Kapitel 22

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Die Dusche hatte echt gut getan. Meine Muskeln hatten sich entspannt. Diese Läufe mit Leonard, die ich seit ein paar Tagen machte, hatten es ganz schön in sich. Wir hatten uns mir zu liebe dazu entschieden einmal morgens fünf Kilometer zu laufen und einmal abends. Tagsüber war es mit der Sonne einfach zu warm.  Meine Haare rubbelt ich mi dem Handtuch trocken und begann sie zu bürsten. Ob wohl Leos Idee, in die er mich heute eingeweiht hatte und bei der er mich um Hilfe gebeten hatte, wirklich klappte?  Irgendwie hatte ich meine Zweifel. Aber irgendwie war es schon cool, wenn das klappte. Durch die Läufe die ganze letzte Woche, hatte ich ihn wirklich besser kennengelernt. So langsam verstand ich echt, warumTessa sich in ihn verliebt hatte. Er war so ganz anders als der, der sich immer hinter den blöden Anmachsprüchen versteckt hatte. Wenn man sich mit ihm unterhielt, war er total vernünftig. Und wenn es um Tessa oder die Babys ging, bekam er das totale Glänzen in den Augen. Ja, da konnte man fast neidisch werden......aber nur fast. Tessa und er passten echt zu 100 Prozent zusammen. Und wenn ich ihm mit allem half, dann half ich ja sozusagen auch meiner besten Freundin. Mit ihrem Gips war es für sie momentan schon schwer genug......da war es ja meine Pflicht. Ich griff zu dem Handy, das neben dem Waschbecken lag und scrollte meine Kontakte durch. „Bin dabei", tippte ich schnell und schickte die Nachricht an Leo. Ja, das war die richtige Entscheidung. Auch wenn ich Papa und Mama noch erklären musste, warum ich mit ihnen zusammen nach Hause flog und nicht noch die weiteren drei Wochen wie geplant mit Luca bei der Familie Reus auf Ibiza blieb. Mama musste ja bald wieder zurück in die Agentur. Mmm, was konnte ich da als Grund nennen? Ich kratzte mich am Hinterkopf. Wie wäre es mit der Wahrheit, dass ich Tessa etwas helfen wollte. Das würden Papa und Mama sofort verstehen. Und die Renovierungen im Haus waren ja abgeschlossen, das hatte mir Leo heute erzählt. Tessa wusste das noch gar nicht. Das war auch gut so, sonst würde sie garantiert mit ihrem Gips trotzdem irgendwelche Möbel zusammenschrauben. Jaa, in Dortmund wartete genug Arbeit auf mich........und vielleicht brauchte Andi ja auch meine Hilfe bei Carmen. Das war echt komisch, dass er sich im Urlaub bis jetzt kaum um sie gekümmert hatte. Das passte so gar nicht zu ihm. Eigentlich war sie doch sein Lebensmittelpunkt. Andererseits, wenn er wirklich mit einem Kunden zu tun hatte......oder auch mehreren. Von irgendetwas musste er ja auch leben und als Angestellter einer Beratungsagentur für Sportler musste man sich natürlich nach der Klientel richten. Aber komisch war es schon, denn im letzten Jahr war das nicht so. Und Mama, Marvin und Jasi machten doch auch einfach Urlaub. Okay, sie waren ja auch die Chefs und nicht nur angestellt. Ja, Mama war in die Agentur mit eingestiegen, als sie sie erweitert hatten. Und letztes Jahr war Andi noch Werkstudent und nicht fest angestellt. Das war wahrscheinlich der Grund. Trotzdem war das komisch und was noch viel schlimmer war, es torpedierte meinen so schön ausgeklügelten Plan, ihn hier auf Ibiza auf mich als Frau aufmerksam zu machen und ihm den Kopf zu verdrehen. Mein Handy in meiner Hand piepste. Schnell schaute ich darauf. „Danke😁" Leo hatte mir auf meine Nachricht geantwortet. Mein Handy piepste schon wieder. Oh, eine neue Push-Nachricht von meiner Horoskop App. Wieso gab es heute zwei? Heute morgen hatte ich doch schon eine Sie werden um Hilfe gebeten. Na ja, das hatte ja schon zugetroffen. Neugierig öffnete ich die Nachricht  Sie erhalten eine Information, die noch sehr wichtig für sie und eine Person, die Ihnen nahesteht, wird.  