„Und bei dir geht jetzt auch wieder die Schule los?" Mika legte seinen Kopf schief und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Ich nickte „Ja, das letzte Schuljahr. Wird bestimmt ganz schön heftig, wenn ich ein echt gutes Abi bauen will." Er begann zu grinsen. „Das schaffst du locker. Und du hast ja auch noch den perfekten Nachhilfelehrer an deiner Seite." Also, diese Hundeaugen konnten nicht nur bettelnd schauen, sondern auch frech zwinkern. Irgendwie ritt mich gerade ein kleiner Teufel „Du meinst Luca? Na der hat es doch selbst gerade einmal mit Mühe und Not geschafft." Okay, diese Augen konnten sogar empört schauen. „Ich dachte da eher an...." „Dich", unterbrach ich ihn lachend. Sofort hellte sich sein Gesicht wieder auf. „Ja, und ich finde, du hast übermorgen Nachmittag einen großen Erklärungsbedarf in Chemie und ich werde dir am Badesee genau die chemische Bezeichnung von Wasser erklären." „Du meinst H2O?", prustete ich los. „Übrigens habe ich Chemie schon abgewählt." Mika kratzte sich kurz am Hinterkopf. „Okay, dann halt die physikalischen Kräfte, die auf dich einwirken, wenn ich dich ins Wasser werfe. Physik hat mir sowieso besser gelegen", grinste er breit. Manno, der hatte da ja ganz süße Grübchen in der Wange. Die waren mir noch nie aufgefallen. „Also gehst du Übermorgen mit mir an den Badesee?" Und jetzt wieder dieser Bettelblick. Wie sollte ich denn da nein sagen? Besonders, wenn der Wetterbericht 30 Grad angesagt hatte. „Überredet. Die ersten Tage ist ja sowieso noch nicht viel los." Und da war wieder das Grinsen mit den Grübchen. „Super. Du kannst ja deinen Bruder fragen, ob er und Maja auch Lust haben mitzukommen." Die Frage war doch viel mehr, ob ich Lust hatte, dass der Erbsenzähler mitkam. Scheinbar war meine Begeisterung auch an meinem Gesicht abzulesen, denn Mika setzte sofort entschuldigend nach „Ich dachte, dann kann immer einer auf die Sachen aufpassen, wenn die anderen im Wasser sind. „Ich kann aber auch Brautzilla fragen, ob Max und sie Zeit haben." Also irgendwie klang das total logisch und mit mehr Leuten hatte man ja auch mehr Spaß. Und wenn ich abwägen musste, ob Brautzilla oder der Erbsenzähler, fiel mein Wahl eindeutig auf...... „Ich frage Luca nachher und gebe dir dann Bescheid." Ein kühle feuchte Nase drängte sich wieder an meine Hand. „Mensch Wau, such dir ein eigenes Mädel", meckerte Mika grinsend mit seinem Hund. „Na, ihr habt ja hier Spaß." Franzi gesellte sich zu uns. „Lucy , ich wollte dich eigentlich fragen, ob du nicht vielleicht Montag Nachmittag Zeit hast." Oh, dann sollte ich wohl auf Mariska aufpassen. Das hatte ich ja schon ziemlich lange nicht mehr, denn Marco und Franzi kümmerten sich da meist selbst drum. Und wenn nicht, gab es ja auch noch Maja und Max, die mir da Konkurrenz machten. Aber mal wieder ein bisschen mehr Geld auf meinem Konto konnte ja nicht schaden. Da war ja immer noch die Sportauspuffanlage für Erwin, von der ich schon lange träumte. Für die geplante Airbrush Lackierung musste ich ja nicht mehr sparen, wo ich jetzt nach Bochum wechselte. Ich schaute kurz entschuldigend zu Mika und nickte dann. „Ja klar, habe ich da Zeit. Wann soll ich denn kommen, um auf Mari aufzupassen." Franzi schüttelte ihren Kopf. „Du sollst nicht auf Mari aufpassen. Ich wollte dich als Modelersatz für Tessa buchen. Am Montag ist nämlich das Shooting für Pursuit und irgendwie ist mir gerade erst jetzt aufgefallen, dass Tessa da diesmal ausfällt. Und für Leo und Maja alleine wäre das sonst etwas zu viel. Du bekommst da auch eindeutig mehr Gage als beim Babysitten", grinste sie und zwinkerte mir zu. Ich als Model? Na ja, Mama hatte schon immer behauptet, dass ich dafür Talent hätte. Ich hatte ja auch schon etliche Male zugeschaut, wenn Tessa das unter großem Gemaule gemacht hatte. Zu Franzis Philosophie für ihr Label gehörte es, dass alle ihre Entwürfe von Familienangehörigen oder Freunden vorgeführt wurden. Also war das echt eine Ehre, wenn sie mir das anbot. Und finanziell reizvoll war es sowieso. „Und Spatzl, hast du schon zugesagt?" Mama kam auch zu uns und lächelte mich an. „Ich freue mich schon mit dir zu shooten." „Okay, ich mache das super gerne", stimmte ich also schnell zu und schaute zu Mika, der grinsend mit den Achseln zuckte und lautlos mit dem Mund Dienstag formte. Ich nickte. „Das wird total super." Maja umarmte mich stürmisch von hinten. „Du wirst sehen, das macht total Spaß." „Ja, so ein Shooting ist immer total lustig", lachte auch Leo. Wo kamen die beiden denn her? Scheinbar waren sie aber in Franzis Plan eingeweiht und total ihr neustes Lieblingswort. „Habe ich gerade Shooting gehört?" Bei dieser Stimme hinter mir, lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Was wollte die oide Brunzkachl denn hier? „Na wenigstens verstopft die Hohlraumabdeckung ihre Gehörgänge nicht", brummte Franzi neben mir und ich musste mir fest auf die Lippen beißen, um nicht loszugackern. Den Hut Hohlraumabdeckung zu nennen, da hätte ich ja auch mal draufkommen können. „Ja, wir haben uns gerade über das Shooting von Pursuit unterhalten." Mamas Gesicht war anzusehen, dass sie es nur mit Mühe schaffte diese Person in das Gespräch einzubeziehen. „Pursuit. Das ist doch dieses wunderbare angesagte Label mit den farbenfrohen Alltagsklamotten. Also da musst du mir unbedingt einen Kontakt zu machen." Sie schob Leo, die neben Mama stand, rücksichtslos beiseite, ehe sie sich wie bei einer alten Freundin bei ihr unterhakte. Mama entglitt fast das Gesicht. „Also den Job kannst du gleich vergessen...", Leo funkelte sie wütend an. Ja, wenn meine Freundin etwas nicht leiden konnte, dann war es unsanft beiseite geschoben zu werden. Das hatte auch etwas mit ihrem Vater zutun, der sie bei solchen Aktionen einmal richtig schwer verletzt hatte. „Ach was willst du Grünschnabel überhaupt von mir?" Marlen schaute sie wie einen lästigen Schmarotzer an. Leo stemmte ihre Hände in die Hüften „Ich bin eine der Designerinnen von Pursuit." Ja, auch wenn sie erst noch Modedesign studieren wollte, gab es in Franzis letzten Kollektionen immer ein paar krass geile Teile von Leo. Die oide Brunzkachl ließ uns mit ihrer lauten künstlichen Lache fast aus den Ohren bluten „Ja, genau. Ich glaube wohl nicht, dass einer hier dazu in der Lage wäre solche umwerfenden Entwürfe zu schaffen." Ihr Blick glitt auch über Franzi, die in einem lockeren T-Shirt und Shorts vor ihr stand. „Also, ganz ehrlich. Meine Schwiegertochter ist ein sehr großes Talent und hat schon in meinen letzten sechs Kollektionen so einige beliebte Teile designt", meldete sich Franzi in einem nicht gerade freundlichen Ton zu Wort. Boah, so wie die die Augen aufriss, murmelten die ja hier gleich über den Rasen. „Du bist Pursuit?" Die Quietschstimme überschlug sich fast, als sie in einem Affentempo von Mama abließ und sich bei Franzi unterhakte. „Also ich lasse dir gleich nachher mein Portfolio zukommen. Wann ist denn das Shooting. Ich kann es bestimmt einrichten, mich dafür frei zu machen." Franzi schüttelte lässig ihren Arm ab. „Nicht nötig. Ich nehme für meine Shootings nur junge unverbrauchte Models, so wie Lucy." Sie zog mich neben sich und legte mir ihren Arm um die Schulter. „Das Kindermädchen?!" Fassungslosigkeit zeichnete sich in das Gesicht der oiden Brunzkachl, ehe sie sich umdrehte und empört davon stapfte. „Was war denn hier schon wieder los?" Jasi kam zu uns und schaute dem abstampfenden wütenden Stier hinterher. „Die Alte ist echt unerträglich. Ich verstehe Andi nicht.", grummelte Franzi kopfschüttelnd. Jasi verzog ihr Gesicht als hätte sie Zahnschmerzen. „Ich ehrlich gesagt auch nicht." Sie schüttelte ihren Kopf „Marvin und ich haben erst gestern mit ihm geredet. Er ist da total blind und vernagelt. Er hat mir echt an den Kopf geschmissen, dass ich es ihm nicht gönne, dass er endlich mal eine Frau gefunden hat. Dabei war ich es, die ihn ermuntert hat mit dem Daten anzufangen. Er kann sich ja nicht ewig nur hinter Carmen verstecken." Mama schaute sie nachdenklich an „Na ja, seine Mutter und Schwester sind doch beide bei dem Unfall tödlich verunglückt." Jasi nickte „Vielleicht hat er einen Mutter-großeSchwester-Komplex und ist deshalb mit der Alten zusammen. Und außerdem ist er auch ziemlich bequem. Also hat er etwas gefunden und braucht gar nicht erst weitersuchen und daten. Vielleicht sollten wir es ihm gönnen, dass er sich bei ihr einfach nur die Hörner abstößt. Irgendwann wird er schon wieder aufwachen." Hoffentlich hatte Mama damit recht. „Wenn es dann nicht zu spät ist." Jasi schien echt verzweifelt. Mein Magen zog sich zusammen. Wenn sie das so ernst nahm, dann musste das auch so ernst sein. „Ja, aber mit der egozentrischen Schnitte wird das nie was mit Carmen. Der sollte mal lieber seinen Hintern hoch bekommen und sich was suchen, was auch zu der Kleinen passt." Also Franzi war definitiv kein Fan von der oiden Brunzkachl. „Marvin hat ihm auch gesagt, dass man sich nicht mit dem Erstbesten zufrieden geben sollte." Jasi zuckte die Achseln „Aber Andi meinte er sei wirklich glücklich und es passe alles perfekt..... auch mit Carmen. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass die sich wirklich um das Kind bemüht.....aber er behauptet ja. Sein Argument ist, was solle er mit einem jungen Huhn, er braucht eine reife Mutter für seine Tochter." „Na, wenn er meint, das er da die richtige hat", brummte meine Mutter und auch Franzi schien nicht im geringsten überzeugt. Ich im übrigen auch nicht, denn ich junges Huhn wäre mit Sicherheit eine bessere Mutter für Carmen als die oide Trutschn, die nur an sich selbst dachte.
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomanceLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...