Kapitel 141

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„Bevor wir spielen, gehe ich aber schnell noch einmal für kleine Lucys." Ich hatte nämlich gerade Maja in Richtung Toilette verschwinden gesehen. Das war doch vielleicht eine gute Gelegenheit mit ihr zu sprechen und alles wieder in friedliche Bahnen zwischen ihr und meinem Bruder zu lenken. „Okay, aber beeil dich." Ja, das ungeduldige Gesicht meines Bruders passte zu ihm. Schnell flutschte ich in den Vorraum und warf einen Blick in den Spiegel. Manno, das Top saß ja schon wieder sonst wo. Ob es wirklich eine so gute Idee war, damit Volleyball zu spielen? Na ja, wenigstens musste ich keine Angst haben, dass zwei zusätzliche Bälle in das Spiel eingriffen, denn ich trug ja noch einen Sportsbra darunter. Und wenn wären es ja sowieso nur Bällchen. Egal! Das Spülen der Toilette zerriss die Stille. „Was machst du denn hier?" Maja schaute mich ganz überrascht an, als sie ans Waschbecken trat. „Ich habe nur geschaut, ob noch alles sitzt", redete ich mich heraus. Das war ja nicht einmal komplett gelogen. „Und du magst kein lila?" Man konnte ja mal ganz unauffällig nachhaken. Ich deutete dabei auch auf ihr T-Shirt, dass mit großen lila Buchstaben bedruckt war. „Ha, ich wusste doch gleich, dass du ihm die besorgt hast, weil er wieder mal keine Zeit für etwas anderes als das Studium hatte." Sie kniff ihre Augen zusammen, während sie mich damit fixierte. „Es ist so zum Kotzen. Ich bin ihm völlig egal. Alles dreht sich nur noch um das Studium." Das war doch aber logisch. „Na ja, ihr habt ja nun mal jetzt auch die Prüfungen", nahm ich ihn in Schutz. „Und im übrigen, habe ich die Ohrringe nicht besorgt. Die hat Luca ganz alleine besorgt. Er hat mir vorhin sogar von der Idee mit dem Geburtsstein ganz stolz erzählt." Maja schaute mich ungläubig an „Echt?" Ich nickte. „Echt! Du weißt doch, dass er sich immer selbst Gedanken macht und nicht nur einfach irgendetwas kauft." So gut sollte sie ihn wirklich kennen. „Mist!" Sie verzog ihr Gesicht als hätte sie Zahnschmerzen. „Dann habe ich ja echt voll daneben gegriffen. Ich fand die Ohrringe nämlich eigentlich wirklich schön. Was soll ich denn jetzt machen?" Sie schaute mich hilfesuchend an. Mir kam eine spontane Idee. Wenn sie Luca von ihren Prüfungsterminen erzählte, war er garantiert schnell wieder besänftigt. Da war mein Bruder zum Glück ja leichtmaschig gestrickt. Hauptsache es ging im Studium vorwärts. Das war ihm garantiert wichtiger als eine Entschuldigung. „Wann sind denn deine Prüfungstermine?" Warum zuckte sie bei dem Wort deine so zusammen? „Du musst doch bestimmt auch gut lernen", setzte ich nach. Dieser ganze Informatikkram fiel ihr bestimmt auch nicht einfach so zu. „Dieses Semester nicht", brummte sie leise. Hä, wieso hatte sie keine Prüfungen? Luca hatte doch gesagt.... „Aber muss an nicht für jeden Kurs eine Prüfung ablegen?" Ich hatte mich zwar noch nicht viel damit beschäftigt, aber bei meinen Recherchen wegen meines Studiums hatte ich schon mitbekommen, dass eine gewisse Zahl an Prüfungen abgelegt werden musste, damit man genug Creditpoints für den Bachelor Abschluss zusammen bekam. Und irgendwie machte die Anzahl, die man für einen Kurs bekam auch den Arbeitsaufwand dafür aus. „Ja, muss man. Aber man muss sich dafür auch anmelden." Klar, deshalb hatte der Erbsenzähler sie ja daran erinnert. „Und für wie viele hast du dich angemeldet?" Eine Zahl zwischen drei und fünf würde bestimmt einen Freudentaumel bei meinem Bruder auslösen. „Für gar keinen. Ich habe die Frist verpasst", kam es kleinlaut von Maja. Oha, in ihrer Haut wollte ich lieber nicht stecken, wenn sie das Luca steckte. Das gab garantiert Trouble. Aber nicht heute. Dafür würde ich schon sorgen. „Luca wird bestimmt stinkig. Dabei ist es doch mein Studium. Es kann ja nicht jeder so verbissen sein, wie er." Okay, damit hatte sie recht, aber wenn sie ein gemeinsames Leben planten, betraf es ja auch ihn, wenn sie länger für ihr Studium brauchte. „Du solltest dich trotzdem richtig bei ihm für die Ohrringe bedanken. Das wäre mit Sicherheit ein Anfang." Sie nickte niedergeschlagen. „Vielleicht sollte ich sie gleich tragen." Ohne eine Antwort von mir abzuwarten, verließ sie die Toilette.
„Mensch, Dodo. Wo warst du denn so lange?" Luca tippte ungeduldig mit seinem Fuß im Sand. „Wollt ihr gerade eine Runde Beachvolleyball spielen?" Andi und Mika stellten sich neben Luca und letzterer grinste mich breit an. „Ist denn noch Platz in deiner Mannschaft?" Wie? Der wollte in meine Mannschaft? Ging es dem noch gut? Also nicht, dass wir uns im Streit getrennt hätten, aber ..... „Tut mir leid, aber ich spiele schon in dem Team von dieser heißen Braut." Phil tauchte mit einem Beachvolleyball in der Hand neben mir auf und legte seinen Arm um meine Schulter. „Nirgends kann man besser baggern als beim Volleyball", zwinkerte er mir zu. „Da hast du recht, deshalb bin ich auch mit von der Partie. " Von meiner anderen Seite legte Nils seinen Arm um meine Taille und zog mich an sich, ehe er mir einen Kuss auf die Wange drückte. „Wir haben uns heute noch gar nicht richtig begrüßt, Sweetheart." Sweetheart? Mir klappte fast der Kiefer herunter. „Na dann ist das ja geklärt, Sugar." Diesmal war es Phil, der mich zu sich zog und mir einen Kuss auf meine Wange ziemlich dicht an meinem Mundwinkel drückte.  Sugar? Ich hatte mich doch wohl verhört. Nee, hatte ich wohl nicht, so finster wie Luca ihn anstarrte. „Was ein billiges Affentheater." Mika schüttelte hämisch grinsend seinen Kopf. Wo er recht hatte, hatte er recht. Auch wenn ich das nicht gerne zugab. Mir musste ganz schnell etwas einfallen, bevor hier noch alles eskalierte. Aber was? Ich strengte meine Denkzentrale an und sie lief auf Hochtouren. „Ist hier noch ein Platz in deiner Mannschaft frei?" Maja! Die schickte ja der Himmel. „Du trägst ja die Ohrringe", erstaunt schaute mein Bruder sie an. „Ja, ich wollte mich auch noch einmal richtig dafür bedanken." Ehe mein Bruder zu Wort kam, schlang Maja ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. Das war....das war gut. „Ich dachte du trägst sie morgen erst, wenn wir in die Oper gehen." Ich musste mir auf die Lippen beißen, um nicht zu lachen. Man, guckte Mika blöd. Ja, manchmal war mein Bruder doch gar nicht so dumm, auch wenn es bedeutete sich den Hintern breit zu sitzen. Dann war ja alles wieder im Lot und vor allem hatte er auch keine Zeit mehr Phil mit seinen Blicken zu erdolchen, wenn seine ganze Aufmerksamkeit wieder bei Maja war. „Ich bin dann mal weg. Ihr seid dann ja schon drei gegen drei", verabschiedete sich Andi und lief davon. Halt, stop. Nein, hier geblieben!  Manno, warum funktionierte denn Gedankenübertragung nie, wenn man sie brauchte? Und warum verdrückten sich immer die Falschen? Mir blieb aber keine Zeit, weiter einzuschreiten, denn der erste Ball flog schon durch die Gegend und sowohl mein Bruder als auch die anderen Kerle legten sich mächtig ins Zeug. Ich schaute zu Maja, die auch nur mit den Schultern zuckte. Wir kamen beide überhaupt nicht zum Zug. Seit wann war der Erbsenzähler so gut im Pritschen? Egal! Trotzdem hatte man irgendwie den Eindruck, dass nicht zwei Mannschaften sondern vier Kerle gegeneinander spielte. So langsam reichte mir das Machogehabe. Ich drehte mich um und lief vom Feld. Da saß ja Andi und beobachtete unser Spiel die ganze Zeit. Wieso starrte der denn so finster? „Ach, Sweetheart, du hast vollkommen recht. Es ist höchste Zeit für eine Pause." Nils legte wieder seinen Arm um meine Taille und zog mich an sich. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er auch einfach das Spiel beendet hatte.

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt