Earline
„Wo warst du?"
Ich schnaubte. „Ich wollte eure anregende Unterhaltung nicht stören, also habe ich mir etwas zu essen geholt."
„Und selbst eine anregende Unterhaltung gefunden", bemerkte Angel trocken.
Ich zuckte mit den Schultern und stocherte in meinem Gratin herum. „Hast du den hier schon probiert? Der ist wirklich gut."
„Du hast ihn noch nicht einmal probiert."
„Ich kann schon sehen, dass er gut schmeckt", verteidigte ich mich.
Angel zog eine Augenbraue hoch, wandte sich dann aber wieder Lyndon zu. Zu meinem Verdruss war er immer noch nicht gegangen.
„Sie hätten ruhig bleiben können", sagte er gerade und als ich aufblickte, erkannte ich, dass er mich gemeint hatte.
Ich legte den Kopf schief. „Ich hatte kein besonders großes Bedürfnis, mich mit Ihnen über irgendwelche Drogengeschichten zu unterhalten. Aber danke für das nette Angebot."
Er grinste. „Ich bin immer nett."
„Gibt es dafür Augenzeugen?"
„Ihre Freundin hier mag mich", Lyndon wies mit einem überzeugendem Lächeln auf Angelique.
Ich warf Angel einen vernichtenden Blick zu, als sie nicht widersprach. „Was nicht gerade für ihren Geschmack spricht, wenn Ihr micht fragt."
„Dich fragt aber keiner", gab Angel zurück und ich zuckte mit den Schultern, um mich schließlich wieder meinem Essen zuzuwenden.
„Sie hat tatsächlich Probleme, sich richtig auszudrücken. Man muss viel Kreativität besitzen, um mit ihr befreundet zu sein", stimmte Lyndon dem zu, was Angel am Anfang des Gesprächs gesagt hatte.
Angel grinste. „Aber der Aufwand lohnt sich, glauben Sie mir. Abgesehen von ihrer launischen Art, kann man wirklich viel Spaß mit ihr haben."
Ich runzelte die Stirn. „Achte in seiner Anwesenheit lieber auf deine Wortwahl. Er ist bekannt dafür, etwas falsch zu deuten. Aus diesem Grund haben wir wohl manchmal auch ein paar Kommunikationsprobleme."
Lyndon zog belustigt eine Augenbraue hoch. „Also kann man keinen Spaß mit Ihnen haben?"
„Man nicht, Frau schon."
„Oh, auf ein Outing war ich nicht vorbereitet, als ich über dieses Gespräch nachgedacht habe", sagte er belustigt.
Ich lächelte schmal. „Und ich hätte mir nicht erträumen lassen, dass ich Ihnen nun schon schlaflose Nächte bereite, in denen Sie über mögliche Unterhaltungen mit mir nachdenken. Wie.. süß."
„Sie bereiten mir tatsächlich schlaflose Nächte, in denen ich verzweifelt versuche Ihren Annäherungsversuchen aus dem Weg zu gehen. Ich wünschte, Sie würden sie endlich unterlassen. Langsam wird es nämlich wirklich peinlich", sagte er trocken.
„Sarkasmus ist der Ausweg der Fantasielosen", konterte ich nüchtern.
„Ich kann nichts dafür. Ich nutze meine Schlagfertigkeit, um meinen inneren Schmerz zu verbergen."
Ich hob eine Augenbraue. „Ihr Schmerz wird sich schneller zeigen, als Ihnen lieb ist, wenn Sie sich noch viel länger in unserer Nähe aufhalten. Wollen Sie auf Ihrem Grabstein 'Von mordlustigen Ladys umgebracht' stehen haben?"
„Ist das eine Warnung?"
„Nein, ein Versprechen", sagte Angel, während ich gleichzeitig antwortete: „Nein, eine Drohung."
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Blind Selection - never give up 3
FanfictionKaden. Joas. Lyndon. Decan. Einer von ihnen ist der Kronprinz von Ilea. 35 Mädchen kommen ins Schloss, um genau das herauszufinden. Doch zwischen Verrat, Druck, Schmerz und einer endlosen Suche ist es schwer sich auf das Wesentliche zu konzentrieren...