23 Jahre zuvor
Es roch wie Eamon - nach Pferd, Leder und Tannennadeln. Er führte sie durch einen Wohn-Essbereich, welcher nur von einer schummrigen Stehlampe beleuchtet wurde. Bodentiefe Fenster gaben einen Blick auf den düsteren Außenbereich frei. Ein Kaffeebecher stand auf dem Wohnzimmertisch, eine Zeitung lag aufgeschlafen auf dem Sofa, eine kleine Kiste stand auf der kurzen Theke zwischen Wohnzimmer und Küche. Ein paar Bücher und Zeitschriften lagen herum - Krimis, Pferde- und Modemagazine. Stiefel, die kreuz undd quer in einer Holzkiste lagen, ein Sammelsurium an Jacken an den Kleiderhaken im Flur. Außer dem großen Sofa standen zwei große Sessel im Wohnzimmer und - zu Wilhelminas Überraschung - ein riesiger Flachbildschirm an der Wand.
Eamon bemerkte ihren erstaunten Blick. „Den haben wir zum Sport schauen und so. Eigentlich benutzen wir ihn nicht besonders viel."
Wilhelmina folgte ihm durch einen weiteren Flur, bis er schließlich vor einer Tür hielt. „Hier ist es."
Durch die geöffnete Tür spähte sie in den dunklen Raum. Sie konnte nicht besonders viel außer einem großen Bett erkennen, was ihr bereits genügte. „Ihr habt es schön hier."
„Für eine Nacht wird es reichen." Eamon tauchte wieder im Türrahmen auf und hielt ihr ein sauberes Handtuch hin. „Wenn du noch etwas brauchst, kannst du mich jederzeit wecken."
Wilhelmina nickte und nahm das Handtuch dankend entgegen. „Hast du auch die Haustür abgeschlossen?" Sie bereute sofort ihren neckischen Unterton, doch sie meinte auf Eamons Gesicht ein kleines Lächeln zu erkennen.
„Gute Nacht, Wilhelmina." Er drehte sich um und ließ Willow damit allein in eine unruhige Nacht.
Tanzende Sonnenstrahlen fielen durch die durchlässigen Gardinen und kitzelten Wilhelmina auf der Nase. Sie zog die Stirn kraus und wollte sich gerade mit halbgeöffneten Augen auf die andere Seite wälzen, als ihr die ungewohnte Umgebung bewusst wurde. Sie schlug also ihre Augen vollkommen auf und schaute sich um.
Ein Zimmer, kaum größer als ihr eigenes Bad, mit einer dunkelbraunen Kommode an der gegenüberliegenden Wand. Der Rest wurde von dem breiten Bett, in welchem sie sich befand, eingenommen. Ihre Bettwäsche bestand aus Leinen und war vollkommen weiß. Auch sonst war das Zimmer ziemlich schlicht eingerichtet, als wären alle persönlichen Gegenstände aus ihm herausgenommen worden. In einer Ecke blätterte die Farbe etwas von der Wand ab. Ein leerer Bilderrahmen hing über der Kommode und auf dieser lag Wilhelminas Handtuch. Eine Tür rechts von ihrem Bett führte wahrscheinlich zu einem kleinen Bad.
Wilhelmina streckte einen Zeh unter der warmen Decke hervor und seufzte laut auf. Doch dann überwand sie sich eilig, aufzustehen und sich schnell frisch zu machen. Sie hatte die ganze Nacht über ihr Make-up und ihre Frisur des vergangenen Abends getragen und fühlte sich unwohl. Also schminkte sie sich ab, nahm alle Klammern aus ihren Haaren und sprang unter eine kalte Dusche. Wohlig seufzte sie, nachdem sie sich an das kalte Wasser gewöhnt hatte. Wenig später trat sie aus der Dusche und trocknete sich ab, bevor sie wieder in ihre Leinenhose und das gemütliche Oberteil schlüpfte. Ein Blick in den Spiegel verriet ihr, dass sie schon deutlich ansehnlicher und frischer aussah.
Dann verließ sie ihr Zimmer und ging durch den kurzen Flur in Richtung des Wohn- und Essbereiches. An einem kleineren Esstisch in der Küche entdeckte sie bereits Eamon, welcher über einer Tasse Kaffee und der aktuellen Tageszeitung saß. Von Fenna fehlte jede Spur.
Wilhelmina räusperte sich. „Guten Morgen."
Ohne aufzusehen nickte Eamon bloß und ließ sich in seiner Tätigkeit, die Zeitung zu lesen, nicht beirren. „Brot ist dort hinten und Butter. Du musst schauen, was du sonst noch im Kühlschrank findest."
DU LIEST GERADE
Blind Selection - never give up 3
FanfictionKaden. Joas. Lyndon. Decan. Einer von ihnen ist der Kronprinz von Ilea. 35 Mädchen kommen ins Schloss, um genau das herauszufinden. Doch zwischen Verrat, Druck, Schmerz und einer endlosen Suche ist es schwer sich auf das Wesentliche zu konzentrieren...