„Das ist wirklich toll, dass du heute so kurzfristig Zeit hast auf Carmen aufzupassen." Andi warf mir einen kurzen Seitenblick zu und lächelte mich an, ehe er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. Ja, ich saß neben ihm auf dem Beifahrersitz und fuhr nach dem Shooting mit zu ihm nach Hause. Er hatte mich ganz verzweifelt gefragt, nachdem Chris ausgefallen war und auch Jasi keine Zeit hatte. Wie hätte ich da nein sagen sollen? Außerdem vermisste ich die Kleine ja auch und Mika war sowieso mit seinen Kumpanies unterwegs. Ich hätte heute sowieso nur abends in meinem Zimmer abgehangen und noch etwas für die Schule gemacht. Okay, nicht, dass das nicht auch wichtig war, aber mal ein freier Tag konnte ja nicht schaden. Und etwas Abwechslung schon gar nicht. „Bald werde ich mir dich gar nicht mehr als Babysitter leisten können, wenn du erst den Exclusiv-Vertrag unterschrieben hast", lachte Andi ausgelassen und parkte vor seinem Wohnhaus ein. „Ich.....ich weiß nicht, ob ich das überhaupt mache", gab ich zögerlich zurück. Sofort hatte ich seine komplette Aufmerksamkeit. „Wieso nicht? Du weißt schon, dass das eine ziemlich gute Chance ist und wie gesagt, es wird wirklich eine Menge bezahlt. Damit könntest du locker dein Lehramt Studium finanzieren." Ich schüttelte meinen Kopf. „Ich will nicht Lehramt studieren. Ich habe mir überlegt, dass ich Logopädin werden will." Ja, ich war am Schwanken zwischen Erzieherin, Ergotherapeutin und Logopädin gewesen. Irgendwie hatte ich mich dann aber dafür entschieden, weil ich es toll finden würde, wenn ich Kindern dabei helfen könnte, die Möglichkeit zu haben sich wirklich richtig verständlich zu machen. Blöderweise war nämlich jeder der nicht richtig sprechen konnte in unserer Gesellschaft gleich mit dem Stempel dumm versehen, obwohl das eine mit dem anderen gar nichts zutun hatte. Manchmal hakte es nämlich nur an der Ausführung und nicht an den Grundlagen. Mir war auch klar, dass ich als Logopädin nicht nur mit Kindern arbeiten würde, sondern auch mit Erwachsenen, die durch eine Erkrankung sprachlich eingeschränkt waren. Aber auch darauf freute ich mich, denn wenn meine Oma zum Beispiel durch einen Schlaganfall eingeschränkt wäre, würde ich doch auch wollen, dass ihr geholfen wurde und sie ihre Sprache wiederfand. Ja, Sprache war doch ein riesiges Stück Lebensqualität und ich wollte helfen, dass jeder dieses hatte. „Gut, dann kannst du dir damit halt dein Logopädie Studium finanzieren und vielleicht sogar hinterher eine Praxis. Das passt glaube ich auch viel besser zu dir als Lehramt. Ich kann mir dich sehr gut als Therapeutin vorstellen." Wirklich? Das.....das ...... ich spürte die Hitze in meinen Wangen und versuchte schnell meine Gedanken von dem Kompliment zu etwas anderem zu lenken. Studium und Praxis.....Mm, da hatte Andi auch nicht ganz unrecht mit. Für eine Praxis würde ich garantiert Geld brauchen. Vielleicht sollte ich mir das doch noch einmal überlegen, andererseits..... Ich zuckte kurz mit den Schultern „Du musst das ja nicht sofort entscheiden. Wir schauen uns das mal alles zusammen mit deinen Eltern an und dann kannst du dich entscheiden." Ich nickte nur. Genau Papa und Mama würden mir bei der Entscheidung garantiert helfen. „Na dann lass uns mal reingehen. Ach ja, da Marlen und ich ja im Hotel übernachten und du die ganze Nacht bei der Schnecke bleibst, kannst du auch gerne Mika hierher einladen. Ich will euch ja nicht den Abend versauen", zwinkerte mir Andi zu. „Nicht nötig, der ist mit seinen Jungs unterwegs", antwortete ich schnell und spürte eine gewisse Hitze in meinem Kopf. Boah, war das peinlich. Er dachte doch nicht wirklich, dass ich hier bei ihm auf der Couch mit meinem Freund knutschte, während Carmen im Nebenzimmer schlief. Nee, wenn ich Babysitter war, dann war Carmen auch die Hauptperson. „Was?" Andi schaute mich kopfschüttelnd an „Mit dem Burschen muss ich wohl mal ein ernstes Wort reden. Da kommt er von Berlin nach Hause und hat nicht einmal Zeit für dich. Obwohl, heute darf ich mich ja eigentlich gar nicht beschweren", grinste er schnell wieder und sprang aus dem Auto. Ich folgte seinem Beispiel. „Na dann komm, wir sind zwar früher fertig geworden als gedacht, aber die Schnecke hat bestimmt nichts dagegen, jetzt schon über dich herzufallen." Ich schaute auf die Uhr. Es war gerade einmal 17 Uhr, da konnte ich vielleicht noch einen Kuchen mit ihr backen. Das machte sie gerne und dann Abendbrot machen. Das war doch schon einmal ein Plan. Da standen wir den beiden auch nicht im Weg herum, wenn sie sich ausgehfertig machten. Andi schloss fröhlich pfeifend die Tür auf und zwinkerte mir noch einmal zu, ehe er sie schwungvoll öffnete. „Ich bin Zuhause, wer noch?", rief er in die Wohnung. Gleich würde der kleine Turboquirl um die Ecke gefegt kommen. Drei, zwei, eins.....nichts passierte. Ich schaute zu Andi, der nur mit den Schultern zuckte und die Stirn kraus zog. „Hallo, Schatz! Du bist ja schon so früh zu Hause." Marlen kam in den Flur gelaufen. Auf ihrer Stirn prangte eine plüschige pinke Schlafbrille, oder wie auch immer man diese albernen Dinger nannte, die man über die Augen machte. Scheinbar hatten wir sie wohl gerade geweckt. Und wer hatte sich in der Zeit, in der sie gepennt hatte, um die Kleine gekümmert? Sie schlang ihre Arme um Andi und steckte ihm ihre Zunge in den Hals. Scheinbar hatte sie mich wohl gar nicht mitbekommen, so wie sie an Andis Hosenreißverschluss herumnestelte. Ehe ich hier noch mehr zu sehen bekam, räusperte ich mich laut. Erschrocken ließ sie von ihm ab und schaute zu mir. Ihr Blick wurde sofort eiskalt und sie kniff ihre Augen zusammen. „Was macht sie hier?" Hatte ihr schon einmal jemand beigebracht, dass man nicht mit nacktem Finger auf angezogene Leute deutete? Also ich hatte schon ziemlich früh gelernt, dass sich so etwas nicht gehörte. „Wir haben Glück, dass Lucy heute das Babysitten übernehmen kann. Chris hat nämlich Hexenschuss und sie ist liebenswürdigerweise kurzfristig eingesprungen." Andi lächelte mich lieb an. So wie die oide Brunzkachl schaute, gefiel es ihr überhaupt nicht, dass ich hier war und noch viel weniger, dass Andi so nett zu mir war. Das.....das gefiel mir aber irgendwie. Jedenfalls kurzzeitig bis zu dem Moment, wo mir wieder einfiel, was mein Bruder gesagt hatte. Das gab doch bestimmt nur wieder Streß. „Hast du denn mit Steve klären können, dass ich wieder das Gesicht der nächsten Kampagne bin?" Erwartungsvoll schaute sie Andi an und ich musste an das denken, was ich vorhin gehört hatte. Also ich bezweifelte, dass weder Steve, noch Paul oder Mario das überhaupt in Betracht ziehen würden. „Da haben wir doch später noch Zeit drüber zu sprechen", wich Andi aus. Scheinbar hatte er wohl gerade keine Lust ihr in meinem Beisein zu erklären, dass sie da raus war. Klar, in Candlelight Atmosphäre schluckte sie bestimmt besser, dass nur noch Rheumapflaster für sie in Frage kamen. Boah, das war gerade echt gemein. Aber was sollte es. Das Karma hatte bestimmt Verständnis für meine Gedanken. „Dann mache ich mich mal fertig, damit wir loskönnen." Mit einem Seitenblick zu mir kratzte sie mit ihren langen Klauen über Andis Brust und grinst, ehe sie ihm einen langen Kuss auf die Lippen drückte „Dann haben wir mehr von der Nacht", flüsterte sie ihm ins Ohr, so dass ich es auch verstehen konnte und ihr Stimme klang dabei.....so wie ich mir das in einem Porno vorstellte. Ich unterdrückte schnell ein Schütteln, während Andi ihr debil grinsend hinterher starrte. „Wo ist denn überhaupt Carmen?", rief er ihr dann doch noch hinterher. „In ihrem Zimmer", flötete sie zurück, ehe die Schlafzimmertür hinter ihr ins Schloss fiel. „Bestimmt hat sie die Kopfhörer auf und schaut einen Film. Du kannst sie ja überraschen gehen", zwinkerte er mir zu. Seit wann musste die Maus Kopfhörer aufsetzen, um einen Film zu schauen? Das war ja nicht wirklich gesund für die Ohren. Egal. Mit dem Gedanken, wie die Kleine sich gleich freuen und mir um den Hals fallen würde, lief ich zu ihrem Zimmer und drückte die Türklinke. Man, hatte ich Carmen vermisst.
DU LIEST GERADE
Schuss und Treffer auf der Reservebank Teil 8. ✔️
RomanceLucy kommt sich so langsam wie das letzte Einhorn vor. Alle ihre Freundinnen haben einen Freund, nur sie nicht. Und der Kerl für den sie schwärmt, sieht in ihr alles mögliche - die Babysitterin und die Tochter seiner Kollegin - aber nicht das, was s...