Ich schaute auf meine Uhr. Mist ich war schon ziemlich spät dran. Schnell rannte ich die Treppe runter und in die Küche, wo Papa am Tisch saß und auf seinem Tablett las. „Das ist doch echt nicht wahr, dass die den verkaufen." Er schüttelte sauer seinen Kopf. „Wer verkauft wen?" Ich linste an ihm vorbei und sah groß Schalke in der Überschrift. Okay, er las gerade den Sportteil der Zeitung. Über seine Schulter hinweg schnappte ich mir sein Glas mit Orangensaft und die Salami Semmel von seinem Teller. So vertieft wie er in den Artikel war, merkte er das wahrscheinlich erst, wenn ich schon weg war. „Was soll denn das Dodo? Das ist meins." Mist, scheinbar war er doch nicht so gebannt von dem Bericht, wie ich gedacht hatte. Da half nur eins. Ich klimperte mit meinen Wimpern und zog einen Schmollmund „Ich bin aber am Verhungern und Verdursten." Papa hob seinen Kopf und grinste „Wann bist du das nicht. Du bist genauso eine Raupe Nimmersatt wie deine Mutter." „Wer lästert hier über mich?" Mama kam in die Küche und schaute von Papa zu mir. „Er hat gesagt, wir seien verfressen", setzte ich sie ins Bild. Papa hob sofort beschwichtigend seine Arme „Ich habe gesagt, du bist genauso eine Raupe Nimmersatt wie dein Mutter. Und das auch nur, weil du mir mein Essen geklaut hast." „Das ist doch das gleiche", brummte ich „Außerdem hättest du dann ja vorhersehen müssen, dass ich hungrig bin. Und wenn, ist das überhaupt nur Mundraub, aber ich tendiere eher zu lebensrettender Sofortmaßnahme." Papa schob den Stuhl neben sich zu Recht. „Dann setz dich schnell hin, bevor du noch vor Hunger umkippst. Was magst du denn noch essen?" Er griff bereits nach der Semmeltüte und angelte eine Semmel heraus. „Also ich habe auch so ein ganz schwaches Gefühl in den Beinen, Krapfen", grinste Mama und setzte sich auf ihren Stuhl. Papa stöhnte nur kurz auf und angelte noch eine Semmel. „Was hätten die Damen denn gerne auf ihren Brötchen?" Sein Blick ging zu mir „Was stehst du denn da noch so herum wie bestellt und nicht abgeholt? Jetzt setze dich endlich hin." Ich schüttelte den Kopf „Keine Zeit. Ich muss los. Ich habe doch Leo versprochen zu helfen." Mama schaute mich erstaunt an. „Die ist doch aber noch auf Ibiza. Jetzt sage nicht, dass Brautzilla dich eingespannt hat, während sie noch ihren Bauch in die Sonne hält." Ich schüttelte den Kopf „Doch nicht die Leo, sondern der Leo. Gestern war ich zusammen mit ihm die Möbel kaufen, die Tessa sich im Katalog ausgesucht hat. Und heute werden die geliefert." Mama gab einen undefinierten Ton von sich. „Also mit dem Leo und der Leo das ist doch Mist. Da kommt man ja völlig durcheinander. Bis zur Hochzeit können wir ja noch auf Brautzilla umschwenken, aber danach müssen wir sie echt nummerieren oder uns etwas anderes einfallen lassen, damit wir nicht den Durchblick verlieren." Da hatte sie echt recht. Diese Namensgleichheit hatte schon ein paarmal zu Verwirrungen geführt. Das sollte ich bei Tessa mal ansprechen. Vielleicht hatte sie ja eine brauchbare Idee und wenn sie was zum Nachdenken hatte, dann schoß sie uns wenigstens nicht quer und war beschäftigt. „Dann beaufsichtigst du für ihn also die Möbelmonteure?" Papa drückte mir eine Käsesemmel in die Hand. „Nee, ich helfe ihm beim Aufbauen der Möbel. Wir haben die doch bei..." „Lass mich raten in einem großen blau gelben Möbelhaus gekauft", unterbrach mich Mama lachend. Ich nickte. Tessa hätte nichts anderes zugelassen, weil es ihrer Meinung nach zu teuer und verstaubt war. Außerdem war es die einzige Möglichkeit alles online auszusuchen, so dass sie nicht mit durch die Gegend humpeln musste. Und natürlich wollte sie die Möbel auch mit aussuchen. „Habt ihr etwa auch schon die Babymöbel mitgekauft?" Papa schaute mich schockiert an. „Nee, Tessa meinte, das hätte noch Zeit. Der Leo war davon aber weniger begeistert." Man hatte der geschmollt. Trotzdem hatte er sich dann nicht davon abhalten lassen, wenigstens schon zwei kleine Stofftiere zu besorgen. Papa schlug seine Hand erleichtert vor die Brust. „Na, ein Glück. Marco wäre sonst garantiert sauer. Er will die beiden doch damit überraschen, dass er als Opa die Babyausstattung alles kauft. Also, wenn du da etwas mitbekommst, musst du das sofort unterbinden. Du darfst ihnen aber nichts erzählen." Ich nickte. Ja prima. So viele Überraschungen wie momentan von irgendwelchen Leuten geplant waren, wusste ich ja bald überhaupt nicht mehr, wem ich was erzählen konnte und wen ich wann von was abhalten musste. Da war der geheimnisvolle Polterabend mit seiner Planung. Das war auch etwas, womit ich Tessa beschäftigen konnte, damit sie uns bei Leos Überraschung nicht in die Quere kam. Dann war da eben genau diese Überraschung von Leo, um die ich mich auch ganz dringend kümmern musste, sobald die Möbel standen und von der ich überhaupt niemandem erzählen durfte. Dazu hatte er mich vergattert. Obwohl, nee. Nils war ja auch mit an Bord. Und dann jetzt Marcos Babyzimmerüberraschung, von der ich den beiden nichts erzählen durfte. Hatte vielleicht noch jemand eine Idee, in die er mich unbedingt einweihen musste? Mein Handy gab einen Signalton von sich. Das war bestimmt mein Horoskop. Schnell schaute ich auf das Display, ehe ich gleich los starten würde. Es konnte ja nichts schaden, wenn ich wusste, was mich heute erwartete. Ups, das war ja gar nicht das Horoskop, sondern eine Nachricht von Mika, der am Sonntag nach Mallorca weitergeflogen war. Seitdem schrieben wir uns täglich ein paarmal. Ich öffnete die Nachricht. „Guten Morgen. Ohne dich ist das hier voll öde. Sascha ist noch am Schnarchen." Ich musste grinsen. „Oh oh, schau nur wie sie schaut. So hat das bei Luca auch angefangen", grinste Mama. „Hör mir mit so etwas auf", brummte Papa weniger begeistert. „Nicht auf leeren Magen. Dodo ist dafür noch viel zu jung." Mama gackerte los „Du wirst wohl akzeptieren müssen, dass aus deinem Dodo langsam ein flügger Vogel wird. Und was heißt hier auf leeren Magen?" „Dodos sind flugunfähig und bleiben deshalb für immer bei ihrem Vater im Nest", brummte Papa mit Schmollmund. „Und außerdem habt ihr mir mein Frühstück weggefressen." Mama beugte sich zu ihm und drückt ihm einen Kuss auf die Lippen „Ach, mein armer Krapfen." Mein Blick fiel wieder zur Uhrzeit. Jetzt musste ich aber wirklich los. „Ciao Kakao. Ich weiß noch nicht, ob ich heute Abend nach Hause komme oder bei Tess bleibe", verabschiedete ich mich schnell bei meinen Eltern und drückte jedem noch ein schnelles Küsschen auf die Wange. Wenn kein Stau auf der A40 war und ich die zulässige Geschwindigkeit voll ausschöpfte und vielleicht auch geringfügig überschritt, würde ich es noch pünktlich nach Dortmund schaffen. „Ach, Spatzl. Das hätte ich fast vergessen. Andi hat mich gestern gebeten dir Bescheid zu sagen, das du ihn mal bitte anrufst. Er braucht wohl irgendwie deine Hilfe bei Carmen", rief Mama mir hinterher. Der hatte doch wohl einen Knall. Wenn konnte er ja wohl mich anrufen. Außerdem hatte er doch jetzt einen blonden runzeligen Babysitter an der Hand oder sollte ich eher sagen an der Backe? „Keine Zeit", rief ich nur zurück. Nicht mit mir. Ich war doch hier nicht der Notnagel, den man antanzen ließ, wenn man ihn brauchte, damit man sich anderweitig vergnügen konnte. Nee, da konnte er doch mit der oiden Brunzkachl ganz auf Familie machen. Mal sehen, wie ihr das gefiel.
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Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomanceLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...