„Was hast du zu Leo gesagt, du Idiot", stürzte ich mich auf meinen Bruder, der mich mit großen Augen anstarrte. „Ich habe überhaupt nichts gesagt. Und du solltest auch mal lieber deine Klappe halten", knurrte er mich an. „Das hättest du mal lieber tun sollen, dann wäre er nicht so abgerauscht." Pah, ich sollte die Klappe halten, wenn er hier Scheiße baute und unseren ganzen Plan zunichte machte. Jetzt wo alles den Bach runterging, brauchte ich auch nicht still bleiben. Nee, dann sollte er auch dafür gerade stehen. Sauer funkelte ich ihn an und begann mit meinem Finger in seiner Brust zu stochern. „Das ist immer das gleiche mit dir, wenn es nicht um dich geht, musst du quer schießen." Luca hielt meine Hand fest. „Aua", quietschte ich. Manno, der sollte aufhören meine Hand zu zerquetschen. Ich spürte wie mir Tränen in die Augen schossen. Wir hatten doch alles so schön geplant und jetzt? „Aus jetzt ihr beiden oder ich mache gleich den Rasensprenger an, um euch zu trennen." Wieso lachte Nils? Hier gab es nichts zu lachen. Ich drehte mich wütend zu ihm um, um ihn auch gleich zusammenzustauchen, als ich Leo aus dem Spielertunnel stürzen sah. Er kam zurück, erleichtert atmete ich auf. Dann hatte er es sich doch noch einmal überlegt. Was....was war denn das da in seinen Händen? Wieso schleppte er hier auf einmal Rosen an? Das....das gehörte doch überhaupt nicht zu unserem Plan. Die ....die Rosen, die er in der Hand hielt, hatte ich nicht zusammen vorhin mit Maja abgeholt. Die waren überhaupt nicht schwarz gelb. Was sollte das? Ich folgte ihm mit meinem Blick, wie er schnurstracks auf Tessa zulief. Sein Gesicht war knallrot angelaufen. „Kamera." Luca ließ meine Hand los und griff in die Kameratasche, die ich über der Schulter hängen hatte. Schnell schnappte ich ihm das Teil aus der Hand und stellte auf Videomodus. Verflucht, warum konnte sich eigentlich nie jemand an den Plan halten? Mitten auf dem Anstosspunkt hatte sich Leo vor Tessa aufgestellt, die ihn irritiert anschaute. „Du die Fotografin wird vom Verein bezahlt, da musst du ihr keinen Grünkohl als Dankeschön geben." Sie deutete mit der Krücke auf den Blumenstrauß in seiner Hand. Der sah wirklich ziemlich räudig aus. Egal. Mit der Kamera auf die beiden gerichtet pirschte ich mich näher an sie heran, genau wie auch die anderen. „Ähm.....also", begann Leo zu stottern und fuhr sich mit seiner einen Hand kurz durch das Gesicht, das nicht mehr rot, sondern kreideweiß war. Himmel noch einmal. Der würde uns doch jetzt hier nicht umkippen. Auch wenn er sich nicht ganz an den Plan hielt, war vielleicht doch noch der Großteil zu retten. „Ähm...", begann er schon wieder. Bestimmt hatte er den Text vergessen, den wir beide zusammen mit Nils erarbeitet hatten. „Ich...", versuchte ich ihm ein Stichwort zuzuzischeln. Er nickte kurz in meine Richtung. Manno, ging es noch auffälliger? „Ähm...", setzte er wieder an. „Geht es dir nicht gut?" Tessa schaute ihn besorgt an. „Rosen sind rot und ich bin ein total verliebter Idiot", platzte es aus ihm heraus und er begann in dem Unkraut in seiner Hand herum zu wühlen. Was sollte das denn? Das war nicht unser Text.......aber wenn es ihm half, dazu zurückzufinden, war mir das auch egal. Wieso reichte er Tessa denn jetzt eine rote Rose? „Rosen sind klein, ich will nie wieder ohne dich sein." Dieses mal fummelte er eine Minirose hervor. Okay, jetzt hatte er aber genug Sprachübungen gemacht. Jetzt wurde es Zeit für den richtigen Text, sonst wurde das ja hier nie was. „Rosen sind schwarz, dir gehört mein ganzes Harz.....ähm Herz." „Das reimt sich nicht", hörte ich Luca hinter mir. Konnte der Erbsenzähler nicht einfach seine Klappe halten? Mit einer knappen drei in Deutsch war er ja nun auch nicht gerade ein Poet, denn so wie Tessa grinste und auf die Blumen in ihrer Hand starrte, schienen das genau die richtigen Worte zu sein, die Leo da gerade von sich gab. „Rosen...", setzte Tessa an, wurde aber sofort von Leo unterbrochen. „Rosen sind bunt und du machst mein Leben rund." Eine rosa, eine gelbe und eine grüne Rose wechselten den Besitzer und wanderten in Tessas Hand. Seit wann gab es grüne Rosen? War ja auch egal. Ich zoomte noch etwas mit der Kamera heran. „Rosen sind blau." Leo reichte Tessa seine letzte Rose hin, die wirklich blau war. Verflucht, was trieben die Holländer mit den Blumen? Machten die denn vor nichts halt? „Bitte werde meine Ehefrau", fuhr er mit leiserer Stimme fort und lächelte Tessa unsicher an. „Dein Schnürsenkel ist offen, Leo", hörte ich leise Nils neben mir. Ja, eigentlich sollte er in dem Moment auf die Knie gehen. So der Plan. Scheinbar hatte aber nur Tessa Nils Spruch mitbekommen, denn sie schaute zu Leos Schuhen „Geh mal zum Augenarzt. Die sind zu", kam auch sofort die Antwort von ihr, ehe sie ungläubig in Leos Gesicht schaute, der immer noch wie eingefroren vor sich hin lächelte. ‚Bitte, bitte lasse sie einfach ja sagen', schickte ich meinen Wunsch schnell ans Universum. Im Stadion war es gerade so still, dass man fast die Regenwürmer im Rasen schmatzen hörte. Manno, auf was wartete Tessa denn? Ich schaute zu meiner Freundin, die plötzlich anfing zu lachen. Lachen? Was war das denn bitte für eine Reaktion? Okay, der Heiratsantrag war nicht so romantisch, wie geplant, aber....aber so schlimm war er nun auch wieder nicht. Nein, sie konnte das jetzt hier nicht platzen lassen. ‚Hallo Horoskop, bitte aufwachen!' Genau in diesem Moment ging es darum, dass alles am Ende gut wurde. Ein einfaches Ja genügte doch. Tessa deutete immer noch kichernd mit ihrer Krücke auf den Ball, der vor ihr lag. „Das ist ein Ball und du hast einen totalen Knall." Boah, jetzt fing die hier auch mit blöden Schüttelreimen an oder wie? Bestimmt hatte hier noch einer einen chinesischen Glückskeks in der Tasche und holte den als nächstes heraus, um in den Poetry Slam mit einzusteigen. Und wie sollte man den Spruch werten? Du hast einen totalen Knall......konnte doch nur bedeuten....nee, das ging auf keinen Fall. Wir hatten doch hier nicht alles vorbereitet und dann sagte sie einfach nein.
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomanceLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...