23 Jahre zuvor
Wilhelmina ritt zum ersten Mal alleine auf Alastar aus. Zuvor war sie immer entweder in der Reitbahn oder in Gesellschaft von Maera gewesen. Doch obwohl Alastar auf alle neuen Geräusche und Eindrücke nervös reagierte, fühlte Wilhelmina sich auf seinem Rücken sehr sicher. Es war das unbedingte Vertrauen zwischen Pferd und Reiter, welches die beiden verband und jede Sekunde gemeinsam kostbar machte.
Als sie etwas verschwitzt aber überglücklich zurückkam, schwang sie sich von Alastar und schlang die Zügel um den Zaun. Da es so gutes Wetter war, entschied sie sich, ihn draußen fertig zu machen und anschließend auf die Koppel zu stellen. Sie war gerade dabei, ihn abzureiben,als Luc auf das Paar zutrat. „Sie sehen klasse aus, Sie beide", stellte er fest und warf der Prinzessin einen anerkennenden Blick zu, „Sie sind ja förmlich hergeflogen!"
„Er tut die ganze Arbeit." Wilhelmina lächelte und klopfte stolz den Hals ihres Hengstes. „Ich bin nichts als Ballast."
„Sie sind eine Einheit", erwiderte Luc entschieden und kam dann zur Sache, warum er überhaupt zu ihr gekommen war: „Ich habe ja die nächste Woche frei, weil dort meine Schwester mit meiner Nichte vorbeikommt. Die kleine Nora ist ziemlich reitbegeistert und da wollte ich fragen, ob ich ihr hier einmal alles zeigen darf? Ich werde gut auf sie aufpassen, dass sie keinen Mist anstellt."
Wilhelmina lachte. „Kein Problem, Luc. Ich vertraue meinem Hauptbereiter und Chef im Stall zu, dass er ein kleines Mädchen im Zaum halten kann. Bring sie ruhig her, wie alt ist denn die Kleine?"
„Sieben."
„Na dann kannst du sie ja vielleicht auch einmal auf Winnie setzen. Die alte Dame ist ganz gutmütig", meinte Willow lächelnd. Winiefred war ihre alte Ponydame, welche sie in ungefähr dem Alter, in welchem jetzt Lucs Nichte war, bekommen hatte. Sie war das perfekte Schulpony und mittlerweile 23 Jahre alt.
„Das wäre super. Nora freut sich sicher riesig", Luc sah Wilhelmina über die Schulter und hob die Hand, „Eamon! Komm doch einmal bitte."
Willow widerstand dem Drang, sich nach Besagtem umzudrehen. Sie war ihm in den letzten beiden Tagen erfolgreich aus dem Weg gegangen, auch wenn sie sich dabei ziemlich kindisch vorkam. Sie spürte ein Prickeln im Nacken, als Eamon neben ihr erschien und stur zu Luc blickte. Er trug eine Arbeitshose und Baseballkappe, da er anscheinend gerade vom Misthaufen kam. Er stellte die Schubkarre neben Willow ab.
„Was gibt's?"
„Ich habe in der nächsten Woche frei, deswegen musst du hier den Laden schmeißen", erklärte Luc. Natürlich waren die beiden nicht die einzigen Pferdepfleger, doch Luc war als Hauptbereiter der Einzige der Crew, welcher im Schloss lebte und demnach immer der Erste morgens im Stall.
Außer ihm gab es da noch Salinda, welche von allen liebevoll Sally genannt wurde. Sie war Ende dreißig, gut gebaut und packte immer hart an. Sie hatte einen etwas groberen Charakter und verlor meistens nicht viele Worte, was allerdings im Stall Gang und Gebe war. Dennoch konnte sie sehr gut mit den Pferden umgehen und war sehr verlässlich.
Hedda war gerade einmal siebzehn Jahre jung und war an den Job durch eine Empfehlung von Luc gekommen. Wilhelmina war damals gewillt, ihr eine Chance zu geben und war sofort begeistert von ihr gewesen. Da sie größtenteils für das Personal im Stall zuständig war, hatte es bei ihren Eltern nicht viel Überredungskunst gebraucht. Obwohl Hedda damals erst sechzehn gewesen war, hatte sie Willow sofort überzeugt. Sie war sich für keine Arbeit zu schade und was sie vor allem auszeichnete, war ihre bedingungslose Liebe zu den Pferden. Zwar hatte sie nicht die Reitqualitäten von Luc oder Eamon, doch sie nahm fleißig Stunden bei Luc und lernte schnell dazu. Mit ihren roten, kurzgeschorenen Haaren und dem breiten Grinsen auf den Lippen brachte sie ein wenig Schwung in den Laden.
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Blind Selection - never give up 3
FanfictionKaden. Joas. Lyndon. Decan. Einer von ihnen ist der Kronprinz von Ilea. 35 Mädchen kommen ins Schloss, um genau das herauszufinden. Doch zwischen Verrat, Druck, Schmerz und einer endlosen Suche ist es schwer sich auf das Wesentliche zu konzentrieren...