Konzentriert starrte ich auf die Unterlagen auf dem Schreibtisch vor mir. Noch diese eine schriftliche Prüfung und dann hatte ich zumindest erst einmal den ersten Teil der Abiprüfungen hinter mir. „Gute Nacht, Lucy." Carmen kam in mein Zimmer gesaust und umarmte mich. „Flipper, lass Luz....i in Ruhe lernen." Andi war ihr gefolgt. „Was musst du denn noch lernen?" „Mathe." Ich verzog mein Gesicht schmerzvoll. Also nicht, dass ich mit Mathe Probleme hatte, aber irgendwie war ich heute nicht richtig bei der Sache. „Ich kann gut rechnen. Soll ich mit dir üben?" Carmen strahlte mich an „Eins plus eins ist zwei und drei plus eins ist vier." Ich musste grinsen. Ja, so in der ersten Klasse, da war das noch alles so schön einfach. Carmen rutschte auf meinen Schoß und starrte auf das Papier vor mir. „Das ist aber kein Mathe. Da stehen ja nur Buchstaben und keine Zahlen. Du hast bestimmt die falschen Blätter erwischt. Dann kannst du ja auch nicht richtig lernen." Ich grinste. Ja, so einfach war das. Leider nicht, aber das würde sie auch noch irgendwann lernen. So wie ich es auch musste. Manno, was würde ich dafür geben noch einmal nur so einfache Rechenaufgaben lösen zu müssen. Mein Blick fiel zu Andi, der Carmen und mich beobachtete. Nein, ich würde auf keinen Fall noch einmal in die erste Klasse wollen. Nicht seit dem Andi endlich eingesehen hatte, dass er alles andere als zu alt für mich war. „So Flipper, jetzt geht es ab in Bett. Lucy braucht ihre Ruhe zum Lernen." Nö, brauchte ich gar nicht. Wenn ich hier nämlich noch lange auf den Mist vor mir schaute, drehte ich bald durch. Die Kleine gab mir noch einen Kuss und hüpfte wieder von meinem Schoß. „Papa bringt mich jetzt ins Bett und liest mir noch eine Geschichte vor." Stolz grinste sie mich an und fegte los. „Du kannst ja ein Glück haben", rief ich ihr hinterher. An meiner Tür blieb sie schlagartig stehen und drehte sich um. Mit ihrem Zeigefinger rieb sie sich ihr Kinn und schaute mich ernst an. „Wenn du Papa ganz lieb fragst, bringt er dich vielleicht auch ins Bett und liest dir eine Geschichte vor." „Flipper Abmarsch", forderte Andi sie auf und zwinkerte mir zu. Anstatt ihr aber zu folgen, kam er die paar Schritte zu meinem Schreibtisch und beugte sich zu mir. „Wenn du mich ganz lieb fragst, bringe ich dich ganz sicher ins Bett", flüsterte er mir ins Ohr. Sein Atem streifte dabei meinen Nacken und sofort schoss mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper. „Aber ich lese dir bestimmt nichts vor, Luz." Wie zur Bestätigung drückte er ganz sanft seine Lippen in meinen Nacken. Manno, sofort kribbelte es wieder in mir als hätte ich einen verfluchten Ameisenhaufen in meinen Adern. „Papa, wo bleibst du denn?" Carmens Stimme schallte laut zu uns und wir fuhren schnell auseinander, als sie wieder ihren Kopf in mein Zimmer steckte. „Ich habe Lucy nur schnell etwas erklärt", entschuldigte sich Andi, ganz der Bilderbuchpapa bei ihr. Sie schnappte sich seine Hand und zog ihn mit sich. „Mensch Papa, ich muss doch jetzt schnell schlafen, damit ich morgen nicht murrig bin, wenn Lucy mich zur Schule fährt." An der Tür drehte sich Andi noch einmal schmunzelnd zu mir und zwinkerte mir zu, ehe er mit der Kleinen verschwand. Ich starrte wieder auf die Unterlagen auf dem Schreibtisch. Diesmal aber alles andere als konzentriert, denn meine Gedanken waren bei diesem einen Abend vor ein paar Tagen. Da hatte ich auch etwas länger gelernt. Ich musste ja immer warten bis Carmen eingeschlafen war, ehe ich mich in Andis Schlafzimmer schlich. Ja, ich schlief seit unserer Aussprache vor zwei Wochen immer bei ihm. Das gehörte ja dazu, wenn man zusammen war. Den ganzen Tag freute ich mich immer schon auf das Kuscheln und Schmusen. Bei dem Gedanken an diesen Abend durchlief mich sofort wieder ein warmer Schauer und mein Herz klopfte im Stakkato. Ich hatte mich über den Flur geschlichen und ganz leise die Tür geöffnet. Was mich dann erwartet hatte, hätte ich nie im Leben zu Träumen gewagt. Andi hatte im ganzen Zimmer Rosenblätter verteilt und auf seinem Bett war sogar ein Herz aus Rosenblättern gelegt. Ich rieb über meine Arme, auf denen sich schon alleine bei den Erinnerungen wieder eine leichte Gänsehaut ausbreitete, denn außer den Rosenblättern standen auch im ganzen Zimmer verteilt eine Unmenge an kleinen Teelichtern, die brannten. Und nicht diese stinkenden, sondern ganz normale. Das war so wunderschön. Und nicht nur das ...... sagen wir mal so, seit diesem Abend konnte ich meine Dirndlschürze nicht mehr in der Mitte binden. Und ehrlich gesagt bereute ich es kein Bisschen. Rechts war ehe viel besser. Und mit Andi sowieso. Mit ihm war einfach alles viel besser. Tessa hatte völlig recht. Wenn du den richtigen Kerl erwischt hattest, dann war alles .... ich überlegte kurz..... dann war alles irgendwie absolut genial und unbeschreiblich. Andi fehlte mir schon in dem Moment, wenn die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, weil er zur Arbeit ging. Und ab genau diesem Moment begann ich schon die Minuten zu zählen bis er endlich wieder da war. Ja, mich hatte es absolut erwischt. Ich konnte mir gar nicht mehr vorstellen, überhaupt wieder ohne ihn zu sein. Und ich liebte die Nächte, wenn ich einfach in seine Arme gekuschelt einschlief. Und genauso liebte ich es, wenn er mich morgens mit einem zärtlichen Kuss weckte. „Flipper schläft schon. Na Luz. Soll ich dich jetzt auch ins Bett bringen?" Andi lehnte am Türrahmen und zwinkerte mir verheißungsvoll zu. Verflucht, wie lange hatte ich hier vor mich hingeträumt? „Oder soll ich lieber noch etwas mit dir Mathe lernen?" Mit ein paar Schritten stand er wieder hinter meinem Schreibtisch und seine Hände begannen ganz sanft meinen Nacken zu massieren. Mein Blick ging zu dem Skript vor mir. Eigentlich müsste ich den Mist draufhaben. In meinem Kopf ertönte Mamas Stimme Was du bis jetzt nicht gelernt hast, lernst du jetzt auch nicht mehr, Spatzl. Das hatte sie früher schon immer zu mir gesagt, wenn ich noch vor einer Arbeit am Lernen war. Entspann dich lieber, dann läuft das morgen von ganz alleine. Und da ich eine gehorsame Tochter war, würde ich auf ihre Ratschläge hören. Für die Entspannung hatte ich da auch schon eine ganz bestimmte Vorstellung. „Ich habe definitiv genug gelernt. Bring mich lieber ins Bett." Ein Schmunzeln breitete sich in seinem Gesicht aus. „Dein Wunsch ist mir Befehl." Ohne weitere Zeit zu vergeuden, hob er mich vom Stuhl auf seine Arme. Ich krallte mich an seinem Hals fest und legte meine Lippen auf seine. Ein Brummen entrang sich Andis Kehle. Ich liebte diese Laute, die er von sich gab, wenn er glücklich und zufrieden war. Sofort kribbelte und krabbelte es wieder in mir. Davon konnte ich gar nicht genug bekommen. Ja, morgen war ich garantiert total entspannt zur Prüfung
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomanceLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...