67 | sixth dates

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Bronwyn Ackles

„Ich hatte eigentlich damit gerechnet, wieder eine musikalische Unterhaltung zu bekommen wie beim letzten Mal", ich deutete auf die Gitarre, welche auf dem Boden an die Wand gelehnt stand.

Joas lächelte schief. „Ich wollte nur nicht wieder ausgelacht werden."

Ich begann zu lachen. „Ich habe dich nicht ausgelacht. Immerhin hast du nur für mich Gitarre spielen gelernt."

„Jetzt machst du dich aber wirklich über mich lustig."

Ich lächelte. Ich erinnerte mich noch an unser erstes Date, als er behauptet hatte, erst neu gelernt haben, Gitarre zu spielen. Und das obwohl ich natürlich gewusst hatte, dass er bereits anderen Ladys etwas vorgespielt hatte. Ich nahm ihm das allerdings nicht übel, sondern fand es eher amüsant und zog ihn gern damit auf. „Erwischt."

Joas schnappte sich seine Jacke und erhob sich dann von seinem Bett. Ich war etwas zu früh zu unserem Date erschienen und hatte ihn überrascht, als er noch gar nicht fertig gewesen war. Deswegen hatte er mich in sein Zimmer gebeten und sich fertig gemacht, während ich sein Zimmer bewunderte. Ich hatte mich geschmeichelt gefühlt, als er mich zu einem zweiten Date eingeladen hatte. Unser erstes Date war gut gelaufen - allerdings nicht so gut, als dass ich auf ein zweites Date hätte hoffen können. Ich war zu aufgeregt und nervös gewesen, um mich vollkommen gehen zu lassen. Doch beim zweiten Mal spürte ich bereits eine entspanntere Stimmung zwischen uns. Als wäre das Eis so dick gewesen, dass es erst beim zweiten Mal darüber fahren einreißt. Ich hatte anfangs Angst vor dem Einbrechen gehabt, doch nun fiel mir auf - während das Eis langsam unter meinen Füßen schmolz - dass das Wasser nicht halb so kalt war, wie anfangs vermutet.

„Wie war dein letztes Date? Hoffentlich erzählst du mir nicht, dass die letzten beiden Dates eine vollkommene Katastrophe waren", witzelte ich. Wir traten aus seinem Zimmer heraus und schlugen einen Weg in Richtung eines Ausganges ein.

Joas lächelte. „Da muss ich dich leider enttäuschen. Letzte Woche war ich auf einem sehr angenehmen Date."

„Mit Madeline?"

Er nickte, schien allerdings nicht genauer erläutern zu wollen, was das Date so angenehm gemacht hatte. Unwillkürlich musste ich hart schlucken. Mir war nie der Gedanke gekommen, dass Joas möglicherweise seit unserem vergangenen Date eine andere geküsst haben könnte. So wie es aussah, lag das jedoch vollkommen im Rahmen des Möglichen. Und ich könnte es ihm nicht verübeln: Madeline Grace Golightly war zauberhaft. Mit ihrem rotblonden Haar und den strahlenden Augen erinnerte sie mich an eine Meerjungfrau aus einem der Kinderbücher, die meine Mutter mir immerzu vorgelesen hatte.

Meine Mutter hatte vor einigen Monaten einmal erwähnt, dass Rothaarige aussterben würden. Sie hatte es gesagt, als wäre das etwas Persönliches. Als müsse sie Angst haben, dass jeden Tag auf einmal jemand in unserer Küche stehen und sie erschießen könnte, nur weil sie selbst rote Haare hatte. Wenn ich allerdings an Madeline und auch Blair Mercury dachte, waren das bereits zwei rothaarige Mädchen unter nur 15. Das sprach definitiv gegen die Aussterbenthese. Allerdings hatte ich die dunklen Haare meines Vaters geerbt. Genau so wie die Augen. Sie waren von einem tiefen grün, welches von Weitem wie ein schlammiges braun aussah. Ich mochte meine Augen nicht besonders. Joas hatte mir bei unserem letzten Date allerdings gesagt, sie erinnerten ihn an Tannen und die seien seine Lieblinsbäume.

„Jetzt mal ehrlich, wessen Lieblingsbäume sind Tannen?", murmelte ich und schüttelte bloß den Kopf, als Joas mich fragend von der Seite ansah. Möglicherweise erinnerte er sich schon gar nicht mehr an unser Gespräch und hatte zu Madeline gesagt, er liebe den Ozean, welcher die gleiche Farbe hatte wie ihre Augen. Darin verloren hatte er sich bestimmt.

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt