2 | grenzenlose Enttäuschung

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Earline

,,Also so langsam können sie aber auch mal zu Waverly kommen", murrte meine Mum.

Ich lächelte und schüttelte den Kopf. ,,Die machen das alphabetisch, Mum. Waverly ist nun mal nicht gerade weit vorne im Alphabet."

,,Waverly ist gar nicht im Alphabet. Nur der Anfangsbuchstabe W", sagte Eyal mit einem stolzen Grinsen.

Ich verdrehte die Augen. ,,Pass auf, du Klugscheißer, sonst hat Sanna die Nase voll von dir, bevor du Pieps sagen kannst."

,,Pieps!"

,,Womit habe ich nur so freche Kinder verdient? Man verbessert Erwachsene nicht, Earline", mahnte meine Mutter mich, aber durch das Schmunzeln auf ihren Lippen, wusste ich, dass sie mir nicht böse war.

Sadwyn grinste - er sah dabei beinahe stolz aus, was mich ein wenig von ihm abrücken ließ. ,,Wenn man so schlau, wie Earline ist, schon."

Das Lächeln auf ihren Lippen verschwand und sie rümpfte stattdessen die Nase. Ich wusste, dass meine Mutter Sadwyn ebenso unangenehm fand, wie ich selbst und da war ich ihr sehr dankbar für.

,,Ich bin nicht außergewöhnlich schlau, Sadwyn", sagte ich ruhig, ,,Du hast mir seit der sechsten Klasse Nachhilfe gegeben, weißt du nicht mehr?"

Zu seinem Glück blieb ihm eine Antwort erspart, denn als Dadyar, der Moderator, zu Tammins kam, ermahnten uns Eyal und Sanna, leise zu sein.

,,Aus Tammins ist es-"

Der blonde Lyndon war an der Reihe zu ziehen. Er machte eine ziemliche Show daraus und wühlte bestimmt zehn Sekunden in der Gläsernen Urne, bevor er einen kleinen Zettel herausnahm.

,,Marielle Kingston, Kaste drei!"

Auf dem Bildschirm erschien ein hübsches Mädchen mit schwarzen Wellen. Sie lächelte in die Kamera und wirkte auf eine nicht zu beschreibende Art majestätisch.

,,Was halten Sie von dieser jungen Dame, Lyndon?", fragte Dadyar. Er versuchte immernoch interessiert zu klingen, was ihm aber nur mäßig gelang.

Ich hörte die Antwort nicht, sondern antwortete selber. ,,Sie ist sehr hübsch, findet ihr nicht auch?"

Sanna legte den Kopf schief. ,,Was hat sie da im Gesicht?"

,,Das ist eine religiöse Bemahlung, Mäuschen", erklärte Radha ihrer Tochter.

Ich verkniff mir den Kommentar, dass der rote Punkt auf der Stirn einiger Frauen eigentlich zeigen sollte, dass sie verheiratet waren und nichts mit der Religion zu tun hatten. Was er auf der Stirn dieses Mädchens machte, wusste ich jedoch auch nicht.

,,Mir gefallen braune Haare besser", erklärte Sadwyn mit einem Schulternzucken. Er ließ es wie eine völlig normale Bemerkung wirken, als würde er damit nicht meine Haare meinen. Es wusste trotzdem jeder in diesem Raum.

Meine Mum räusperte sich. ,,Mir gefallen ihre Haare sehr gut."

,,Wie nähern uns dem Ende. Kommen wir zu dem wunderschönen Küstenstaat Waverly! Sir Joas?"

Joas, der stillste von allen, trat auf die Glasurne von Waverly zu und zog ohne viel Drama einen Zettel heraus. Ohne viel Begeisterung las er den Namen darauf vor.

Was danach geschah, kam mir wie in Zeitlupe vor. Nicht nur mir zog der Name, der gerade erklungen war, den Boden unter den Füßen weg. Er war uns allen mehr als bekannt und vertraut.

Blind Selection - never give up 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt