Wilhelmina XI | ernsthafte Schwierigkeiten

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23 Jahre zuvor

Wilhelmina machte einen Deal mit sich selbst. Wenn sie im Stall war, würde sie sich vollkommen auf Alastar konzentrieren und wenn nicht, auf die bevorstehende Selection. Also putzte, fütterte, ritt und trainierte sie Alastar mit einer solchen Hingabe und Leidenschaft, die sie schon lang nicht mehr für eine Sache aufgebracht hatte. Und wenn sie aus dem Stall zurückkam und sich ihren Schweiß und Dreck abgeduscht hatte, wurde sie in alle möglichen Vorbereitungen und Entscheidungen bezüglich der anstehenden Verkündung ihrer Selection eingebunden. 

Und vor allem ging sie Eamon aus dem Weg, wo sie nur konnte. Die Erinnerung an ihre Fahrt vom Pub zum Schloss und vor allem ihren anschließenden Gedanken, Eamon könnte Signale falsch gedeutet haben, machte sie noch immer verlegen. Schlimmer noch, gerade einmal einen Tag später war sie aus einem sehr lebhaften Traum erwacht. Der hatte keineswegs Pferde oder Arbeit beinhaltet, sondern Sex und zwar einen verdammt guten. Diese Offenbarung ihres Unterbewusstseins machte sie noch verlegener, weswegen sie Begegnungen mit ihm vermied.

Maera steckte ihren Kopf in die Box herein. Sie trug eine abgewetzte Arbeitsjacke, sowie eine grüne Kappe, aus deren hinterer Öffnung ihr Haar in einem Pferdeschwanz herabfiel. „Du bist aber ziemlich früh auf den Beinen", stellte sie fest und hängte sich ein Zaumzeug über die Schultern. Obwohl Maera offiziell nicht angestellt war, sprang sie manchmal für einen der Stallburschen ein und verdiente sich etwas Taschengeld. Natürlich tat sie die Arbeit auch gern und sie hatte den Vorteil, dass sie Zeit mit ihrer besten Freundin verbringen konnte.

Wilhelmina sah von ihrer Mistgabel hoch. „Ja, ich bin gestern todmüde früh ins Bett gefallen und dementsprechend heute morgen auch früh aufgestanden", erklärte sie und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, was nur dazu führte, dass sie sich Dreck ins Gesicht rieb, „Außerdem habe ich heute Mittag einen Termin bei der Schneiderin. Ich bekomme genügend Kleider für ein ganzes Jahr."

Maera grinste breit. „Springt da auch für mich etwas bei heraus?"

„Bestimmt", meinte Wilhelmina zuversichtlich, „Danke übrigens noch einmal für den netten Abend letztens. Es war wirklich schön."

„Oh, kein Problem. Aber was ich dich schon die ganze Zeit fragen wollte: Wie war die Heimfahrt?", Maera fragte das zwar ohne jegliche Hintergedanken, doch urplötzlich flogen Willows Gedanken zu den Momenten, welche sie leider nur geträumt hatte, „Hat Eamon dich unbemerkt reingeschafft?"

Wilhelmina nickte. „Er hat mich sogar noch bis aufs Zimmer gebracht."

„Wie nett von ihm", nun zog Maera doch eine Augenbraue hoch, „Und dann ist er einfach wieder gegangen?"

Willow nickte und errötete. „Was denkst du denn von mir?"

Maera zuckte mit den Schultern. „Schlecht sieht er immerhin nicht aus. Und dass er dich auf dein Zimmer gebracht hat, ist ja wohl mehr als eindeutig."

Willows Gesichtsfarbe hatte mittlerweile einen dunkelroten Ton angenommen. Den gleichen Gedanken hatte sie immerhin auch gehabt, als er in ihr Zimmer getreten war. Sie schüttelte den Kopf. „So war es nicht. Er hat mir nur seine Nummer gegeben und darauf geachtet, dass ich sicher ankomme", betonte sie, „Wobei ich auch für einen Moment einen Schrecken bekommen habe, als er einfach in mein Zimmer marschiert ist."

„Er ist in dein Zimmer marschiert?", lachte Maera.

Willow nickte. „Und für einen kurzen Moment habe ich ihn vollkommen falsch eingeschätzt. Dabei wollte er sich nur einen Stift holen", sie vergrub ihr Gesicht in den Händen.

Maera lachte weiterhin laut. „Das hätte ich dir eigentlich gleich sagen können. Eamon ist keiner für eine schnelle Nacht. Wobei er einen ja doch immer wieder überraschen kann", sie zwinkerte Wilhelmina zu und lehnte sich an die Seite der Boxentür.

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt