Wilhelmina VI | ein Ausflug

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23 Jahre zuvor

„Mina?" Taves Stimme klang besorgt und seine Hand lag noch immer auf Wilhelminas Schulter.

Nun, da sie Fenna und Eamon nicht mehr unter den Partygästen ausmachen konnte, drehte sie sich wieder zu Tave und schluckte. „Mir.. geht es gut", sagte sie schließlich und brachte ein kleines Lächeln zustande.

Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und musterte sie eingehend. „Hey, es tut mir leid, was passiert ist. Kane kann manchmal wirklich ein Arschloch sein", meinte er und klang dabei tatsächlich zerknirscht, als wäre Kanes Verhalten seine Schuld.

Wilhelmina schüttelte den Kopf. „Es ist alles in Ordnung", beteuerte sie, während sie einen Blick über ihre Schulter warf. Kane und seine zwei Kumpel waren ebenfalls nicht mehr zu sehen, sodass sie sich etwas entspannte.

„Genau das habe ich versucht zu verhindern." Tave biss die Zähne zusammen.

Sie seufzte. „Sag jetzt bitte nicht soetwas, wie Ich habe es dir ja gesagt."

In dem Ausdruck seiner meergrünen Augen konnte sie erkennen, dass er tatsächlich soetwas hatte sagen wollen. Doch er schwieg.

Neben ihm in Wilhelminas Blickfeld erschien Quinn. Die Gruppe hatte sich aufgelöst, doch das Mädchen war anscheinend zurückgeblieben. Sie grinste schief. „An soetwas wirst du dich gewöhnen müssen", meinte sie und deutete auf die Stelle, an welcher die Schlägerei stattgefunden hatte, „Auf Dorfpartys kann es schon einmal ein wenig rau zugehen."

Wilhelmina wusste, dass sie Kanes Verhalten damit nicht entschuldigen wollte und war dankbar, dass sie es nicht tat. Sie lächelte ihr zu. „Danke für die Warnung."

Quinn grinste. Ihr kurzer Bob und die Sommersprossen untermalten ihr freches Grinsen. „Dito", erwiderte sie und hob eine Augenbraue, „Woher kennst du Fennas Bruder?"

Wilhelmina öffnete den Mund und schloss ihn wieder. „Eamon?"

Quinn nickte und schien immer noch amüsiert zu sein. „Er ist zwar wirklich ein düsterer Typ, aber in einer Schlägerei habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Wobei Kane es wirklich verdient hatte."

„Ich wusste nicht, dass er Fennas Bruder ist", gab Wilhelmina zu und wirkte auf einmal unsicher. Sie konnte auf keinen Fall zugeben, woher sie Eamon tatsächlich kannte, musste aber so nah wie möglich an der Wahrheit bleiben. Innerlich betete sie, dass auch Eamon ihre Identität nicht preisgeben würde. Allerdings hätte er das schließlich innerhalb der letzten Woche bereits machen können, seit sie sich kannten. „Ich kenne ihn nur flüchtig. Wir sind uns ein paar Mal im Stall begegnet."

Für Quinn schien das einleuchtend zu sein, denn sie nickte. „Daher kennst du dann wahrscheinlich auch Maera, richtig? Die beiden teilen eine Leidenschaft für Pferde."

Wilhelmina nickte, erleichtert für diese Erklärung. Doch Quinn musterte sie noch immer neugierig, als würde sie für sie ein großes Mysterium darstellen.

„Dafür, dass ihr euch nur flüchtig kennt, war das aber eine ganz schöne Heldenaktion", gab sie zu Bedenken und warf Tave einen Blick zu, „Für Fenna hat er schon die ein oder andere Prügelei angefangen. Unser Eamon ist zwar ein ganz schöner Herzensbrecher, aber wirklich interessieren tut er sich für keine der Mädchen. Außer für seine Schwester natürlich. "

In Wilhelminas Magen regte sich etwas, doch sie konzentrierte sich weiterhin auf Quinn. „Vielleicht ist er schwul", meinte sie trocken, woraufhin Quinn laut lachte.

„Das ist natürlich die nächste Möglichkeit", gab sie zu.

Tave räusperte sich. „Wir sollten auch langsam aufbrechen", sagte er an Wilhelmina gewandt.

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt