79 | Freunde von Früher

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Earline Lancaster

Ich spürte Eleas warme Hand in meiner und drückte sanft zu, als ich ihre Nervosität bemerkte. Sie schnitt eine Grimasse. Meine Schwester war keine Person, die sich schnell in Verlegenheit bringen ließ, doch ein königlicher Ball mit all seinem Prunk und wichtigen Persönlichkeiten war doch nichts, was sie auf die leichte Schulter nahm. Besonders die Ankündigung ihres leiblichen Vaters, er würde anwesend sein, trug jedoch zu ihrer Anspannung bei.

Wir hatten es geschafft, uns unter die Leute zu mischen und von niemandem angesprochen zu werden. Das Angebot der Königin, unsere gesamte Familie als Ehrengäste anzukündigen, hatten wir höflich abgelehnt, worüber ich sehr froh war. Dennoch sah ich mich ständig nach bekannten Gesichtern um, denen ich eine Erklärung bezüglich meiner Anwesenheit schulden würde. Wie es schien, waren allerdings die Ladys genauso wie die Königsfamilie noch nicht anwesend.

„Wollen wir uns vielleicht etwas zu trinken holen?", schlug Elea vor, während sie sich bereits nach einer geeigneten Gelegenheit umsah.

Ich lächelte. „Trink mir bloß nicht so viel, dass du später nicht mehr mit mir tanzen kannst", mahnte ich sie spielerisch und folgte ihr schließlich zu einer Art Bar, an welcher Getränke ausgeschenkt wurden.

„Wo haben sich Dad und Fenna eigentlich versteckt?", fragte ich, „Waren sie nicht eben noch bei uns?"

Elea nickte und deutete auf einen Ort auf der anderen Seite des Ballsaales. „Sie unterhalten sich mit Quinn und Doyle."

„Kennst du die andere Frau?", fragte ich, doch meine Schwester schüttelte den Kopf.

„Vielleicht eine Freundin von früher", mutmaßte sie und schüttelte erneut vor Unglauben den Kopf, „Ich kann es noch immer nicht glauben, dass unsere Eltern wahrscheinlich schon auf unzähligen königlichen Bällen waren."

„Und dass wir nichts davon wussten", fügte ich hinzu und prostete meiner Schwester zu, „Auf unglaubliche Geheimnisse."

Elea verzog das Gesicht. „Darauf stoße ich nicht an. Falls du noch ein paar Geheimnisse zu offenbaren hast, rück lieber jetzt raus damit. Ich habe mir geschworen, den Ungesagten Dingen den Kampf anzusagen."

„Das wird ein erbitterter Kampf werden", erwiderte ich, „Aber du kannst dir meiner Unterstützung sicher sein. Zwischen uns stehen jedenfalls keine Geheimnisse."

„Hat jemand etwas von Geheimnissen gesagt?", ertönte eine betont fröhliche Stimme hinter mir. Überrascht drehte ich mich um und sah mich Stevie Ann Wilson gegenüber. „Du hast jedenfalls einige, wie es scheint, Earline." Stevie Ann fuhr sich mit der Zunge über ihre Lippen und grinste breit.

Ich lächelte automatisch und wandte mich steif an meine Schwester. „Elea, darf ich dir Lady Stevie Ann Wilson vorstellen? Sie ist eine der verbleibenden Kandidatinnen in der Selection."

„Von denen du seltsamerweise keine mehr bist, nicht wahr Earline? Und dennoch stehen wir jetzt hier. Was für ein Zufall", sie lachte schrill, „Ist es nicht ein Zufall?"

„Aber was für einer", murmelte Elea.

„Und das, Stevie Ann, ist meine Schwester Elea", stellte ich sie vor.

Die Blondine schenkte Elea nicht mehr als einen kurzen, abschätzigen Blick und wandte sich dann wieder an mich. Sie lächelte breit. „Ich bin so froh, dass ich mich entschieden habe, mich vor dem Eröffnungstanz noch einmal umzusehen, Earline. Umso mehr missfällt es mir, dass wir leider unsere nette Unterhaltung nicht fortführen können. Aber ich bin mir sicher, wir werden uns in nächster Zeit noch über den Weg laufen." Sie gab mir einen Wangenkuss und verschwand dann in die entgegengesetzte Richtung.

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt