Nils Arm lag immer noch um meine Schulter als er allen zuprostete. „Nicht rühren", zischelte er ganz leise und beugte sich zu mir. Ich spürte seine Lippen ganz sanft irgendwo zwischen meinem Ohr und meiner Wange. „So wie dein Objekt der Begierde uns anstarrt, dürfte er gleich wie ein Stier angestampft kommen." Mist, ich hatte ja Nils noch gar nicht in den neusten Stand der Dinge eingeweiht. Er konnte ja nicht wissen, dass das mit dem Eifersüchtigmachen überhaupt nicht mehr nötig war. Schnell versuchte ich mich aus seiner Umarmung zu lösen, bevor es hier doch noch zu einer Szene kam. Sofort schoss mir wieder Andi und mein Horoskop durch den Kopf. Sie sorgen für eine Menge Aufsehen und Aufregung. Nein, das konnten wir nicht gebrauchen. Anstatt mich loszulassen, nahm mich Nils aber in einen richtigen Klammergriff. Da er mich an seine Brust gezogen hatte, konnte ich Andi nicht einmal ein Zeichen mit meinen Augen geben oder sehen, ob er wirklich so eifersüchtig reagierte. Obwohl, das war doch völliger Quatsch, denn ich hatte ihm ja gesagt, was Sache war. Er kannte den Plan und er wusste, dass Nils überhaupt nicht auf Frauen stand. Außerdem wusste er, dass ich ihn liebte und mich kein anderer Kerl interessierte. Nein, Andi stand garantiert nur da und beobachtete uns schmunzelnd. Wahrscheinlich schüttelte er sogar grinsend den Kopf über die Show, die Nils hier abzog und amüsierte sich köstlich. Ja, genau! „So, jetzt reicht das Schmierentheater aber, Kollege." Nein, nicht genau! Das war Andi. „Ich wäre dir wirklich verbunden, wenn du Luz wieder aus dem Schwitzkasten lässt, sonst müsste ich leider eingreifen." Nils löste schlagartig seinen Klammergriff von mir und ich drehte mich zu Andi, der sich wie ein Rachegott vor und aufgebaut hatte. „Ja, nimm deine Finger von Lucy. Das ist Papas und meine Freundin." Auch Carmen hatte sich neben ihrem Papa aufgebaut und schaute Nils mit in die Hüften gestützten Armen finster an. Wieso war es denn plötzlich so still hier im Raum? Und wieso starrten uns alle an? Sie sorgen für Aufsehen Juhu, dann war der erste Teil ja schon erfüllt. Reichte das nicht aus? So ein halbes zutreffendes Horoskop war doch mehr als genug. Jedenfalls für mich. Scheinbar aber nicht für den Patron der Horoskopschreiber und das Universum. „Was ist denn hier los?" Papa und Luca gesellten sich zu uns. Wenn die das jetzt mitbekamen, dann war auch die Aufregung garantiert. Manno, das sollte hier eine friedliche Taufe von zwei süßen kleinen Babys werden und keine Schlammschlacht um mein Liebesleben. Andi legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich an seine Brust. „Kleine Planänderung, Luz", flüsterte er mir zu. Nein, bitte nicht! Warum denn gerade heute? Weil es das blöde Horoskop vorhergesagt hatte. „Ich habe dem Kerl nur versucht klar zu machen, dass er seine Finger von meiner Freundin zu nehmen hat." Andis Tonfall war klar und bestimmt. Er ließ keine Unklarheiten aufkommen. Papa nickte kurz und riss dann seine Augen auf. „Deine Freundin?" Irgendwie war seine Stimmlage etwas hoch geraten. Okay, man hätte es auch ein Aufquietschen nennen können. „Freundin?", kam es ähnlich schrill von Luca, dessen Blick zwischen Andi und mir hin und herwanderte. „Ja, Freundin" Carmen schlug sich mit ihrer kleinen Hand vor die Stirn. „Ist doch logisch. Wenn sie zusammen in Papas Bett schlafen und da ganz viele Rosenblätter und Teelichter herumstehen." Ich schloss kurz meine Augen. Warum wurde alles eigentlich bei mir immer schlimmer? Und wieso hatte Carmen das überhaupt mitbekommen? Wir hatten doch morgens bevor sie aufgestanden war noch schnell alles weggeräumt. Viel schlimmer, was hatte sie alles mitbekommen? „Ich bin nämlich..." Nein, hoffentlich packte sie nicht noch mehr Details aus. Ein vorsichtiger Blick zu meinem Papa, sagte mir, dass er gebannt an ihren Lippen hing. „nachts wach geworden und bin dann zu Lucy, weil ich kuscheln wollte in ihr Zimmer. Weil sie nicht da war, bin ich dann zu Papa. Da hat aber schon Lucy mit ihm gekuschelt." Mist, das hatten wir überhaupt nicht mitbekommen. Ich spürte diese unglaubliche Hitze in meinen Wangen. „Also bin ich wieder zurück in mein Zimmer und habe mit Dörte gekuschelt. Ich bin ja schon ein großes Mädchen." Carmens Blick ging zu den beiden Windelpupsen. „Und vielleicht bekomme ich dann ja auch Geschwister." Hilfe! Papa und Luca würden bestimmt gleich ausrasten. Mir musste sofort etwas einfallen, um das zu unterbinden. Aber was? „Das ist ja wie in Sodom und Gomorra. Das ist doch Pädophilie." Konnte Tessas Schwiegermutter nicht einfach die Klappe halten und weiter an ihrem Champagnerglas nuckeln? „Nee, ist es nicht. Lucy ist ja volljährig." Hatte das eben wirklich Lua gesagt? Ich schaute zu meinem Bruder, dessen finsterer Blick jetzt der alten Weidenfeller galt und nicht mehr uns. „Aber dieser Altersunterschied", empörte sich Maja. Maja?! In ihrem Alter sollten man doch eigentlich nicht so voreingenommen sein. „Das sind gerade einmal zwölf Jahre und dreihundert." Tessa schaute hilfesuchend in meine Richtung „344 Tage", kam es gleichzeitig von Andi und mir. Trotz dieser blöden Situation mussten wir beide grinsen. „So, wie die beiden deinem Mann gegenüber stehen, erinnert mich das irgendwie an Dirty Dancing in der Schlussszene, als Johny ihrem Vater sagt, mein Baby gehört zu mir.", kicherte Franzi, die sich mit Mama zusammen auch zu uns gesellt hatte, genau wie Marco, Marvin und Jasi. Papas Blick wanderte wieder von Andi zu mir und zu dem Arm, der um meine Schulter lag. „Na dann willkommen in der Familie. Wenigstens bist du nicht so eine Flitzpiepe und passt gut auf meine Dodo auf." Papa klopfte Andi auf die Schulter und drückte mir eine Kuss auf mein Haar." Echt jetzt? So einfach war das? Wovor hatte ich so einen Schiss gehabt? Mein Blick ging zu Luca, der uns beide auf einmal angrinste. „Also du hast ja schon einen lausigen Frauengeschmack bewiesen, aber das toppt ja alles." Idiot! „Und egal wie alt du bist, wenn du meine Schwester unglücklich machst, bekommst du es mit mir zu tun." Doch kein Idiot! „Und mit mir." Tessas, Leos, Phils und Nils Stimmen waren deutlich zu erkennen. Ich musste schmunzeln. „Das habe ich absolut nicht vor. Luz ist das Licht meines Lebens." Wie zur Bestätigung beugte sich Andi zu mir herunter und drückte seine Lippen zärtlich auf meine. „Boah, ist dat schmalzig", hörte ich Marco gackern. „Ein Glück, dass Mika nicht da ist und das mitbekommt. Wie soll er sich denn fühlen, wenn er wegen eines alten Mannes abgeschossen wurde." Das war doch wohl nicht Majas Problem.„Halt die Klappe, Biene! Und freu dich für die beiden." Ups, so kannte ich meinen Bruder ja gar nicht. „Wie lange geht das denn schon mit euch beiden?" Mama umarmte erst mich und dann Andi. „Vier Wochen", gab ich kleinlaut zu. „Wurde ja auch langsam Zeit." Ich schaute sie schockiert an. „Meinst du nur Omas sehen so etwas? Mütter haben da auch einen Blick für." Echt jetzt? Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf. „Vier Wochen?! Und das sagst du deinem Team nicht!" Nils Gesicht war reine Empörung. „Sorry, da bin ich nicht zu gekommen", entschuldigte ich mich schnell. „Vier Wochen!" Marvin grinste breit und klopfte Andi auf die Schulter „Dann, war dein Kater ja wenigstens nicht umsonst, Bro." Das brachte ihm einige Lacher ein. „Endlich haste eene richtige Frau jefunden, die och unsere kleene Schnute mag, meen Junge. Ick wünsch euch janz viel Jlück und noch mehr Liebe" Jasis Vater Chris schaute uns mit leicht feucht glitzernden Augen an, ehe er uns in eine Umarmung zog. „Und wat meenste, Dani", wandte er sich an seine Frau, die uns auch umarmte. „Vielleicht jibt dat ja och noch wat Kleenet, wo wa uns drum kümmern können." „Ach Chris, das hat doch noch viel Zeit. Die beiden sind doch noch so jung." Ja, Alter war immer eine Sache des Standpunkts. „Ja, Alter. Vielleicht wirst du auch bald Opa", gackerte Marco und klopfte Papa kumpelhaft auf die Schulter. Papa schaute ihn geschockt an, ehe er zu grinsen begann. „Meine Dodo ist da schlauer." Er legte seinen Arm um Carmens Schulter. „Sie sorgt für ein Enkelkind, ohne dass ich dafür neben einer Großmutter schlafen muss." Das sorgte natürlich für allgemeine Erheiterung. Also definitiv hatte das Horoskop von Andi und mir recht gehabt. Wir hatten für Aufregung und Aufsehen gesorgt. Erstaunlicherweise hatten aber die Leute weniger Probleme mit dem Altersunterschied als wir erwartet hatten. Okay, wir waren hier unter unserer Familie, Freunden und Bekannten. Aber trotzdem hatte ich mit größerem Widerstand gerechnet. Besonders bei Papa und Luca. Egal! So war es viel besser. Und das allerbeste, wir mussten uns nicht mehr verstecken. „Glücklich? Auch wenn ich es vermasselt habe?" Andi schaute mich unsicher an. Ich nickte wild mit meinem Kopf und kuschelte mich an seine Brust. Ich genoss es wie er hier mit mir stand und mich im Arm hielt. Wie sollte ich da nicht glücklich sein? Ich hatte doch alles, was ich mir schon ewig gewünscht hatte. „So, und jetzt möchte ich auch etwas sagen..."Was wollte Tessa denn noch? Okay, sie hatte ihren Senf bis jetzt ja noch nicht dazugegeben. Trotzdem! Wir hatten ja schon genug gehört. Wahrscheinlich wollte sie mich einfach rund machen, weil ich sie nicht gleich eingeweiht hatte. Aber das hatte doch wohl Zeit und musste hier nicht vor allen Leuten passieren. „Was mir schon lange auf der Zunge brennt", fuhr sie fort. „Das Buffet ist eröffnet!"
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomanceLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...