23 Jahre zuvor
Rundum zufrieden mit ihrem Tag spazierte Wilhelmina durch das schattige Grün der Bäume auf das Schloss zu. Sie hatte einen freien Tag von allen Pflichten gehabt und ihn deswegen gemeinsam mit Alastar in der Natur verbracht. Auch ihm hatte sie eine Pause von den Springstunden und Stangenübungen der letzten Tage gegönnt und so waren sie einfach miteinander spazieren gegangen.
Nicht an die Selection hatte Wilhelmina an diesem wunderschönen Tag gedacht, nicht einmal an Eamon, der ihr ansonsten häufig im Kopf herumgeisterte. Schroff, wortkarg, launisch. Sie wollte ihn unbedingt besser kennenlernen, herausfinden, ob das Schmetterlingsgeflatter rein auf körperlicher Anziehung basierte oder mehr dahinter steckte. Insgeheim hoffte sie, dass es sich hierbei lediglich um einen kurzen Flirt handeln würde. Etwas Ernstes konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen. Aber die Anziehung war da und sie hatte nicht vor, ihre Gefühle zurückzuhalten. Zumindest nicht, solange es nicht nötig war. Vielleicht war das leichtsinnig von ihr, vielleicht dumm. Aber das scherte sie nicht.
Wilhelmina hatte ihn an diesem Tag nur ein paar Mal von Weitem gesehen, da er mit seiner neuen Aufgabe als Leiter des Stalls ziemlich viel um die Ohren hatte. Deswegen hatte sie sich damit begnügt, ihn für einige Zeit unauffällig zu beobachten und sich dann mit Alastar auf den Weg gemacht. Es verlieh dem Ganzen einen gewissen Reiz, dass Eamon sich so sträubte. Natürlich hätte Wilhelmina ihn auch so anziehend gefunden, doch Eamon konnte einfach nicht anders als sexy zu sein.
„Prinzessin!", vom Weiten sah sie, dass Luc seinen Jeep auf dem Vorplatz geparkt hatte und nun in Begleitung eines jungen Mädchens auf sie zukam. Es musste seine kleine Nichte sein. „Das hier ist meine Nichte. Ariella, darf ich dir Kronprinzessin Wilhelmina von Ilea vorstellen?"
Willow lächelte das kleine Mädchen an und beugte sich zu ihr hinunter. „Du kannst mich ruhig Willow nennen", bot sie an und streckte ihr die Hand entgegen.
Ariella lächelte breit und erwiderte den Gruß. Die Kleine schien keinerlei Scheu zu haben, was wahrscheinlich auch daran lag, dass sie nicht die Bedeutung Wilhelminas' erkannte. „Ich freue mich schon, dass ich heute reiten darf", sagte sie stolz, „Onkel Luc hat gesagt, hier sind viele tolle Pferde!"
Wilhelmina lächelte. „Da hat dein Onkel nicht ganz Unrecht." Sie richtete sich auf und sah Luc an. „Ich bin für heute durch, habe gemeinsam mit Hedda ein paar der Wallache geritten. Aber die meiste Arbeit macht Eamon, er macht seinen Job wirklich gut, du brauchst keine Angst zu haben."
Luc grinste schief. „Oh, da hatte ich keine Bedenken. Meine Angst ist eher, dass ich nach dieser Woche nicht mehr gebraucht werde. Der Bursche ist wirklich unermüdlich."
„Können wir jetzt zu den Pferden?", fragte Ariella und wandte sich mit einem schmollenden Mund an ihren Onkel. Dieser legte ihr lächelnd eine Hand auf die Schulter und nickte. Dann verabschiedete er sich mit einem Nicken von der Prinzessin und verschwand mit seiner Nichte in Richtung der Stallungen.
Also setzte Wilhelmina ihren Weg zum Schloss fort. Bevor sie den Eingang am nächsten zu ihrem Wohnbereich erreichen konnte, hörte sie jedoch Schritte auf dem knirschenden Kies hinter sich. „Madame Kronprinzessin!"
Wilhelmina musste sich nicht umdrehen, um ihre beste Freundin zu erkennen. „Fräulein Hufschmied, wie geht es Ihnen?", plänkelte sie und grinste über ihre Schulter, ohne jedoch ihr Tempo zu reduzieren.
Maera erschien in ihrem Blickfeld. „Wunderbar", flötete sie, „Und Ihnen wird es ebenso wunderbar gehen, wenn ich Ihnen erzähle, was ich weiß!"
„Ich kann kaum an mich halten", erwiderte Wilhelmina sarkastisch.
„Ich muss es dir nicht erzählen, wenn es dich nicht intere-"
„Nun sag schon."
Maera grinste, da sie ganz genau wusste, dass sie das Interesse ihrer Freundin geweckt hatte. „Ein Vögelchen hat mir gerade gezwitschert, dass in einer knappen Woche ein monströser Ball stattfinden wird!"
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Blind Selection - never give up 3
FanfictionKaden. Joas. Lyndon. Decan. Einer von ihnen ist der Kronprinz von Ilea. 35 Mädchen kommen ins Schloss, um genau das herauszufinden. Doch zwischen Verrat, Druck, Schmerz und einer endlosen Suche ist es schwer sich auf das Wesentliche zu konzentrieren...