Blind Selection - never give up 3

Wilhelmina IV | Lasst die Party beginnen

23 Jahre zuvor

Der Raum war zwar nicht besonders klein, trotzdem konnte man sich kaum vom Fleck bewegen, ohne angerempelt zu werden. Die Partygäste tummelten sich auf der kleinen Tanzfläche, an der Bar oder genossen vor der Tür die frische Luft. Es lag eine Unbeschwertheit in der Atmosphäre, die sicherlich durch den Alkohol noch einmal angehoben wurde.

Maera hatte Recht behalten: Niemand nahm Kenntnis von Wilhelmina. Wenn sie jemand erkannt hatte, schien es ihn nicht weiter zu interessieren und so entspannte sie sich nach einiger Zeit ein wenig.

Philip, Maeras Freund, war der einzige weitere Partygast, den Wilhelmina bereits kannte. Doch das störte sie nicht weiter. Sie war nicht besonders schüchtern Fremden gegenüber. Es sei denn, sie musste meine Identität versteckt halten.

Während Maera sich zu der Bar durchkämpfte, um ihnen etwas zu Trinken zu holen, unterhielt sie sich mit Philip und verschaffte sich einen Überblick über den Raum.

„Es freut mich, dass du gekommen bist", sagte Philip mit einem ehrlichen Lächeln, „Das hatte ich nicht erwartet."

„Hättest du dir sonst etwas anderes angezogen?", neckte sie ihn und lachte, als er rot wurde. Philip war wirklich nett. Anfangs war er in ihrer Anwesenheit sehr zurückhaltend und schüchtern gewesen, doch das hatte sich mit der Zeit gelegt. Er und Maera waren mittlerweile schon seit 7 Monaten zusammen und die beiden bildeten ein wirklich süßes Paar.

„Ich hatte, ehrlich gesagt, auch nicht mehr damit gerechnet", gab Wilhelmina zu, „Aber so viele Gelegenheiten werde ich wohl nicht mehr bekommen, also.."

Er lächelte schief. „Also hier steigt regelmäßig eine Fete. Man muss nur die richtigen Leute kennen."

„Heißt das, mit dir haben wir einen guten Fang gemacht? Schleust du uns jetzt in jede Party in der Gegend ein?", fragte sie lachend.

„So ganz vielleicht nicht", wiegelte er ab, „Ich bin sicher, dir hingegen würde man nie den Eintritt verwähren."

Sie runzelte die Stirn. „Nein, aber die Party verlegen. Wer will schon mit einer Prinzessin feiern? Die haben doch alle einen Stock im Arsch."

„Also das kann ich nicht bestätigen", gab er zurück.

Sie lächelte. Die Tatsache, dass er seine Worte vollkommen aufrichtig und ernst meinte, bestätigte ihre Beschreibung von ihm. Er war einfach nett. „Kennst du hier viele Leute?"

Er nickte. „Die meisten aber nur flüchtig. Ich bin hier durch einen Kumpel reingekommen und durfte Begleitungen mitbringen."

„Ah", Wilhelmina nickte. In diesem Moment tauchte Maera hinter Philip mit einem kleinen Tablett auf, auf dem sie sechs kleine Shotgläser balancierte.

„Na, amüsiert ihr euch gut?", fragte sie und drückte den beiden jeweils ein Glas in die Hand.

Philip sah ein wenig skeptisch auf die durchsichtige Flüssigkeit in seiner Hand. Auch Wilhelmina hatte sich nicht gerade vorgenommen, an diesem Abend viel zu trinken.
Sie redete viel, wenn sie getrunken hatte. Das kam zwar nicht besonders häufig vor, doch zu ihrem achtzehnten Geburtstag hatte Maera eine Rumflasche in den Palast geschmuggelt und am nächsten Morgen ging es den beiden nicht mehr so gut.

„Zieht nicht so ein Gesicht", ermahnte Maera die beiden und hielt ihr Glas demonstrativ in die Mitte. Die beiden anderen stießen an. „Auf einen unvergesslichen Abend!"

„Sei nicht so dramatisch", zog Wilhelmina ihre Freundin auf, doch kippte sich die Flüssigkeit in einem Zug herunter.

Sie verzog den Mund. Ihr Rachen brannte ein wenig, da sie den Alkohol nicht gewöhnt war. Doch sie bekam gleich das zweite Glas in die Hand gedrückt und trank es gleich hinterher. Maera hatte Recht: Wenn sie nun schon hier wäre, musste sie auch Spaß haben.