Kapitel 37

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Ich ließ meinen Blick noch einmal kurz durch den Raum gleiten. Ja, so sah das perfekt aus. Die Blumen standen alle an der richtigen Stelle. „Diese gelben und schwarzen Rosen, brennen die dir nicht eigentlich die Finger ab? Und müsstest du nicht sowieso hier im Stadion zu Staub zerfallen?" Mein Bruder grinste mich teuflisch an. Also ganz ehrlich vor ein paar Jahren hätte ich ihm da garantiert recht gegeben. Aber mittlerweile. Und außerdem hatte das ja auch überhaupt nichts mit Fußball und den Vereinen zu tun, sondern hier ging es um die Zukunft meiner Freundin. Das war ja ganz etwas anderes. „Blödsinn. Ich will nur, dass Tessa mit Leo glücklich wird. Und dafür muss man eben auch Opfer bringen." „Du hast das aber echt toll gemacht, Dodo." Er legte seinen Arm um meine Schulter. „Wenn ich diesen Schritt mit Maja wage, dann weiß ich, wo ich um Unterstützung fragen muss." Ich schaute Luca erschrocken an. Er wollte doch wohl nicht auch etwa? „Geht da gerade ein Hochzeitsvirus um?" Luca schüttelte den Kopf und fing an zu lachen „Nee, und wenn dann hat er mich nicht erwischt." Erleichtert atmete ich auf, denn ehrlich gesagt fände ich das schon irgendwie creepy, wenn die auf einmal alle heiraten würden. „Ich hatte schon Angst, du willst eine Doppelhochzeit", zog ich ihn auf. Sofort riss er seine Arme hoch „Um Gottes Willen, vielleicht noch gleich dreifach mit Max und Leo auch noch. Nee, nee, da sind Maja und ich uns einig, dass das für uns noch kein Thema ist. Wir machen erst einmal unser Studium fertig, dann fassen wir Fuß in unserem Job und dann können wir das irgendwann in Angriff nehmen." Das klang echt durchdacht. Nur meist funktionierte Leben so nicht, sondern ging ganz eigenwillig seinen eigenen Weg. So wie jetzt bei Tessa und Leo mit den Zwergen. Die standen so garantiert auch nicht in ihrem Lebensplan. Mein Bruder dachte aber wahrscheinlich man konnte es wie einen Businessplan aufstellen und dann lief das schon. Dumm nur, dass es in dem Plan auch ab und zu eine Insolvenz gab, so wie in meinem Plan mit Andi. Verflucht, warum dachte ich denn jetzt schon wieder an den? Am Flughafen hatte ich mir doch geschworen nicht einen einzigen Gedanken mehr an ihn zu verschwenden, besonders nach dem ich Zeuge des großen Auftritts seiner oiden Brunzkachl geworden war, die sich ihm an den Hals geschmissen hatte, als wäre sie gerade von einem monatelangen gefährlichen Aufenthalt im Weltall zurückgekehrt und nicht von einem Urlaub auf Ibiza. „Wollen wir mal schauen gehen, wie weit die schon mit dem Shooting sind?" Ob das gut war? Eigentlich hatte ich ja versprochen Luca davon fernzuhalten, aber andererseits hatte er mir so gut geholfen, dass wir schon fertig waren. Obwohl..... „Ich will noch schnell die Kamera ausprobieren, damit sie nachher auch richtig eingestellt ist und ich nicht erst damit noch anfangen muss." Das hatte ich früh von Mama gelernt, denn oftmals hatte man dafür keine Zeit mehr, wenn es losging. Und heute durfte ich auf keinen Fall bei den Fotos versagen, schließlich waren das wichtige Erinnerungen für die beiden später einmal. Ich lief schnell zurück zu dem Tisch, auf dem ich sie abgelegt hatte und schnappte sie mir. „Willst du sie nicht lieber mitnehmen. Nicht das hier nachher zwei davon liegen." Da hatte mein Bruder recht. Also abgesehen davon, dass ich dann nicht die wichtigen Fotos machen konnte, würde Mama mir wahrscheinlich auch den Kopf abreißen, denn es war eigentlich ihre Lieblingskamera. „Außerdem willst du doch draußen bestimmt auch schon Fotos machen", zwinkerte er mir zu. Ja, manchmal war Luca gar nicht so deppert. Ich schloss die Tür hinter uns und folgte ihm. So ruhig wie es hier war, waren wohl alle gerade draußen mit den Aufnahmen beschäftigt. Wir liefen also durch den Einlauftunnel zum Spielfeld. Also da musste ich aber sagen, dass der auf der Arena beeindruckender war. Schließlich war er ja einem Bergwerk nachempfunden. Der hier war aber nur total eng. Da passten gerade mal so beide Mannschaften nebeneinander durch. „Und lächeln", hörte ich eine freundliche Frauenstimme. Ja, sie hatte das mit Tessas Gips perfekt gelöst, in dem sie sie auf der Reservebank platziert hatte. Das machte Sinn und sah auch bestimmt cool aus. Ich blieb mit Luca zusammen am Rand stehen und beobachtete die Fotografin, wie sie sich immer wieder einen anderen Winkel suchte. Eigentlich könnte ich doch....."Und ist alles vorbereitet?" Nils gesellte sich zu uns. Ich nickte nur und zog die Kamera aus der Tasche. Wenn ich mich hier schon etwas damit warm machte, konnten nachher nur super Aufnahmen entstehen. Schnell schaltete ich das Teil an und stellte das Programm ein. Ich hielt mir das Okular vor mein rechtes Auge. Jetzt musste ich nur noch scharf stellen und dann.......verflucht, was war das? Nein, das ...... „Papa hat die Kamera kaputt gemacht als er dagegen getreten ist", quietschte ich schockiert auf. „Was? Das kann doch gar nicht sein." Luca schnappte mir das Ding aus der Hand und schaute auch durch das Okular. „Stimmt, alles schwarz." „Was denn?" Nils kam wieder ein paar Schritte auf uns zu und schaute uns fragend an. „Warum bist du denn so blass, Lucy-Maus." „Die Kamera ist kaputt. Das Objektiv muss defekt sein, denn das ganze Display ist nur schwarz, genau wie das Okular. Schau doch." Ich hielt sie ihm zum Beweis hin. Mist, dann gab es doch nur Handyfotos. „Was sollen wir denn jetzt machen?" So auf die schnelle konnte ich nicht unbemerkt von Mama eine neue besorgen, ganz zu schweigen davon, dass es auch zeitlich nicht mehr klappen würde. Wenn wir vielleicht die Fotografin fragten, die schien ja ganz nett zu sein. Ja, das war doch wenigstens einen Versuch wert, obwohl das eigentlich totaler Mist war, denn noch ein Mitwisser mehr war gar nicht gut. Davon gab es eigentlich schon viel mehr als im ursprünglichen Plan vorgesehen. In dem gab es nämlich nur Leo, Nils und mich. Andererseits wäre Maja ziemlich sauer gewesen, wenn sie nicht dabei wäre. Ich dachte wieder an mein Horoskop. Am Ende wurde alles gut. Also würden wir auch eine Lösung für die Fotos finden. Auch wenn ich mich nicht gerade auf das Geständnis mit der kaputten Kamera freute, aber Mama wusste ja, dass es Papas Schuld war. Naja und meine, weil ich sie so blöd an der Garderobe hatte liegen lassen. „Hier funktioniert wieder." Nils drückte mir die Kamera wieder in die Hand. Ich schaute sofort durch das Okular direkt auf die Südtribüne, die so leer im übrigen auch nicht gerade sehr beeindruckend aussah. Schnell stellte ich scharf und drückte ab. Im Display erschien die Aufnahme. Perfekt. „Wie hast du das gemacht?" Ich schaute Nils sprachlos an. „Tja, mit meinen Zauberhänden", grinste er. „Zauberhände?" Was meinte er damit. „Ja, mit meinen Zauberhänden habe ich den Objektivdeckel vom Objektiv gezaubert. Du bist ganz schön aufgeregt, Lucy-Maus." Ich schlug mir meine Hand vor das Gesicht. Oh Mann, war das peinlich. Ein absoluter Anfängerfehler. Mama würde..... „Wieso hast du das nicht gemerkt", maulte ich Luca an, der nur mit den Achseln zuckte „Bin ich hier der Fotograf oder du?" Scheinbar ja keiner wirklich von uns beiden. Aber wichtig war nur, dass mein Horoskop schon wieder recht hatte. Am Ende wurde alles gut.Hoffentlich stimmte das auch ganz am Ende noch, denn so langsam war es bald soweit. „So, noch einmal umziehen." Nils klatschte laut neben mir in die Hände. „Und dann ist Showtime", zwinkerte er mir zu, als er zu den drei Modells lief, die sich Richtung Garderobe bewegten. Verflucht, in mir fing alles zu kribbeln an.

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt