Earline Lancaster
Es war einer der schönsten Tage seit langem. Lyndon hatte uns beiden allein gelassen und Elea hatte mir in aller Ausführlichkeit von ihrer Reise erzählt, nachdem wir uns eine gefühlte Ewigkeit in den Armen gelegen hatten. Anschließend hatte Elea alle Details über das Casting aus mir herausgequetscht, wobei sie natürlich sofort gemerkt hatte, dass ich ein schiefes Grinsen nicht hatte verbergen können.
Es hatte sich gut angefühlt, endlich jemanden von meinen Gefühlen für Lyndon zu erzählen. Auch wenn ich mir selbst noch nicht lange im Klaren über sie war und auch bis dahin nicht sicher wusste, was sie für mich bedeuten würden, musste ich sie einfach jemandem mitteilen. Elea war schon immer die Person gewesen, der ich alles hatte anvertrauen können. Diese Bezugsperson hatte mir während der letzten Wochen im Casting und auch schon in den Wochen zuvor, als sie weggelaufen war, gefehlt. Ich hatte mir eingeredet, die Ehre der Familie wiederherstellen und meinen Eltern endlich wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern zu wollen. Doch vor allem hatte ich meine große Schwester und beste Freundin vermisst und ich war unendlich dankbar, sie endlich wieder bei mir zu haben.„Ich mag ihn", sagte Elea lächelnd. Sie lag neben mir auf ihrem riesigen Bett und drehte ihren Kopf zu mir, sodass wir uns direkt ansehen konnten.
Ich konnte nicht anders als breit zu grinsen. „Ich auch."
Wir brachen beide in Gelächter aus. „Ach was", neckte sie mich, „Damit habe ich aber überhaupt nicht gerechnet."
Ich versteckte grinsend mein Gesicht in meinen Händen. „Ich habe aber gleichzeitig das Gefühl, mich irgendwie zurückhalten zu müssen. Es kommt mir so unwirklich vor und schließlich ist er immer noch Teil des Castings", ich seufzte und setzte mich auf, „Ich will mir einfach nicht zu sicher sein. Immerhin... hat er mir nie gesagt, ob..."
Elea hatte sich nun ebenfalls aufgesetzt und nahm meine Hand. „Lyndon muss ein Dummkopf sein, um nicht das Casting für dich aufzugeben. Und ich schätze ihn nicht als Dummkopf ein."
Ich schwieg.
„Rede doch einfach mit ihm, Earline."
„Ich will ihn nicht bedrängen. Ich kann nicht von ihm verlangen, dass er das Casting abbricht." Ich knetete meine Hände. „Ich weiß nicht einmal, ob er nicht einfach nur... ob er das mit mir für etwas Ernstes hält. Jedenfalls hat er nicht von sich aus gesagt, dass er das Casting abbrechen wird und vielleicht..."
Elea stand auf und hielt mir eine Hand hin. „Zerbrich dir nicht dein hübsches Köpfchen, nur um dein Selbstwertgefühl zu zerstören. Du hast jedes Recht, eine Entscheidung von ihm zu verlangen und ihn zur Rede zu stellen. Also mach dich jetzt nicht runter, sondern erkunde mit mir das Gelände."
Ich lächelte leicht. Das war einer der Gründe, warum ich meine große Schwester vermisst hatte. Also nickte ich und erhob mich, während ich ihre Hand ergriff. „Ich möchte dir jemanden vorstellen."
Ich zeigte Elea den Weg zu den Wohnräumen der Ladys und hielt schließlich vor Novas Zimmer. „Earline!", ertönte es hinter uns aus dem Gang. Ich zuckte leicht zusammen, obwohl ich die Stimme bereits erkannt hatte und drehte mich um.
„Nova", sagte ich erfreut und drehte mich zu meiner Schwester um, „Darf ich dir meine Schwester Elea vorstellen?"
Die beiden stellten sich etwas schüchtern aber lächelten einander an.
„Mich überrascht gar nichts mehr, wenn es um dich geht", lachte Nova, „Wollt ihr reinkommen?"
Ich sah Elea unschlüssig an und schüttelte dann den Kopf. „Nein, wir wollten ein wenig spazieren gehen. Aber du kannst uns gerne begleiten, wenn du möchtest."
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Blind Selection - never give up 3
FanfictionKaden. Joas. Lyndon. Decan. Einer von ihnen ist der Kronprinz von Ilea. 35 Mädchen kommen ins Schloss, um genau das herauszufinden. Doch zwischen Verrat, Druck, Schmerz und einer endlosen Suche ist es schwer sich auf das Wesentliche zu konzentrieren...