12 | Zofen, Frühstück & Ozeanien

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Earline

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, stellte ich erleichtert fest, dass Angel tief und fest schlafend in ihrem Bett lag. Es deutete nichts daraufhin, dass es am gestrigen Abend einen so aufregenden Ausflug gegeben hatte. Ich setzte mich im Bett auf und rieb mir die Augen.

,,Guten Morgen, Dornröschen", sagte Blair, die wahrscheinlich schon seit Stunden wach war.

Ich nahm lächelnd einen Tee entgegen und nickte ihr dankend zu. ,,Hey, Arielle. Wie siehts aus in Ozeanien?"

,,Alle meine Untertanen sind sehr zufrieden mit mir", erwiderte sie hochnäsig, ,,Was man von dir ja nicht unbedingt sagen kann, du Schlafmütze. Hast sie einfach hundert Jahre allein gelassen."

Ich lachte und zog die Vorhänge zurück. Es war ein wunderschöner Herbsttag - die Blätter rieselten von den Bäumen und die Sonne schien an einem wolkenlosen Himmel. ,,Heute wird ein guter Tag", meinte ich und schlug meine Decke zurück.

,,Und war gestern auch eine gute Nacht?", hakte sie nach.

Ich hielt kurz inne und nickte dann langsam. ,,Ich habe geschlafen wie ein Baby, warum fragst du?"

Blair schnaubte. ,,Ich bin nicht ganz so dämlich, wie ihr beiden mich haltet, Earline. Ich bin gestern aufgewacht, weil jemand in unser Zimmer geguckt hat Dabei ist mir aufgefallen, dass unser Engelchen gefehlt hat und du hast auffällig laut geatmet für eine im Land der Schlafenden."

,,Warum hast du nichts gesagt?"

,,Nein, warum hast du nichts gesagt? Du weißt doch, dass ich die erste gewesen wäre, die einem nächtlichen Ausflug zustimmen würde!", sagte sie und verschränkte vorwurfsvoll die Hände vor der Brust.

Ich seufzte. ,,Tut mir leid, Blair. Ich dachte, dass du nicht gleich am ersten Tag Ärger bekommen möchtest. Außerdem hast du lautstark angekündigt, dass du einen langen Schlaf brauchst."

,,Wer will schon einen langen Schlaf, wenn er ein aufregendes Abenteuer erleben kann?"

Mein Lächeln wirkte gequält. ,,Ich, ehrlich gesagt. Es ist alles ein bischen anders gelaufen, als geplant und dem hätte ich einen langen Schlaf vorgezogen."

,,Das sagst du nur, weil du mich nicht enttäuschen willst", stellte sie fest und stand dann auf, ,,Beim nächsten Mal komme ich mit, klar? Aber jetzt will ich frühstücken gehen. Chris wartet bestimmt schon auf mich."

Ich nickte und sah ihr nach, wie sie das Zimmer verließ. Erst da bemerkte ich, dass sie ein hübsches Kleid trug und eine gemachte Frisur und Make-up hatte. Und dann entdeckte ich die leicht geöffnete Tür, aus der Licht schien. Ich raffte mich auf, nippte an meinem Tee und stieß dann die Tür auf.

Mir blickten drei junge Frauen entgegen, die ungefähr in meinem Alter sein mussten - vielleicht achtzehn oder neunzehn. ,,Lady Earline! Sie sind wach! Dann können wir auch schon mit dem fertig machen starten", sagte die erste - eine hochgewachsene Blondine.

Sie hatte sich die Haare zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden, trug wie die anderen beiden ein Dienstmädchenkostüm und trug keinerlei Make-up. Das benötigte sie aber auch nicht. Sie war sehr hübsch, wenn ihre Gesichtszüge auch ein wenig streng waren.

Als ich von ihr auf einen Stuhl vor einen Spiegel gedrückt wurde, protestierte das zweite Mädchen. „Wir unhöflich von dir, Deliah. Wir haben uns noch nicht einmal vorgestellt!"

Die schlanke Blondine, Deliah, blinzelte und öffnete ihren Mund, aber ohne zu antworten. Ihre Freundin lachte kurz. „Nett dich kennenzulernen, ich bin Ginger Paisley. Die unhöfliche Göre hier ist Deliah Galloway und dies ist Mary Greenland."

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt