Wir schauten alle schockiert zu Tessa, die immer noch breit grinste. Ich war mir nicht sicher, ob Leo überhaupt noch atmete, so steif wie er da stand. Klar, hatte er mit hohem Risiko gespielt, denn Tessa hatte ja nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie nicht viel vom Heiraten hielt. Trotzdem hatte ich gerade unheimliches Mitleid mit ihm. Am liebsten wäre ich zu ihm gestürzt und hätte ihn in den Arm genommen, um ihn zu trösten. Hoffentlich zerstörte diese Abfuhr jetzt nicht alles. Es ging doch auch um die beiden Windelpupse. Dieses scheiß Horoskop hatte doch nicht recht, denn am Ende wurde nicht alles gut. Ab morgen würde ich nie wieder so ein blödes Teil lesen und das Horoskop-Abo würde ich noch heute kündigen. „Tessa, du kannst doch nicht... Das war ein Heiratsantrag, falls du das nicht mitbekommen hast", fand Maja als erste ihre Sprache wieder. Ja, vielleicht stand meine Freundin ja auch nur auf der Leitung. Das passiert ihr ja öfter mal. Ein letzter Hoffnungsschimmer brach in mir durch. „Darf ich vielleicht auch noch ausreden." Tessa funkelte ihre Schwester an. „Und ja, das habe ich durchaus mitbekommen. Die Stilldemenz setzt ja erst nach der Geburt ein." Sie drehte sich wieder zu Leo um „Ich habe einen Gips am Bein." Dieses Mal klopfte sie mit ihrer einen Krücke gegen ihren Gips. Ja, super. Das wussten wir alle ja nun schon seit ein paar Wochen. Was war das denn für eine Antwort? Außerdem was hatte der Gips damit zutun, ob man heiratete oder nicht? „Und ich sage auf gar keinen Fall nein." Wie nein? Mein Magen knotete sich zusammen und ich schaute zu Leo, der zu grinsen anfing. War der jetzt völlig durch? Hatte er nicht gehört, was Tessa gesagt hatte? Der Satz hallte in meinem Gehirn immer noch wider. „Und ich sage auf gar keinen Fall nein." Momentmal, das war ja so etwas wie eine doppelte Verneinung. Das hieß dann .........sie hatte ja gesagt. Ein erleichtertes Stöhnen entrang sich meiner Kehle und ich fing auch an zu grinsen, genau wie die anderen drei, die das scheinbar schneller geschnackelt hatten als ich, denn Maja war bereits auf dem Weg zu ihrer Schwester, um ihr zu gratulieren, als Tessa sie abstoppte. „Halt, ich bin noch nicht fertig." Nicht, verflucht. Was denn jetzt noch? Sie wandte sich wieder Leo zu „Und jetzt komm her, du heißes Ding, und gib mir meinen Ring." Luca prustete neben mir los „An denen sind ja echte Poeten verloren gegangen. Erinnere mich bitte daran, dass wenn Maja und ich mal heiraten die beiden von der Rednerliste geblockt werden." Leo überbrückte den Schritt zu Tessa und zog sie in seine Arme, ehe er begann sie zärtlich zu küssen. Ich hielt voll mit der Kamera darauf und zoomte noch einmal was das Objektiv hergab. Das war schließlich genauso wichtig wie der Antrag. Und was noch viel wichtiger war. Dann hatte mein Horoskop ja doch recht gehabt. Ich schickte sofort meine Abbitte ins Universum. Nein, nie wieder würde ich ungläubig sein. Manchmal musste man auch geduldig sein, damit sich alles erfüllen konnte. „So, jetzt habt ihr genug geschnäbelt." Nils tippte den beiden auf die Schulter „Hier sind noch mehr Leute, die sich ein Küsschen oder zwei verdient haben." Er zog erst Tessa in seine Arme und klopfte dann Leo auf die Schulter „Und wehe du machst meine Tessa-Maus nicht glücklich. Dann musst du mich als nächstes heiraten." Ich drückte Luca die Kamera in die Hand, die immer noch filmte und stürzte zu meiner Freundin, um sie zu umarmen. „Herzlichen Glückwunsch. Ich freue mich so. Ich hatte solchen Bammel, dass du nicht heiraten willst", plappert ich wie ein Wasserfall vor mich hin, ehe ich mich Leo zuwandte und ihn auch umarmte. „Wieso hast du dich nicht an unseren Plan gehalten? Wir hatten doch so einen schönen romantischen Text", schimpfte ich mit ihm. „Und wo hast du die Blumen her? Die gehörten doch auch nicht zum Plan." Er fing an zu grinsen. „Der Einfall mit dem Reim ist mir ganz spontan gekommen, weil wir doch.....also ganz am Anfang." Wieder bekam er eine gesunde Gesichtsfarbe. „Das war perfekt, mein Erpel." Tessa schlang ihren Arm um seine Taille und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. „In jedem wichtigen Moment unserer Beziehung haben wir bis jetzt gereimt." „Im Ernst?" Nils schaute sie schockiert an. „Also auch bei der Produktion meiner beiden Patenkinder?" „Ria Ra Rutsch, das Kondom ist aber futsch", hörte ich Luca im leisen Singsang neben mir. Musste das sein, dass er gerade jetzt versuchte witzig zu sein? Er bekam meinen Ellenbogen zwischen die Rippen „Aua", brummte er und schaut erst mich und dann Maja sauer an, die scheinbar die gleiche Reaktion wie ich gezeigt hatte. „Ich freue mich so für euch. Meine andere Hälfte heiratet und wird Mama", schluchzte Maja auf einmal und ihr liefen ein paar fette Kullertränen über die Wange. Ich spürte, wie es bei mir auch an der Nasenwurzel kribbelte, aber dafür war jetzt weder die Zeit noch der richtige Ort. Schließlich war der ganze Plan ja noch nicht beendet... und Maja und ich hatten ja noch unsere Überraschung. „Aber eins kannst du vergessen. Ich mache nicht so ein Trara wie Brautzilla. Das ist nur ein Verwaltungsakt, bei dem ich auf gar keinen Fall so ein albernes weißes Tufftuffkleid trage." Leo nickte grinsend „Geht klar. Kein Brautkleid und nur kleine Besetzung." Ja, das hätte auch nicht zu Tessa gepasst, dachte ich zufrieden. „Und wo ist jetzt mein Ring?" Leo schlug sich mit der Hand vor die Stirn „Mist, der liegt ja in der Kabine." „Das ist so typisch für dich", lachte Tessa los. „Dann lass uns da hin, ich will den jetzt haben, wenn ich mich schon auf diesen Irrsinn einlasse. Und noch eins, wir heiraten so schnell wie möglich, dann hat Paps nicht so viel Zeit irgendwelchen Unsinn zu planen." Sie klopfte sich mit ihrem Finger ans Kinn „Am liebsten würde ich durchbrennen." Leo begann breit zu grinsen „Dein Wunsch ist mir Befehl." Er zog sein Handy aus der Tasche.
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomanceLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...