Kapitel 155

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„Wow, das ist echt schön warm", kam es dann doch überrascht von Andi als wir im Außenbecken waren und uns am Rand niederließen. Andi legte seinen Arm um mich. Ich kuschelte mich an ihn und genoss den Ausblick auf die verschneiten Berge. „Das ist ein tolles Panorama." Auch Andis Blick klebte begeistert an dem Ausblick. „Wahnsinn, wir liegen hier im warmen Wasser und die rutschen da in dicken Klamotten den Berg herunter." Er deutete mit seinem Finger zum Berg, an dem die Skifahrer in eleganten Bögen den Hang hinabglitten. Skifahren war ich auch schon lang nicht mehr. „Kannst du das auch?" Interessiert schaute er mich an. Ich nickte. „Welcher Bayer kann das nicht? Ich konnte wohl eher Skifahren als laufen. Jedenfalls behauptet Oma das.  Schau mal da oben." Ich deutete mit meinem Finger auf mehrere einzelne Berghütten. „Die Hütten kann man mieten. Irgendwann machen wir das auch einmal. Das war schon immer mein Traum." Ja, ich wollte schon immer einmal dort in einer Hütte übernachten. Obwohl Hütte traf es nicht ganz, denn die Dinger waren mit Kamin, Whirlpool und allem Schnickschnack ausgestattet. Mich reizte aber am meisten die besondere Lage daran und den Berg am Abend ganz für mich zu haben und am morgen die erste zu sein, die den Hang hinunterfahren konnte, noch bevor der Lift alle anderen dort hinauf brachte. Wenn ich das Geld von den nächsten Shootings sparte, konnte ich das ja vielleicht im nächsten Winter für Andi Carmen und mich davon finanzieren. Das war doch eine super Idee. Das sollte ich mir in meiner Geschenkeideensammlung unbedingt notieren. Ja, ich hatte da eine Datei in meinem Handy gespeichert, wo ich immer sofort alle Geschenkideen über das ganze Jahr hinüber notierte, damit ich sie auf keinen Fall wieder vergaß. Und das war eine absolut geniale Idee, die da unbedingt hinein musste. „Ja hallo, was macht ihr denn hier?" Erschrocken fuhr ich herum, als mir jemand auf die Schulter tippte. „Sascha?!" Wie kam der denn her? „Was machst du denn hier?", stellte Andi verwundert die Frage, die sich mir auch stellte. „Ich bin hier mit Rosa. Wir wohnen bei unserer Oma. Die hat doch hier ein Haus. Dad und Mama müssen ja arbeiten." Ja klar, Erik und Kathie hatten genauso wenig Urlaub wie Mama. Außer Andi hatten noch ein paar andere Kollegen von ihm über Ostern frei. Und ein paar Leute mussten ja in der Agentur schon den Hut auf haben. „Und ihr zwei seid jetzt ein Paar?" Sascha schaute grinsend zwischen uns beiden hin und her. „Find ich cool." Das ging runter wie Öl, besonders da es auch noch von Mikas bestem Freund kam. Aber Sascha war sowieso einer der nettesten Kerle, die ich kannte. „Saschi, kommst du mit rutschen." Rosa, seine kleine Schwester, stand mit Schmollblick neben ihm. „Mika ist voll doof, der ist die ganze Zeit nur mit irgendwelchen Mädels beschäftigt und hat uns stehen lassen", meckerte neben Rosa ein anderes Mädel, das ich schnell als Ella, Mikas kleine Schwester ausmachte. Sascha verzog sein Gesicht als hätte er Zahnschmerzen. „Ähm ja, also Mika ist hier auch irgendwo im Schwimmbad.....ähm, aber ich denke, das ist ja kein Problem für euch, oder?" Ich schüttelte schnell den Kopf und auch Andi gab einen Brummton von sich. Für uns war das mit Sicherheit kein Problem. Auch wenn ich mich sofort in meiner Entscheidung bestätigt sah, dass Mika als Freund nicht taugte. Er war einfach zu flirtaktiv. Nee, das war schon alles perfekt, so wie es war. „Saschi!" Rosa wurde wohl langsam ungeduldig. „Du weißt doch, dass Oma verboten hat, dass wir alleine rutschen dürfen." Oha, da war wohl eine strengere Oma als meine am Werk.  „Ich muss dann wohl mal. War cool euch zu treffen. Vielleicht sehen wir uns ja später noch einmal." Sascha schlug mit Andi ein und umarmte mich kurz. Irgendwie erinnerte er mich immer an einen großen gutmütigen Teddybär. „Sascha ist ein echt netter und gutmütiger Kerl." Andi schaute ihm hinterher, wie er mit den beiden Mädels in den Innenbereich verschwand. „Ich finde es echt bewundernswert, wie er seine Karriere als Profi lieber etwas zurückstellt und sein Studium vorantreibt." „Wie Profikarriere?" Ich wusste, dass er ein ziemlich guter Spieler beim BVB war, aber Profi? Das wusste ich nicht. „Ja, er hatte das Angebot in Leos Mannschaft aufzurücken, aber er bleibt lieber in der zweiten Mannschaft und will erst sein Bwl Bachelor machen, ehe er sich dem Fussball ganz widmet. Kathie ist mächtig stolz darauf. Erik hat ihn gewarnt, dass er dann vielleicht seine Chance Fußballprofi zu werden vertan hat, aber er hält trotzdem daran fest. Und so wie ich es gehört habe zieht er das Studium trotz des vielen Trainings in Rekordzeit durch. Er will halt später wohl auch in die Agentur einsteigen." Ja, das passte irgendwie zu dem, was mir Tessa immer von ihm erzählt hat. Ich musste schmunzeln. Ganz am Anfang wollten Maja und Leo mich immer mit ihm verkuppeln. Ganz fest schmiegte ich mich an Andi. Wie gut, dass sie damit kein Glück hatten. „Ja, da seids ihr ja." Oma riss mich aus meinen Gedanken. Ich schaute mich erschrocken um. Wo war Carmen? Eine große Wasserfontaine schoß vor mir hoch. Das Biest hatte sich doch unter Wasser angeschlichen. „Ihr seid ja schon wie zwoa Kugelfische aufgquollen", gackerte Carmen als sie sich unsere Hände anschaute. „Dann lasst's uns no a paar Runden rutscha und dann pack mas." Ich nickte und warf noch einen letzten wehmütigen Blick auf meine Traumberghütte. Ja, dafür würde ich sparen. Auf unserem Weg zur Rutsche liefen wir an ein paar gackernden und kichernden Mädels vorbei, die mehrere Liegen zusammengestellt hatten. Ich musste zweimal hinschauen, um zu glauben, was ich sah. Mika saß mittendrin und hielt Hof wie ein alternder Playboy. Na hoffentlich machten die Mädels sich da nicht zu viel Hoffnung. Wenn sie darauf warteten, dass er sie einlud, waren sie bei dem Schwaben, wie ihn mein Bruder immer nannte, garantiert auf dem falschen Dampfer. Aber das war ja glücklicherweise nicht mehr mein Problem. Andi hatte meinen Blick wohl mitbekommen. „Und?" Ich zuckte mit meinen Schultern „Ich habe den definitiv tollsten Mann auf der Welt an meiner Seite." Ich stellte mich auf Zehenspitzen und drückte meine Lippen auf seine. „Ich liebe dich, Luz", nuschelte er als wir uns wieder voneinander lösten. „Oma Valentina, komm' die holen uns garantiert nicht ein, wenn die schon wieder knutschen", war Carmens Stimme laut und deutlich zu vernehmen. „Na das wollen wir doch mal sehen", rief Andi ihr hinterher „Wir müssen das Küssen wohl auf später vertagen. Wir haben ja noch den ganzen Abend und die ganze Nacht", zwinkerte er mir zu. Oh ja, die hatten wir ganz gewiss für uns. Bei dem Gedanken lief mir ein wohliger Schauer über meinen Körper.

Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt