„Mensch Dodo, wo hast du denn deinen Kopf!" Papa stand kopfschüttelnd neben mir. „Du solltest die Fussbälle holen und nicht den Rentnern die Prellbälle klauen." Ups, ich hatte ja echt die falschen Bälle erwischt. Mist, so etwas war mir ja noch nie passiert. „Komm mal her!" Papa zog mich in seine Arme „Hat der Blödmann sich immer noch nicht bei dir gemeldet?" Ich schüttelte deprimiert meinen Kopf. Seit unserem Streit vor drei Tagen als Andi mich praktisch aus dem Haus geschmissen hatte, war noch kein einziges Zeichen von ihm gekommen. Er hatte mir bis jetzt nicht einmal die Möglichkeit gegeben ihm zu erklären, warum ich Genia half. Ich musste an gestern denken, als ich mit ihr zur Vorsorge beim Gynäkologen war. Das war.... das war irgendwie total beeindruckend gewesen als wir aus dem Lautsprecher den Herzschlag des Babys gehört hatten. Ihr war ein fette Träne über die Wange gelaufen und sie hatte geschluchzt. Und ich.... ich hatte die voll fette Gänsehaut. Man hatte ihr angesehen, wie sehr sie sich auf das Baby freute. Also genau genommen wussten wir seit gestern sogar, dass es wieder ein Mädchen wurde. Das war alles so aufregend. Und wenn ich wieder daran dachte, wie Genia mich nach der Untersuchung umarmt hatte, wusste ich, dass ich auf keinen Fall einen Fehler gemacht hatte mit meiner Entscheidung ihr zu helfen. Ja, ich hatte nicht den Fehler gemacht und war Schuld an unserem Streit, sondern Andi, weil er mir nicht vertraute. Pah, mir vorzuwerfen, dass ich Carmen in Gefahr bringen würde durch mein unüberlegtes Verhalten. Das war doch totaler Blödsinn. Genia würde der Kleinen nie wieder etwas tun. Und Andi auch nicht. Da war ich mir sicher. Dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. Sie hatte definitiv die Kurve bekommen. Ihr Chef war sogar so begeistert von ihren Qualitäten als Übersetzerin bei der Tagung gewesen, dass er ihr eine Festanstellung angeboten hatte. Und das trotz der Schwangerschaft und den anstehenden Ausfallzeiten. Das war doch der beste Beweis, dass ich alles richtig gemacht hatte. Trotzdem fühlte sich das richtig Scheiße an. Ich vermisste Andi unendlich und Carmen fehlte mir wie verrückt. Aber wenigstens würde ich die Kleine ja gleich beim Training sehen. Man, was ich mich darauf freute. „Also nachher nehme ich mir den Blödmann gleich mal zur Brust, wenn er die Kleine vom Training abholt. Auch wenn du Mist gebaut hast, ist das noch lange kein Grund dich so kalt zu stellen, Dodo." Ich hatte doch kein Mist gebaut. Warum verstanden das die Männer alle nicht? Ich hatte nur jemandem geholfen, der Hilfe brauchte. Was sollte daran falsch sein. „So geht man nicht mit meiner Tochter um, das wird er ganz schnell lernen." Ich schüttelte den Kopf. „Bitte misch dich da nicht ein, Papa!" Das musste ich unbedingt unterbinden. Er machte es sonst nur noch schlimmer. Dann hielt mich Andi wirklich noch für ein kleines Mädchen, dass nicht reif genug war seine eigenen Kämpfe auszufechten und sich hinter Papa und Mama verkroch. Nee, das konnte ich ja überhaupt nicht gebrauchen. Ganz abgesehen davon, dass Papas Argumentation manchmal auch sehr zweifelhaft war und er etwas zu emotional reagierte. „Aber..." „Nichts aber...", unterbrach ich ihn sofort wieder. „Man, Dodo. Ich mache mir halt Sorgen um dich." Spontan drückte ich Papa einen Kuss auf die Wange. „Das weiß ich doch, trotzdem muss ich das alleine klären." Papa nickte und fing an zu grinsen „Meine kleine Dodo wird erwachsen. So, jetzt geh aber die richtigen Bälle holen." Ich schnappte mir wieder das Ballnetz und marschierte zurück in den Zeugraum. Optimistisch schnappte ich mir das richtige Ballnetz und klemmte mir noch ein paar von den Hütchen unter den Arm. Die konnten wir garantiert auch gebrauchen. Als ich den Raum verließ, fing mein Herz an schneller zu schlagen. Ich sah in einiger Entfernung am Rand des Platzes Andi zusammen mit Carmen stehen. Die Kleine hatte schon ihre Trainingsklamotten an und hüpfte aufgeregt neben ihrem Vater. Andi war noch in seinen Businessklamotten unterwegs. Das hieß dann wohl, dass er die Kleine direkt von der Arbeit hierher gebracht hatte. Na ja kein Wunder. Normalerweise übernahm ich das ja, weil er eigentlich um die Zeit erst Feierabend machte. Je näher ich den beiden kam, desto schneller schlug mein Herz. Sollte ich einfach hingehen und so tun als wäre nichts passiert? Ihn einfach zur Begrüßung küssen? Nee, das konnte ich doch nicht machen, sagte mir mein Verstand. Tu es, sagte mir aber mein Gefühl. Manno, das war doch echt Müll. Ich lief einfach erst einmal weiter und beobachtete wie Andi auf Carmen einredete, die ihre Arme verschränkte und sauer den Kopf schüttelte. Ihr Blick huschte zu mir und sie begann zu strahlen. Ohne ihren Vater weiter zu würdigen rannte sie los in meine Richtung. „Lucy, Lucy. Ich habe dich so vermisst." Ihre Arme schlangen sich sofort um meine Taille, kaum dass sie mich erreicht hatte. „Papa ist ein totaler Idiot", meckerte sie empört weiter. „Er will nicht einmal beim Training zugucken. Und nachher holt mich Opa Chris ab. Das ist doch total blöd. Warum kannst du nicht einfach mich nach Hause bringen?" Sie schaute mich schmollend an. „Die blöde Schule soll dich uns nicht wegnehmen. Schule ist voll blöd, wenn du deswegen keine Zeit für uns hast", empörte sie sich sauer. Was bitte hatte Andi ihr erzählt? Die Wahrheit jedenfalls nicht. Das war..... das war sinnvoll und gut.... aber auch nicht wirklich ehrlich. Dann musste er doch umso besser verstehen, dass es auch Gründe gab, warum ich ihm noch nicht von Genia erzählt hatte. Genau genommen war ich ja einfach nur vorher noch nicht dazu gekommen. Ich wollte es ihm ja nicht einmal verschweigen. Trotzdem verstand ich gut, dass er Carmen nicht in unseren Streit mit hineinziehen wollte. Enttäuscht war ich aber, dass er versuchte mir so aus dem Weg zugehen. Ich starrte zu ihm. Er winkte einmal noch kurz Carmen zum Abschied und drehte sich um. Mich hatte er nicht einmal mit einem Blick bedacht. Traurig und enttäuscht starrte ich auf seinen Rücken, der sich immer weiter entfernte. „Na los, ihr beiden. Stellt schon einmal die Hütchen auf. Das Training geht gleich los", riss mein Papa mich aus meinen Gedanken, die darum kreisten, ob ich nicht einfach hinter Andi hinterher rennen sollte, um das jetzt endlich zu klären. Nee, das würde ich nicht machen. Nicht wenn er einfach so ohne ein Wort ging. Ich hatte auch meinen Stolz...... Ich hatte nichts falsch gemacht. Dann sollte er doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs. Ja wohl. Ja.... aber nur, wenn ich auch da war, widersprach mein Herz sofort wieder und ich drehte mich schnell wieder um, um ihm doch noch hinterher zu eilen. „Du bleibst hier!", hörte ich eine mir bekannte männliche Stimme. Was sollte denn das? Das ging doch nicht! Warum hielt Luca mich denn am Arm fest?
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomantikLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...