33 | Kuchen zum Frühstück

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Earline

„Was macht die noch hier?"

„Wäre sie nicht der Liebling der Königin, wäre sie schon längst hochkant rausgeflogen."

„Das ist so unfair!"

Ich zog Angel am Arm in eine andere Richtung. „Komm. Hör bloß nicht auf sie."

Angelique war an diesem Morgen deutlich langsamer aus dem Bett gekommen und ich wusste auch, woran das lag. Eigentlich war sie niemand, der unangenehme Situationen scheute, aber in diesem Fall konnte sie keiner der Ladys in die Augen schauen.

Zwar hatten den Vorfall nur zwei Mädchen mitbekommen, doch natürlich hatte es sich verbreitet wie ein Lauffeuer. Angel ließ den Kopf hängen. „Aber sie haben ja recht. Ich sollte nicht mehr hier sein."

„Natürlich solltest du das", erwiderte ich mit gedämpfter Stimme, aber dennoch nachdrücklich. „Wenn es jemand verdient hat, hier zu sein, dann bist du das."

Angel schüttelte den Kopf und ließ sich auf einen Platz mir gegenüber gleiten. „Das stimmt nicht und das wissen wir beide. Mein Handeln war unüberlegt und irrational. Ich hätte ihn nicht schlagen sollen."

Bei ihren Worten zuckte ich unmerklich zusammen, da es mich an die genauen Geschehnisse erinnerte und vor allem, weshalb es dazu gekommen war. Ich schüttelte innerlich den Kopf. Hierbei ging es nicht um mich. „Du hast es für mich getan. Dafür bin ich dir übrigens sehr dankbar."

Angel sah kurz auf und lächelte zweifelnd. „Tatsächlich? Dein Boxhieb wäre sicher härter gewesen."

Ich musste grinsen. „Vielleicht ein wenig."

Sie seufzte erneut. „Aber dennoch war es falsch", sie warf mir einen Blick zu und schüttelte dann den Kopf, „Entschuldige. Ich will eigentlich nicht die ganze Zeit darüber reden."

„Ist schon in Ordnung", erwiderte ich und zuckte scheinbar teilnahmslos mit den Schultern.

Dabei war es alles andere als in Ordnung. Was auf dem Ball passiert war, hatte mich mehr mitgenommen, als es hätte sollen. Und es stimmte: Ich war Angel wirklich dankbar dafür, dass sie mich verteidigt hatte. Auch wenn das im Nachhinein bedeutete, dass sie in Schwierigkeiten geriet.

„Kuchen?"

Ich sah auf. „Zum Frühstück?"

Meine Freundin grinste schief. „Ich könnte welchen vertragen."

„Und ich erst."

Dankbar drückte ich ihr meinen Teller in die Hand und sah ihr kurz nach, wie sie sich erhob und auf das Buffet zusteuerte. Als ich gerade wieder in Gedanken versank und über den Ball nachgrübelte, würde ich auf der Schulter angetippt. Überrascht drehte ich mich um.

„Du bist doch Earline, richtig?" Ein Mädchen mit blasser Haut und pechschwarzen Haaren, welches wirkte, als würde sie jeden Moment zerbrechen können, stand vor mir. Neben sich hatte sie ihre Freundin, Hayes Troph, wie ich mich erinnerte.

Langsam nickte ich und sah sie schweigend an.

„Und du bist mit dieser Angelique befreundet?", die Schwarzhaarige deutete auf meine Freundin am Buffet.

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt