82 | herzliche Begrüßung

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Fenna McGrath

„Wo hast du gesteckt, verdammt?", Eamon verschränkte die Arme vor der Brust und starrte mich verdrossen an.

Ich hob eine Augenbraue. „Ich hatte nicht erwartet, dass du so schnell wieder mit mir sprechen willst."

Als er nicht antwortete, legte ich ihm eine Hand auf den Arm und blickte ihn entschuldigend an. „Entschuldige bitte. Ich hätte das eben nicht sagen dürfen."

Er nickte knapp, schien aber darauf zu warten, dass ich weitersprach und ihm erklärte, wo ich gewesen war. Ich seufzte innerlich. „Ich brauchte etwas frische Luft."

Eamon hob skeptisch eine Augenbraue. Es war eine lahme Ausrede. Schließlich war ich erst wenige Minuten bevor ich auf Porter getroffen war, mit Quinn draußen gewesen. 

„Können wir später darüber sprechen?", bat ich dann.

Maera, die neben uns stand, legte den Kopf schief. „Meinst du nicht...", sie brach ab, doch ich wusste, was sie sagen wollte. Wenn ich Eamon nicht jetzt alles erzählte, würde er es allein mitbekommen. Schließlich war jemand wie Porter selbst in einem solch großen Ballsaal nicht zu übersehen.

Ich blickte meinen Bruder also einen Moment lang durchdringend an, während ich versuchte, seine Reaktion einzuschätzen. Dann holte ich tief Luft: „Er ist hier. Eleas Vater."

Für einen Augenblick konnte ich in Eamons Gesicht keine Regung erkennen. Ich war mir sicher, dass er sich alle Mühe gab, seine Emotionen zu verbergen. Schon als wir klein gewesen waren, hatte mein Bruder seine Gefühle und Gedanken geschickt vor anderen verbergen können. Ich hingegen war die leidenschaftlichere von uns beiden oder zumindest diejenige, der alle anderen Menschen sofort ihre Gedanken ansahen.

Ich sah, wie Eamon seinen Kiefer anspannte. „Wo ist er?"

Ich stieß die Luft aus, die ich die gesamte Zeit über unbewusst angehalten hatte. „Du willst nicht wissen, wer es ist?", fragte ich irritiert.

„Das werde ich dann wohl sehen", erwiderte er knapp.

Maera setzte an: „Eamon-"

„Wo ist er?", wiederholte er seine Frage.

Ich runzelte die Stirn. „Ich weiß es nicht genau. Ich habe mich eben nur kurz mit ihm unterhalten. Er ist mit seiner Frau hier", fügte ich schließlich hinzu.

Maera nahm Eamon sein Glas aus der Hand, welches unter seinem festen Griff wohl bald gebrochen wäre. Die Anspannung war ihm nun deutlich anzusehen. „Natürlich", murmelte er abfällig. Hätten wir uns nicht in einem Ballsaal befunden, hätte er wahrscheinlich noch einige Schimpfwörter und Flüche hinzugefügt.

„Ich glaube, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um-", begann ich vorsichtig.

Eamons Kopf ruckte zu mir herum. „Ach nein? Wann ist dann der richtige Zeitpunkt? Der Mistkerl hat sich ja zwanzig Jahre Zeit gelassen, um hier aufzutauchen."

„Eamon, so ist es nicht", nun flehte ich beinahe, „Er wusste doch nicht-"

„Wie kann man soetwas nicht wissen? Sind Hochwohlgeboren so verblendet, dass sie nicht wissen, wie ein Baby entsteht? Aber für ihn war es so natürlich schön einfach: Ein hübsches Mädchen vögeln, abhauen ohne sich zu melden oder zu vergewissern, dass nichts schiefgegangen ist. Was man nicht weiß, kann einem auch nicht schaden, nicht wahr?", Eamon spuckte mir die Worte nur so vor die Füße. Auch wenn ich wusste, dass seine Wut nicht mir galt, zuckte ich zusammen.

„Er war verlobt", erwiderte ich und fragte mich, warum ich diese schwache Rechtfertigung überhaupt anführte, „Er ist verheiratet."

„Umso schlimmer", zischte Eamon, „Und soetwas nennt man Ehre."

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt