58 | die feine, englische Art

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Dena

„Bitte", hauchte ich noch einmal, „Du bist unsere letzte Hoffnung, Eamon."

„Wie kannst du so etwas sagen?" Der Hass und die Abscheu in seiner Stimme traf mich hart. Er hatte seine Hände zur Faust geballt und obwohl ich mich zu keiner Zeit in Gefahr glaubte, bereitete es mir doch Angst. Angst, dass auch diese Spur sich im Sand verlaufen würde.

Ich schluckte. „Was meinst du?"

„Wie kannst du von mir verlangen, euch zu helfen? Nach all dem, was passiert ist."

„Wenn es hier um deinen Job geht.. Ich hatte gedacht, dass es eine einvernehmliche Entscheidung-" Ich zuckte zusammen, als er mich scharf unterbrach. Er begann kalt zu lachen.

„Du denkst, es geht den Job? Denkst du, ich habe so wenig Selbstachtung, dass ich nach 20 Jahren wegen eines bescheuerten Job einen Aufstand mache?"

„Was ist es dann? Was habe ich dir getan, Eamon? Das Leben wird leichter, wenn kein Streit darauf lastet, erinnerst du dich?"

Eamon starrte mich an und ich hatte schon Angst, dass er auf dem Absatz umkehren und gehen würde. Ich würde ihn nicht gehen lassen. Nicht, solange er mir nicht alles sagte, was er wusste. Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte ich beinahe aufgelacht. So weit war es schon gekommen: Ich würde einen Unschuldigen gegen seinen Willen festhalten, weil ich etwas von ihm wollte.

„Du weißt gar nichts über mich."

Ich straffte die Schultern. „Und wessen Schuld ist das? Du bist nicht gerade die gesprächigste Person, die ich jemals getroffen habe."

Ich erhielt keine Antwort. Was für eine Ironie.

„Was habe ich dir getan?", wiederholte ich beinahe flehend.

„Nichts", erwiderte er, „Du hast nichts getan."

Ich starrte ihn für einen Moment an und konnte nichts erwidern. Ich wusste, dass er das nicht in einem positiven Sinne meinte. Er hatte nur ausgesprochen, was ich mir seit 20 Jahren vorwarf: Ich hatte nicht genug getan, um sie zurückzubekommen.

„Ich habe alles in meiner Macht stehende getan, um sie zu finden", sagte ich. Aber es war nicht genug gewesen. Wie hatte ich nur so versagen können?

„Das meine ich nicht", erwiderte er mit einem verbitterten Lächeln, „Es hat Alles damit begonnen, dass sie Gadriel geheiratet hat."


Earline

„Können Sie Gesellschaft gebrauchen, Miss Lancaster?"

Ich blickte auf und ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. „Ich hatte gedacht, dass die Situation nicht schlimmer werden kann und dann kamst du."

Lyndon grinste und ließ sich neben mir an der Wand herab auf den Boden sinken. Ich seufzte und ließ meinen Kopf an seine Schulter sinken, ohne zu realisieren, was ich da tat. „Nichts ergibt mehr einen Sinn."

Lyndon schwieg für einen Moment. Vielleicht wusste er nicht, was er sagen sollte. Vielleicht war er aber auch nur überrascht von meiner plötzlichen Nähe. Angelique war bereits vor einigen Minuten gegangen, da die anderen sie ansonsten vermissen würden. Aber nicht ohne sich zu versichern, dass es mir auch wirklich gut ging.

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt