilt, dass ich der stolze Anwärter eines Studienplatzes im Bereich Logopädie war. Wenn ich daran dachte, kribbelte es sofort in meinem Bauch. Hoffentlich bekam ich das auch hin. Mir fielen sofort Majas Schwierigkeiten ein. Sie war eine super Schülerin und hatte trotzdem Probleme. Studium und Schule waren wohl ziemlich verschieden. Scheinbar schien ihr aber die Nachhilfe von Genia zu helfen, trotzdem war die Kirsche noch nicht gelutscht. Maja hatte mich verdonnert Luca nichts davon zu erzählen. Eine ziemlich blöde Idee, denn vorhin hätte ich mich fast verquatscht, als er sich darüber aufgeregt hatte, dass Maja das Studium so schleifen ließ. Wahrscheinlich würde es bei den beiden besser laufen, wenn er von Majas Problemen wüsste und sie nicht nur für faul hielt. Insbesondere wo sie sich jetzt wirklich reinhängte. Aber eigentlich war das nicht mein Problem. Das mussten die beiden klären und wenn Maja mich bat die Klappe zu halten, dann tat ich das halt. Wie auch immer, ab Oktober würde es für mich heißen voll reinklotzen und dabei noch Andi und Carmen mit unter einen Hut zu bekommen. Was sagte Oma immer? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg Und den Willen das alles zu schaffen hatte ich auf alle Fälle. Schließlich sollten die beiden ja auf mich stolz sein. Sofort dachte ich wieder an die Abiturzeugnis-Verleihung. Andi war zusammen mit Papa und Mama ins Konzerthaus gekommen, wo alle Abiturienten aus unserer Schule in einem festlichen Rahmen ihre Zeugnisse vom Rektor überreicht bekamen. Da ich das Abitur mit 1,6 bestanden hatte, wurde ich dort besonders geehrt. Das war mir total peinlich dort so vor allen Leuten auf der Bühne wie ein Streber zu stehen. Jedenfalls bis zu dem Moment als ich zu Andi schaute und seinen Blick sah. Er schaute mich mit einem Stolz an. Ja, das wollte ich wieder, wenn ich meinen Studienabschluss machte. Allein für Andi würde ich mich schon wie verrückt anstrengen. Jetzt wurde es aber Zeit nicht über die Zukunft nachzudenken, sondern in der Gegenwart alles nötige zu erledigen......und das hieß Carmens Koffer zu packen. Ich lief die Treppen hoch ins Dachgeschoss und hörte die aufgeregte Stimme von Carmen. „Papa das musst du dir unbedingt merken. Das ist ganz wichtig." Wieso war sie schon hier? Und wieso war Andi auch schon hier? Wieso hatte ich nicht mitbekommen, dass sie gekommen waren? Hatten sie sich ins Haus geschlichen? Oder war ich so in meinen Gedanken versunken gewesen? Ich schaute auf meine Uhr. Es war gerade 15 Uhr. Eigentlich sollte Carmen doch bis 17 Uhr bei Opa Chris und Oma Dani sein, um ihr erstes Zeugnis zusammen mit Dani zu feiern und sich zu verabschieden, weil es für uns in den Urlaub ging. Andi wollte sie auf dem Rückweg von der Arbeit dann abholen, damit ich genug Zeit hatte die Koffer zu packen und den Haushalt urlaubsfit zu machen. Ja, das hatte ich so von meiner Mutter gelernt. Bevor man in den Urlaub fuhr, wurde noch einmal alles ordentlich geputzt. Papa lachte sich immer darüber scheckig, dass sie Platz für neuen Staub machte. „Ja, Flipper. Ich habe es verstanden", hörte ich meine Lieblingsstimme. Das war echt komisch. Wieso hatten sie mich nicht begrüßt, als sie gekommen waren? Ich riss die Tür auf und schaute in zwei erschrockene Gesichter. Man, die sahen ja aus, als hätte ich sie beim Naschen erwischt, dabei saßen beide auf der Erde vor einer gut aufgereihten Stofftierbande. „Was macht ihr denn hier?" Meine Neugier war geweckt. „Nichts. Ich habe Papa nur gezeigt, wie Frau Kehr uns die Zeugnisse verteilt hat. Willst du mein Zeugnis sehen?" Noch bevor ich überhaupt antworten konnte, war die Kleine schon aufgesprungen und lief zu ihrem Schreibtisch. „Schau mal, da steht mein Name Carmen Göbel", Sie deutete mit ihrem Finger auf den Zeugniskopf. „Und dann steht da, dass ich mir ganz viel Mühe gebe und immer fleißig lerne. Und das ich auch schon etwas lesen und rechnen kann. Stimmt's Papa?" Andi war auch aufgestanden und hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt, während ich das Zeugnis las. Ja, so eine verbale Beurteilung hatte auch etwas für sich. Ich fand es gut, dass die Kinder nicht gleich mit Noten unter Druck gesetzt wurden, sondern erst einmal einfach Spass an der Schule haben sollten. „Das ist ja ein super Zeugnis", lobte ich die Kleine und sie schaute mich glücklich an. „Ich gehe dann auch mal meine Koffer packen", meldete sich Andi zu Wort und drückte mir einen Kuss auf mein Haar. „Und wir beide packen deinen. Okay?"Carmen nickte wild. „Papa!" Wie von der Tarantel gestochen sprintete sie hinter Andi her, der gerade die Tür erreicht hatte und flüsterte ihm etwas ins Ohr. So wie sie dabei aussah, war es wohl sehr wichtig. Aber seit wann hatten die beiden vor mir Geheimnisse? Irgendetwas war hier heute faul. Nee, sogar megafaul. Ehe ich aber weiter darüber nachdenken konnte, stand Carmen schon vor ihrem Schrank und beförderte ein Teil nach dem anderen auf den Fussboden davor. Da sollte ich wohl lieber schnell eingreifen. Sie rannte vom Schrank zu ihrem Bett und warf sich auf den Boden. Oh ja, das kannte ich nur zu gut. Gleich würde sie darunter robben, um ihre Lieblingsteile hervorzukramen. Das hatte ich auch schon oft genug gemacht. „Wo sind meine Lieblingsshorts?" Sie schaute mich schockiert an „Und meine ganzen T-Shirts, die ich so mag?" Ich deutete mit meinem Finger zur Kommode, wo sie von mir feinsäuberlich zusammengelegt lagen. Ja, seit unserem München Urlaub hatte ich dazu gelernt und einmal Kehraus unter dem Bett gemacht, damit wir nicht erst wieder im Urlaub alles waschen mussten. Ich klopfte mir innerlich auf die Schulter. So langsam wurde ich doch eine brauchbare Mutter. Jetzt musste ich nur noch bei der Auswahl der Sachen ein wenig eingreifen und dann konnte es auch schon ab nach Ibiza gehen. Manno, was ich mich freute.

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt