Ich kniete auf dem Boden und zog die Pflanze aus dem Topf. Mama hatte mich gebeten die Blumen, die sie in der Gärtnerei bestellt hatte abzuholen. Und da ich sowieso nichts besseres zutun hatte, lag es nahe sie auch gleich in die Erde zu verfrachten. Ja, ich hatte nichts besseres zutun, weil das Horoskop vor zwei Tagen bei Andi wohl nicht zugetroffen hatte. Oder zumindest nicht so, wie ich es mir erhoffte. Trotz Genias Auftritt, meldete er sich nicht bei mir. Verflucht noch eins, wie uneinsichtig war der Kerl bitte? Stur und uneinsichtig wie ein Esel. Sauer warf ich den leeren Blumentopf neben mir auf die Erde.und drückte den Pflanzenballen in das Erdloch vor mir. Manno, die arme Pflanze konnte doch auch nichts für meine schlechte Laune. Also drückte ich die restliche Erde etwas vorsichtiger fest. Wenigstens hatte Andi keine Anzeige bei der Polizei wegen Genias Auftauchen gestellt. Das wusste ich von Mama. Sie hatte mir erzählt, dass er die Polizei wieder abtraben hatte lassen, nachdem er ihnen erklärte, dass es sich nur um einen Irrtum handelte. Schade, dass das nicht gleichbedeutend mit der Einsicht einen Fehler gemacht zu haben zu sein schien. Manno! Was erwartete er denn? Vielleicht das ich bei ihm zu Kreuze kroch? Mmm, das wäre auch eine Möglichkeit. Obwohl nee, ich hatte ja nichts falsch gemacht. Wofür sollte ich mich also entschuldigen? Mein Handy in der Hosentasche fing an Radau zu machen. Das war bestimmt Maja, die heute ihre erste Nachhilfe bei Genia hatte. Ich war schon gespannt, wie es mit den beiden lief. Schnell wischte ich mir meine schmutzigen Hände an meiner Hose ab und zog es aus der Tasche. Na nu! Das war nicht Maja, sondern Carmen. Eilig nahm ich das Gespräch an und freute mich darauf die Stimme der Kleinen endlich mal wieder zu hören. Ein fettes Grinsen der Vorfreude breitete sich in meinem Gesicht aus, als ich mich meldete. „Lu......Lucy, du....du mu....musst schn....schnell kom....kommen! Na....nach Hau....Hause. O....Opa...." Ihre panische Stimme ließ das Grinsen sofort wieder verschwinden. „Was ist mit Opa?", fragte ich schnell nach und mein Puls beschleunigte sich, während ich aufsprang und mich in Bewegung setzte. „Wei...weiß nicht", schniefte sie „Komm schnell!", hörte ich noch und dann war das Gespräch beendet. Leichte Panik erfasste mich. Sollte ich Erwin nehmen? Quatsch, das dauerte zu lange, ehe ich die Schlüssel geholt hatte und losgefahren war, war ich auch schon das Stück bis zu Andis Haus um die Ecke gerannt. Das war ja nicht weit. Sie hatte doch nach Hause gesagt?! Klar hatte sie das. Wäre sie in Dortmund bei Chris und Dani, dann wäre ja auch Oma da, um ihr zu helfen. Ich legte noch einmal an Tempo zu und sprintete um die Ecke in die nächste Seitenstraße. Hoffentlich war es nichts zu schlimmes. Wenn Chris einen Herzinfarkt oder so etwas hatte, was sollte ich denn dann machen? Ich hatte zwar einen erste Hilfe Kurs, als ich den Führerschein gemacht hatte, aber davon war nicht all zu viel hängen geblieben. Und der für den Trainerschein stand ja erst noch an. Verflucht! Noch hundert Meter! Ich spürte wie meine Lunge brannte. Wahrscheinlich hatte ich gerade einen Nationalen Rekord gebrochen. Na ja oder zu mindest einen Lucy Sprint Rekord. Ich griff nach dem Schlüsselbund in meiner Tasche und schloss schnell die Tür auf. Wie gut, dass Andi mir nicht auch den Schlüssel abgenommen hatte. „Na endlich!" Carmen strahlte mich an, als wäre ihr ein Engel erschienen und griff meine Hand. „Opa ist in der Garage", sofort trat wieder ein ängstlicher Gesichtsausdruck in ihr Gesicht und sie schob mich zu der Tür, die aus dem Hauswirtschaftsraum dort direkt hinführte. Schnell öffnete ich de schwere Feuerschutztür und starrte in die Dunkelheit dahinter. „Chris?" Ich bekam keine Antwort, nur einen Schubs und dann schlug auch schon die Tür mit einem scheppernden Knall hinter mir zu. Als nächstes hörte ich das drehende Geräusch eines Schlüssels. Was sollte denn das? Wollte Carmen mich jetzt kidnappen, damit ich hier blieb? Ich bummerte gegen die Tür „Carmen, los mach auf. Ich bleibe auch so hier, wenn du es möchtest." Dann entschuldigte ich mich halt bei Andi für etwas, was ich gar nicht getan hatte, wenn es der Kleinen half. Ich bekam keine Antwort. Na super. Dann saß ich hier wohl fest. Alles was ich hörte war das Geräusch von quietschenden Bremsen draußen auf der Straße. Vorsichtig tastete ich mich vor und blieb sofort mit meinem Fuß an einer von den Umzugskisten hängen. Autsch! Verflucht, warum hatten wir die noch nicht alle ausgeräumt? Ich tastete mich weiter. Hier musste doch irgendwo der dämliche Lichtschalter sein. Manno, was stand denn hier alles für Müll herum? Ich blieb schon wieder an etwas hängen und musste mich bemühen mein Gleichgewicht zu halten. Das war hier aber auch duster. Hier musste unbedingt etwas passieren. Das war eine Garage und kein Lagerraum. Und irgendwie war es doch einer, denn Andi und ich hatten unsere Autos immer auf der Auffahrt davor geparkt. Das musste sich definitiv ändern. Das war ja kein Zustand. Wieder stieß mein Fuß gegen etwas, das laut scherbelnd umkippte. Herr Gott no amoi! Ich wollte hier jetzt sofort Licht. Wie auf Befehl öffnete sich auf der anderen Seite der Garage die andere Feuerschutztür mit einem lauten Quitschen und ein kurzer Lichtschein fiel herein, der von einer großen Person durchbrochen wurde. Das musste dann doch Chris sein, der aus dem Garten kam, um mich zu befreien. Ja, die Garage hatte einen Zugang aus dem Haus und einen aus dem Garten. Wahrscheinlich hatte Carmen ihm ihren Streich gestanden. Erleichtert atmete ich auf, denn irgendwie fand ich es hier echt alles andere als angenehm. Der Lichtschein verschwand wieder und die Tür knallte laut scheppernd ins Schloss. Wieder war ein lautes Schließgeräusch zu hören. Was sollte das denn? Wieso schloss Carmen ihren Opa und mich in der Garage ein?
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomanceLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...