Okay, was auch immer das zu bedeuten hatte. Ich würde heute meine Augen aufhalten. Aber vorher stellte sich mir eine ganz andere Frage, die jede Frau kannte, nämlich was sollte ich anziehen? Ich kniete mich vor meinen Koffer und wühlte darin herum. Okay, das weiße Top sah zu meiner mittlerweile schon schön braunen Haut garantiert gut aus, aber was sollte ich dazu anziehen? Ich pustete mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und begann den Koffer erneut umzupflügen. Ein leises Klopfen ertönte an der Tür und Maja steckte neugierig ihren Kopf herein. Na, die schickte ja der Himmel. Vielleicht hatte sie ja eine gute Idee und rettete mich aus meinem Klamotten-Dilemma. „Komm rein." Mit meiner Hand winkte ich sie zu mir.  „Und du gehst heute auf Party mit Mika?" „Ja, und ich habe keinen blassen Schimmer, was ich anziehen soll." Der Kerl hatte mich heute am Strand einfach damit überrumpelt. Na ja, wir hatten schon eine ganze Menge Zeit zusammen verbracht in den letzten Tagen. Mika hatte Carmen und mir ziemlich oft zusammen mit Lulu Gesellschaft beim Buddeln geleistet. Er ging mit seiner kleinen Schwester richtig toll um, fast als wäre er nicht nur ihr Bruder sondern ihr...... nee, da fehlte doch noch ein bisschen zum Vorzeigevater.  Das war ja Andi. Es kam also nicht ganz überraschend, dass sich Mika mit mir verabredete, aber trotzdem hatte ich nicht damit gerechnet, dass er Karten für eine Veranstaltung besorgt hatte. „Wo geht ihr denn hin?" Maja warf einen Blick auf das Durcheinander in meinem Koffer und fing an ein paar Sachen herauszufischen. „Erst ins Café Mambo, um den Sonnenuntergang zu gucken und dann ins Pacha zu Flower Power." Ihre Augen begannen zu leuchten „Wow, das ist ja voll romantisch." Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sie da auch gerne hin würde. Vielleicht sollte ich meinem Bruder mal einen Tipp geben, dass Abende mit einem Buch am Pool eher etwas für alte Leute waren. Wahrscheinlich würde er aber sowieso nur abwinken. Seit er angehender Student war, hing seine Nase nur in irgendwelchen Fachbüchern, um sich auf das Studium vorzubereiten. Wenn der früher schon eine Schlaftablette war, dann war er jetzt eine Vollnarkose. „Na ja, ich würde eher sagen es ist unpraktisch, denn wir müssen erst nach San Antoni und dann einmal über die ganze Insel zurück nach Eivissa." „Das ist doch nicht so schlimm. Ihr habt ja einen Mietwagen. Ich finde die Idee echt toll von Mika. Er ist ein total lieber Kerl, der sich gerne Gedanken macht, wie er jemand anderen überraschen kann und er ist lustig. Mit ihm hat man immer Spaß." Okay, so wie Maja schwärmte, sollte sie vielleicht lieber mit ihm da hinfahren. Andererseits hatte sie aber wirklich recht. Mika war echt ein netter Kerl. „Auf alle Fälle solltest du dann bei deiner Kleidung unbedingt das Hippie Thema aufnehmen. Das Top ist prima." Sie schnappte es sich aus meiner Hand und sprang auf „Und ich habe noch so einen tollen Jeansmini, den hat Paps mir letztes Jahr auf dem Hippiemarkt gekauft. Der passt garantiert perfekt." Ehe ich etwas sagen konnte, rannte sie auch schon aus dem Zimmer.

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt